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Elefantenspaziergang Durch Dreiheiligen

Elefantenspaziergang durch Dreiheiligen

Im Jahr 1927 freute man sich in Innsbruck auf ein Gastspiel des berühmten Zirkus Krone. Ein Mann, der sich als Mitbesitzer des Zirkus Krone ausgab, kündigte das baldige Eintreffen der Zirkustruppe an. Dabei handelte es sich aber leider um eine Falschmeldung und es stellte sich heraus, dass der Mann ein Hochstapler war, der einige Personen um ihr Erspartes brachte. Im Tiroler Anzeiger vom 6. Mai 1927 erschien in der Rubrik „Verhaftungen“ folgender Artikel über diese Begebenheit: „Zirkusdirektor und Heiratsschwindler. Seit 22. April wohnte in einem Hotel in Innsbruck in der Maria-Theresien-Straße ein Mann, der sich als Tierarzt und Vertreter und Mitbesitzer des Zirkus „Krone“ in München ausgab und sich Dr. Gustav Bakesch nannte. Er erzählte den Leuten, mit denen er zusammentraf, daß der Zirkus Krone am 14. Mai in Innsbruck eintreffe und in Mühlau seine Zelte aufschlagen werde. Er machte den Leuten auch vor, daß schon in den nächsten Tagen die ersten Löwensendungen am Hauptbahnhofe in Innsbruck eintreffen werden. Unter derartigen Vorspiegelungen ist es ihm gelungen, verschiedenen Leuten Geldbeträge herauszulocken. Im Hotel blieb er natürlich die Zimmermiete schuldig. Am 2. Mai ist der Dr. Bakesch in ein Hotel in Wilten übersiedelt. Vor einiger Zeit lernte er eine Köchin kennen. Er versprach ihr, sie zu heiraten und veranlaßte sie auch, daß sie ihren Dienstposten am 1. Mai verlassen hat. Sie zog zu ihrem „Bräutigam“ ins Hotel. Am 4. Mai fuhr Bakesch mit seiner Braut nach Ausfern [sic!]. Um die Fahrkosten zu begleichen, borgte er sich von einem Stubenmädchen 50 Schilling aus. Soweit bisher festgestellt werden konnte, hat Bakesch den verschiedenen Personen Geldbeträge in der Gesamthöhe von über 550 S herausgelockt. Auch einen Verwandten seiner „Braut“ hat er betrogen. Als er Donnerstag früh von seiner Reise zurückkehrte, wurde er in Innsbruck von der Kriminalpolizei verhaftet. Er ist der am 4. Juni 1896 in Wien geborene Trainer Gustav Bakesch, der wegen Betruges von Wien und von Steiermark gesucht wird.“

Erst im Jahr 1930 war es dann wirklich so weit: Der Zirkus Krone gab am 8. August 1930 seine erste Vorstellung. Davor zogen Artisten, Dompteure und zahlreiche exotische Tiere zu Reklamezwecken durch Innsbruck, um für dieses Ereignis Werbung zu machen. Dabei entstand das Titelbild dieses Artikels, das vom Fotografen Emil Schneider angefertigt wurde. Man sieht, dass zahlreiche Schaulustige, die die Dreiheiligenstraße säumten, sich dieses Schauspiel nicht entgehen ließen. Selbstverständlich wurde auch in den Medien über das Gastspiel des Zirkus Krone berichtet. So erschien im Tiroler Anzeiger am 7. August folgender Artikel, der dem Leser einen Blick „hinter die Kulissen“ gewährte: „Am Freitag gibt der Zirkus Krone in Innsbruck seine erste Vorstellung. Dieser Riesenzirkus ist ein Reich für sich, worin Direktor Carl Krone, der sein Unternehmen die Krone aller Zirkusse nennt, souverän thront, sein Volk eine Nation für sich, die sich aus folgenden Nationen zusammensetzt: Japanern, Chinesen aus Peking und Kanton, Mongolen, Kubankosaken, Tscherkessen, Arabern aus Kleinasien, Marokkanern, Schwarzen aus Nord-, Ost- und Westafrika, Staatsangehörigen aus Argentinien und Kuba und Europäern aus allen Staaten von Finnland bis Spanien. Fast ebenso vielköpfig und noch bunter gemischt ist das Volk der Tiere, das sich hier zusammenfand. Wie die Zirkusdirektion mitteilt, umfaßt die Tierschau rund 850 Tiere, darunter 245 Pferde, 40 Kamele, 42 Tiger, 35 Löwen, 25 Eisbären, 20 Zebras, 26 Elefanten, seltene See-Elefanten, eine Anzahl Seelöwen, Nilpferde, ein sehr seltenes Weißschwanz-Gnu, ein weißes Lama mit braunem Schwanz, amerikanische Bisons, ferner eine Anzahl Zwergzebus, eine Herde italienischer Stiere, Riesenschlangen, Alligatoren, exotische Vögel, seltene Kormorane und ein paar Affenherden. […]

(Stadtarchiv Innsbruck, KR-Pl-3700)

Dieser Beitrag hat 2 Kommentare
  1. Der Ausgangs- und Endpunkt dieses 1 km langen Festzuges war der „Messeplatz Reichenau“. Dabei dürfte es sich um die damals noch fast unverbauten Wiesen entlang der Reichenauerstraße zwischen Pembaurstraße fast bis zur Prinz Eugenstraße gehandelt haben – ich kenne sie den Namen nach als „Oktoberwiese“, da hier auch der Vergnügungspark stattfand (da war ich aber doch noch zu klein)

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