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Eine Verlorene Kunstform

Eine verlorene Kunstform

Es gehört zu den guten und lange geübten Praktiken von Vereinen, dass verdiente oder langjährige Mitglieder ausgezeichnet werden. Wenn die zu ehrende Person im Vorfeld keine Ahnung von dem hat, was da auf sie zukommt, dann ist eine solche Ehrung eine große Freude. [Ich durfte das – als Alterserscheinung? – von einem mir sehr lieben Verein erleben. Ich habe mich ehrlich sehr gefreut!]

Bis vor wenigen Jahren wurden die Urkunden für ganz besondere Anlässe als kleine Kunstwerke ausgeführt. Einzelne Künstler wie etwa Hans Praty oder der für seine Handschrift weitum bekannte Oswald Haller waren auf solche Arbeiten spezialisiert.

Hier haben wir eine Urkunde von Hans Praty vorliegen. Der Radfahrer-Verein „Innsbrucker Schwalben“ ernennt darin im Jahr 1949 ihren Obmann Hans Waroschitz zum Ehrenmitglied. So weit ist der Inhalt dieses kleinen Kunstwerkes rasch beschrieben. Aber die Leistung des Künstlers liegt in der empathischen Umsetzung von Leben und Werk des Jubilars. Offenbar ist Hans Waroschitz links oben als Radfahrer portraitiert. Darunter ist das Vereinslogo – eine Schwalbe vor einer stilisierten Serles – dargestellt. Dieses findet sich auf dem angedeuteten Siegel am unteren Ende der Urkunde nochmals. Der Bezug zur Maria-Theresien-Straße ist uns heute nicht mehr nachvollziehbar. Entweder war es einfach ein Symbol für Innsbruck oder Johann Waroschitz hatte einen Bezug zu diesem Ort.

Heute sind solche Urkunden weitestgehend verschwunden. Eine kurze Fingerübung am Computer und ein schneller Ausdruck – fertig ist die Ehrenurkunde. Damit sind auch die Künstler verschwunden, die solche Kunstwerke geschaffen haben.

PS: Speziell für Herrn Ing. Roilo: Hans Waroschitz wohnte in der Pradlerstraße 44.

(Stadtarchiv/Stadtmuseum Innsbruck, Signatur: Bi-423)

Dieser Beitrag hat 3 Kommentare
  1. Danke, Herr Dr. Morscher für Ihr PS! Ja, an den Hans Waroschitz kann ich mich noch gut erinnern! Dass er in der Pradlerstraße auch wohnte, wusste ich nicht, jedenfalls hatte er aber hier sein Fahrradgeschäft.
    Er war ein richtiger Experte . Für mich das Wichtigste: Hier leistete ich mir meinen Traum, mein erstes eigenes Fahrrad! Ein Rih Super! Muss 1957 / 58 gewesen sein (im November 1955 bin ich bei meiner Firma eingetreten!!)
    Dass ich keine 50 m entfernt, beim Scharfen Eck in die Straßenbahnschienen kam und vor all den Leuten an der Haltestelle auf die Nase fiel, ist eine andere Geschichte!
    Hans Waroschitz war wirklich eine Ikone des Innsbrucker Radsports!!

    1. An das Fahrradgeschäft Waroschitz erinnere ich mich auch, war das nicht zwischen den Metzgern, man mußte über 2 oder
      3 Stufen hinauf in das Geschäft.
      Waroschitz, Schwab und der ehemalige Bäckermeister Emil Wachtler waren über die Grenzen Tirols als „zache“ Redrennfahrer
      bekannt. Als Bub erinnere ich ich mich auch an das „Eichhofkriterium.“ Damals galt für mich, wenn ich diese Helden auf ihren Rädern
      sah, wenn ich groß bin dann mach ich das auch. Bin dann aber auf Motorisiert, sprich Motorrad, gekommen.

      1. Ja, das mit den zwei Metzgern stimmt: Hafele und Strickner – es gab ja dann schnell drunter in der Pradlerstraße noch zwei, den Von Stadl und den Müller, also vier Metzger hintereinander auf einer ganz kurzen Strecke und alle auf derselben Straßenseite! Unglaublich! Dabei waren in Alt-Pradl noch zwei, auf Nr.1 (Müller Hans) und Nr. 9 (Sailer). Auch das mit den Stufen vom Gehsteig in den Waroschitz-Laden stimmt.
        Zu den Namen der Radrennfahrer: Mein Idol war der Richard Menapace! Wenn ich da an die Hungerburgrennen denke!!! Wegen ihm kaufte ich, sobald ich etwas Geld hatte, ein RIH!!

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