Hinter den Bäumen
Eigentlich sehen wir hier eine weitgehend unverkäufliche Ansichtskarte: Man sieht eigentlich nix. Das wohl nur auf dieser Postkarte in dieser Form abgebildete Gebäude ist nämlich nicht so gut zu sehen. Und noch dazu ist es nicht besonders fesch. Nur E plus 1 oder E plus 2. Irgendwo hinten ragt ein markanter Schlot in den Himmel. Alles in allem nicht so besonders aufregend. Nicht hoch, nicht schön, nicht repräsentativ, kein Portal, keine Aufschrift.
Ich weiß ja auch, dass es sich hier um kein echtes Rätsel handelt. Es geht mir darum auf ein unbeachtetes Gebäude hinzuweisen. Egal ob es noch besteht oder nicht.
Welche Hausnummer hat das Gebäude eigentlich?
Stadtarchiv/Stadtmuseum, So-3-241.
Ist das die interne Klinik? Den ominösen Schlot der Klinik kennen wir dann schon aus vielen früheren Beirägen.
Also hübscher ist die Kaiser-Josef Straße (auf dieser Seite) heute wirklich nicht, die meisten Bäume groß geworden und zurechtgestutzt, die welche die Baumaßnahmen nicht überlebt haben, durch neue Bäumchen erstezt. Bleibt ja die schöne ander Straßenseite mit dem wohl größten Granatapfelbaum Innsbrucks Ecke Anichstraße.
Und das war mir bisher nie aufgefallen und ich gebe zu: Googel hat geholfen: das ganze Klinikareal läuft als Anichstraße 35, selbst die Wege/Straßen innerhalb sind Anichstraße.
Der letzte Absatz stimmt so nicht ganz, große Anteile im Klinikaraeal haben auch Maximilianstraße, Müllerstraße, Peter Mayr Straße, Schöpfstraße und der Innrain – aber ganz blickt man hier eh nicht durch, ist eine eigene Welt!!
Mich wundert die Verwunderung über das „uninteressante“ Motiv. Die Ansichtskarte im wortwörtlichen Sinn hat in jener Zeit der noch fast ausschließlich schriftlichen Kommunikation ihren wichtigen Platz. Da hat ein Patient seinen vielleicht ferneren Lieben, die womöglich gar keine Gelegenheit zu Besuchen gehabt haben, eine Ansicht des Ortes der hoffentlich eintretenden Genesung schicken können. „Da liegt der Peppi-Onkel und die Mali-Tant“ war das Vorzeigeobjekt der adressierten Familie. Warum nicht?
Außerdem hat die Karte jetzt sogar einen Sammelwert. Das Gebäude gibt es seit den frühen 50er Jahren nicht mehr, lediglich die robuste Mauer blieb bis zum Bau der Internen vor ein paar Jahren in der jetzigen Form bestehen, das kleine Eckstück an der Anichstraße sogar noch etwas länger. Ein weiteres kleines Stück Restmauer ist immer noch in der Peter Mayr Straße übrig, wo der geringere Verkehr heute noch zu manchen Tageszeiten die Stimmung der alten Postkarte in guter Näherung aufleben läßt. Nur die Bäume haben hinter dem Zaun Schutz gesucht.
Interessant auch die Orientierung der Bank. Neben der leichteren Kommunikation mit Passanten konnte man auch einen Patienten, der es ans Fenster schaffte, zu festgesetzter Zeit grüßen. Nachdem man diese via Ansichtskarte ausgemacht und das Fenster angekreuzt hat.
Die Straßen im Klinikareal sind nicht ausgeschildert und das gesamte Areal hat die Adresse Anichstr. 35, die einzelnen Gebäude haben also keine eigenen Hausnummern bzw. Adressen. Streng genommen entspricht natürlich nur das MZA Gebäude, seit kurzem Haus1, der Anichstr. 35.