Hinter den Bildern
Drucke aus der Lithographischen Anstalt Karl Redlich haben sicherlich viele von Ihnen schon gesehen, vielleicht auch schon in diesem Blog: seien es Stadtpläne, Plakate oder allen voran Postkarten. Zuletzt gab es hier ein Rätsel/Bild, das die Druckerei und die angeschlossenen Papeterie und Schreibwarenhandlung in der Landhausstraße 8 (seit 1926 Meranerstraße 6) zeigte. Heute blicken ein wenig hinter die Kulissen dieser Lithographischen Anstalt, die 1857 von Carl Redlich begründet worden ist.
Carl Redlich wurde 1823 in Bayreuth geboren und übersiedelte 1847 nach Tirol, wo er in der Steindruckerei Kravogl als akademischer Maler eine Anstellung fand. In den 1850er arbeitete er dann kurzzeitig bei Carl Czichna, dessen lithographische Anstalt, die später um ein photografisches Atelier erweitert wurde, ja ebenfalls eine Institution in Innsbruck war. 1857 machte sich Redlich schließlich selbständig (zwischenzeitlich auch mit einem Geschäftspartner – Alois Lanzinger) und eröffnete sein Geschäft im eigenen Haus in der Landhausstraße 8. Erste Drucke waren Ansichten von Schloss Tirol und der Ötztaler Gletscherwelt. Bald folgten Entschuldigungskarten, Panoramen, Stadpläne sowie wissenschaftliche Karten.
Als der Sohn Josef (1863–1947) ab den 1880er nach seiner Ausbildung an der Gewerbeschule in Innsbruck, der Lehre im Haus des Vaters sowie bei anderen Druckereien in die Firma einstieg, folgten bald auch schon Postkarten als neues und wichtiges Medium. Mit dem Tod des Vaters Carl im Jahr 1897 wurde Josef zum alleinigen Chef der Firma – der Name der Lithographischen Anstalt Karl Redlich wurde indessen beibehalten. Unter der Führung von Josef wurde das Sortiment um zahlreiche Plakate erweitert, bekannt sind besonders jene Werbeplakate für die damals in ganz Tirol gebauten großen Hotels. Aber auch großformatige Schulwandkarten für das Kronland Tirol kamen aus den Pressen der Firma – beides kann man gut im Titelbild erkennen. In der Zeit vor dem Ersten Weltkrieg arbeiten mehr als 30 Mitarbeiter*innen in der Druckerei.
Anfang der 1920er Jahre übergab Josef den Betrieb schließlich an den Sohn Hermann, der sich aber zunehmend auf die Papierhandlung und den Ansichtskartenverlag konzentrierte. Lediglich kleinere Drucksorten und Visitenkarten wurden bis in die späten 1930er Jahre mit der Tiegeldruckpresse der Firma hergestellt. 1938 wurde das Firmengebäude und die Wohnungen der Familie in der nunmehrigen Meranerstraße für den Bau des Gauhauses in Reichseigentum übergeführt, lediglich das Geschäft konnte im Haus verbleiben. Nach 1945 wurde dieses als Papierhandlung weitergeführt. In den Adressbüchern der Stadt lässt sich dies gut nachvollziehen.
(Stadtarchiv/Stadtmuseum KR-Pl-1643)
Herrlich! Vielen Dank für diesen wunderbaren Beitrag, lieber Herr Aichner! Wohl einer der besten Beiträge des Jahres bisher!
Auf diesen Bildern gibt es so viel zu entdecken, z.B. sieht man auf dem 1. Bild im Hintergrund eine Fassadenzeichnung des Wirtschaftskammergebäudes in der Meinhardstraße!
Der Lerchenhof auf dem 2. Bild war in Mieders im Stubaital.
Danke, das freut mich sehr! Ich war auch überrascht, dass diese tollen Bilder bisher noch nicht gezeigt wurden – aber so ist es hier im Stadtarchiv, es warten noch unzählige spannende Dinge, die gefunden und gezeigt werden wollen!
Weiters sieht man auf dem 1. Bild eine Reklame für „Trinkt Tiroler Limosa Limonade“ auf dem Tisch liegen.
Die Markteinführung des Getränks „Tiroler Limosa“ im Jahre 1909 bietet auch einen Anhaltspunkt für die frühestmögliche Datierung des Fotos. Mehr zu dieser Limonade kann man hier nachlesen:
https://innsbruck-erinnert.at/tiroler-limosa/
Das fand ich auch einen lustigen Zufall, zumal ich auch ja jenen Beitrag verfasst hatte!
Das Haus wurde 1872 von Karl Redlich gekauft. Erbaut wurde es von Baumeister Johann Huter bereits 1854 auf einem Grundstück, welches dieser wiederum am 17. September 1853 von Karl Graf von Spaur erworben hatte.
Karl Redlichs ältester Sohn war der berühmte Historiker Oswald Redlich. Er war von 1897 bis 1929 Universitätsprofessor in Wien und machte sich zusammen mit Emil von Ottenthal bei der Herausgabe des vierbändigen Regestenwerks „Archiv-Berichte aus Tirol“ sehr verdient.
Der Firmengründer Karl Redlich hatte u.a. auch noch eine Tochter Wilhelmine Redlich, welche 1860 zur Welt kam und erst 1962 mit 102 Jahren starb.
Auf dem 1. Bild sieht man hinten in der Ecke auch ein Plakat des Tiroler Volksbunds, der 1905 gegründet wurde. 1919 wurde der Tiroler Volksbund in Andreas-Hofer-Bund Tirol umbenannt und 1938 aufgelöst.