Gewöhnliche Winterwanderung?
Am ersten Blick wirkt dieses Bild geradezu idyllisch, vielleicht eine Winterwanderung, die erste Person scheint eine Rodel zu ziehen. Doch bei genauerem Hinsehen fragt man sich vielleicht, wieso die Schneehaufen dahinter so grob aussehen und erkennt vielleicht auf der linken Seite des Fotos ein paar Trümmer. Was war hier geschehen?
Kurz vor 5 Uhr am Nachmittag lösten sich am 4. Februar 1935 an der Nordkette nach längerem Tau- und Regenwetter riesige Schneemassen und donnerten ins Tal bis nach Mühlau hinein. Glücklicherweise, heißt es in den „Innsbrucker Nachrichten“ vom darauffolgenden Tag, kam die Lawine „derart langsam“ ins Tal, „daß alle bedrohten Häuser vorher noch rechtzeitig von sämtlichen Lebewesen geräumt werden konnten“. So forderte diese Katastrophe keine Menschenleben, 24 Personen wurden aber durch die Schneemassen obdachlos.
Ein Lebewesen galt es aber zu retten: ein Schwein. Alle anderen Tiere konnten noch vor dem Erreichen der Lawine in Sicherheit gebracht werden, doch ein Schwein war noch in einem Stadel gefangen und musste gerettet werden, einen ganzen Tag lang musste das arme Tier ausharren bis es von der Freiwilligen Feuerwehr Mühlau gerettet werden konnte.
Das volle Ausmaß der Lawine ist erst auf den Bildern erkennbar:
Fotos der Lawine in Mühlau vom 4. Februar 1935 aus dem Tätigkeitsbericht der Freiwilligen Feuerwehr Mühlau (StAI, Archiv der FF Mühlau)
Im Tätigkeitsbericht der Freiwilligen Feuerwehr Mühlau wird auch der Zusammenhalt der Bevölkerung deutlich, so heißt es „Die Korethwirtin schickte sofort Kessel voll Tee, damit die im kalten Schneewasser arbeitenden Feuerwehrmänner eine notwendige Labung bekommen.“
Blick auf die Schneemassen mit mitgeführten Trümmern, im Hintergrund die Pfarrkirche Mühlau (StAI, Ph-6535)
Bei einigen weckte dieses Unglück Erinnerungen an die Lawine in Mühlau im Jahr 1923, über die wir bereits berichtet haben. Das Titelfoto selbst ist mit 6. Februar 1935 datiert, vielleicht zeigt es auch eine Winterwanderung interessierter Schaulustiger, wenige Tage später scheint in Mühlau wieder die Normalität eingekehrt zu sein.
Autor: Gregor Dohle
Titelfoto: StAI, Ph-10040
Das hat ausg’schaut – habediehre!!!
Täuscht es mich – oder wurde der „Lawinendamm“ bald nach 1951 errichtet?
Der Pfarrer Brugger hat immer gsagt: „Santa Fe !“