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Anrüchiges Handwerk (I.)

Anrüchiges Handwerk (I.)

Wie auch die Schmiede waren die Gerber ein Handwerkszweig, der viele verschiedene Berufe umfasste. Im Gegensatz zu den Schmieden, deren Zugehörigkeit zum „ehrlichen Handwerk“ nicht in Frage gestellt wurde, rangierten die Gerber lange Zeit an der Grenze zur „Unehrlichkeit“, da sie mit toten Tieren arbeiteten und ihr Gewerbe im wahrsten Sinne des Wortes „anrüchig“ war. Die Trennung zwischen Handwerkern, die das bereits gegerbte Leder weiterverarbeiteten und den Gerbern war ebenfalls nicht leicht zu ziehen, oft wurde sowohl das Gerben als auch die Weiterverarbeitung von denselben Handwerkern durchgeführt. Doch ihre Dienste waren stets gefragt und so organisierten auch die Gerber sich im Laufe der Zeit in eigenen Zünften, wie es dem „ehrlichen Handwerk“ vorbehalten war.

Die Gerber trennten sich im Wesentlichen in Weiß- und Loh-/Rotgerber. Für beide galt aber, dass die Tierhäute, die Sie entweder vom Abdecker oder Metzger erhielten, über Nacht in fließendes Wasser spannen mussten. Anschließend wurden sie vorsichtig abgeschabt, um Fleisch- und Fettreste zu entfernen, ohne dabei die Haut zu beschädigen. Die Häute wurden dann in Gruben in eine alkalische Lösung eingelegt. Im Laufe von etwa zehn Monaten lösten sich so die Haare aus, die danach zusammen mit der obersten Hautschicht abgeschabt werden konnten. Nun mussten die Häute wieder unter fließendem Wasser gewaschen werden, um Rückstände auszuspülen. Die sogenannten Blößen wurden anschließend gebeizt, mit einer Mischung aus Baumrinde, Gerste, Urin sowie Hunde- und oder Taubenkot. Aufgrund des hohen Wasserbedarfs waren diese Werkstätten nahe an fließenden Gewässern angesiedelt und dank ihrer sicherlich spannenden olfaktorischen Kulisse stets am Rande von Dörfern und Städten.

Die ersten Erwähnungen von Gerbern in Innsbruck stammen aus der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts. Hier zu sehen ist eine Urkunde, datiert auf den 14. September 1437, mit dem die Bruderschaft der Pfarrkirche zu St. Jakob ein Lehen vergab, welches an das Haus des Gerbers (wenig überraschend in der Vorstadt angesiedelt) angrenzt.

(Signatur U-290)

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