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Der Bilderblog aus dem Stadtarchiv/Stadtmuseum Innsbruck
Gandalf Von Bismarck

Gandalf von Bismarck

Der Taumel des Nationalgefühls zu Beginn des 20. Jahrhunderts führte zu vielen kuriosen Auswüchsen. Einer davon waren zahllose Postkarten mit Motiven, die man schon fast für amüsante, aber realitätsferne Kreationen einer KI halten könnte.

Hier sehen wir einem deutschen und einem österreichischen Soldaten, die zu einer überlebensgroßen Figur aufblicken. Die mythische Gestalt, die Herr der Ringe Fans unweigerlich an Gandalf den Grauen erinnert, stellt wahrscheinlich eine Synthese auf Otto von Bismarck und Odin dar. Die Gesichtszüge des Deutschen Kanzlers sind unverkennbar, der Stab und die Raben legen die Assoziation mit dem Oberhaupt des germanischen Pantheons nahe.

Man wundert sich immer wieder, weshalb deutsch-nationale auch in Österreich so gerne Bismarcks als Ikone bedienten – natürlich gilt er als der Einiger des Deutschen Kaiserreichs, aber Teil dieser Einigung war bekanntlich auch Königgrätz. Vielleicht wäre man für PR-Zwecke besser beraten gewesen, sich eine Figur zu suchen, die nicht mit einem Krieg gegen Österreich verbunden war. Aber anscheinend war das kein allzu großes Hindernis, schließlich hatten nicht nur Graz und Wien sogar einen Bismarckplatz, sondern auch Innsbruck. Allerdings war diese Umbenennung durchaus mit politischen Kontroversen verbunden, eben wegen dem Krieg von 1866.

(Signatur sommer-11-24)

Dieser Beitrag hat 2 Kommentare
  1. Das Auergymnasium hatte auch einen Geschichteprofessor in seinen Reihen, den strengen, in höheren Klassen aber immer umgänglicher gewordenen Herrn Dr. Rutzersdorfer. Er war ein Bismarckfan wegen dessen Bündnisstrategie, die dann vom deutschen Kaiser Wilhelm nicht verstanden wurde. Es sollte, heißt es in Wikipedia heute noch, den Frieden in Europa und Deutschland sichern, war aber meiner Meinung eine Rückendeckung, um mit Frankreich streiten zu können. Ohne direkte Kriegsgelüste, es sollte nur zeigen, dass Frankreich (und England, aber daran dachte man garnicht, vielleicht die Achillesverse des Systems) ohne Bündnis allein dasteht. Den Gesichtern der Schüler mag er angesehen haben, dass wir es auch nicht verstanden haben.

    Die enorme Zahl von über 700 Denkmälern in allen Formen vom Hochhaus bis zur Wandtafel, ist sicher noch größer. Als junger Erwachsener war ich einmal in Westfahlen auf einem Bismarck bekrönten Hügel (20 Meter Höhe sind dort schon ein Berg) und sah bis nach Holland hinein. Mit Google wollte ich es einmal wieder ansehen, fand es aber nicht. War wohl zu unbedeutend. Erst ein anschließend besuchtes Restaurant in einem Wasserschloss führte mich auf die Spur. Sentimentalitäten befallen einen manchmal….aus mir könnten Psychostudenten ein Dutzend Dissertationen schneiden.

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