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Eine – Traurige? – Prozession

Eine – traurige? – Prozession

In der Schlossergasse kommt uns eine Prozession entgegen. Wir werden bald zur Seite treten müssen. Festgehalten wurde die Szenerie vom bekannten Maler Edgar Meyer (1853 – 1925). Über Leben und Werk wurde hier schon berichtet: https://innsbruck-erinnert.at/edgar-meyer/

Auch mit dem vorliegenden Bild. Doch schauen wir uns das Bild genauer an: Ist das wirklich ein Leichenzug? Wenn ja, warum? Nur die schwarz gekleideten Menschen allein, sind zu wenig Hinweis. Welche Persönlichkeit wird mit einem solchen Umzug bestattet? Und warum führt dann der Weg durch diese eher weniger bedeutende Gasse der Altstadt? Oder ist es doch ein Segnungs-Umgang?

Kurios ist jedenfalls, dass vor allem Kinder an dem sakralen Treiben interessiert sein dürften.

Was, außer dem Fechtl-Wirt befand sich noch in der Schlossergasse? In der Mitte der Gasse erkennen wir wohl die mit Brettern abgedeckte Ritsche. Damit wäre eine Datierung vor 1904 gegeben. Andererseits gibt es am Rand einen etwas erhöhten Gehsteig, der wohl erst im Zuge der Kanalbauten errichtet worden ist. Dann ist in der Bildmitte nicht die Abdeckung der Ritsche zu sehen, sondern ein Art Kanaldeckel.

(Stadtarchiv/Stadtmuseum Innsbruck; Slg. Kreutz)

Dieser Beitrag hat 19 Kommentare
  1. Es spricht vieles gegen eine Prozession.
    Die Gasse, das Fehlen eines ‚Himnels‘ bei einer Prozession, das Kreuz im Hintergrund, die wenigen Menschen die hinten nach gehen und ein geschmückter Altar entlang des Weges.
    Also wohl doch ein Leichenzug.

  2. Überführung des Verstorbenen in die „Spitalkirche“ und anschließende Beerdigung – noch am Adolf-Pichler-Platz?
    (Assoziation meinerseits wegen der frühen Morgenstunde – da auch die Begräbnismesse für meinen Nonno im April 1943 schon um 6h morgens begonnen hat – bei Schneetreiben!)

    1. …..könnte man vermuten, wären da nicht die Ministrantenkittel – ganz unevangelisch – und die Fahne – und die ehrfürchtige Haltung der Leute am Straßenrand.
      Die roten Ministrantenkittel sprechen aber wieder gegen ein Begräbnis.
      Jahres- und Tageszeit könnnten eventuell zu einem „Bittgang“ vor Christi Himmelfahrt passen, aber – da gehts ein bißl schlichter zu.
      „Außer aus die Staudn!“ würde an dieser Stelle vielleicht Fritz Dinkhauser allen theologisch Gebildeten zurufen, die uns jetzt Auskunft geben könnten.

      1. Ich habe jetzt die Lupe zur Hand genommen.
        Nun scheint sich (für mich) alles auf die junge Frau rechts an der Hauswand hin zu konzentrieren. Sie trägt einen Säugling in einem Tragkissen.
        Ist sie eine Dienstmagd vom Land? Ist das Kind das ihre? (Nach dem Vater sollten wir in diesem Zusammenhang besser nicht fragen)
        Gab es derlei Zeremonien vor 1900 zu beinahe noch nachtschlafender Stunde?
        Die miteinander tratschenden Frauen auf der anderen Straßenseite nähren auch noch zu allem Überfluß meine Vermutung.

        1. Je länger ich es ansehe, umso gespenstischer wirkt dieses Bild auf mich…
          „Kinder am Weg zur Schule“ – kann ich bestenfalls eines, das Mädchen neben dem Mann mit Hut in der Straßenmitte, erkennen.
          Die meisten Personen am Straßenrand sind als Erwachsene gekleidet.
          Der „weiße Fleck“ in der Bildmitte sieht für mich aus wie der Kopf eines „Kriegers“ mit Helm und Federbusch.
          Hoffentlich hab ich jetzt keine Alpträume…

  3. Das Bild sagt zu wenig aus, Schuld des Künstlers. Ein katholischer Umgang in den frühen Morgenstunden, Sonnenaufgang am Berg, herunten noch Schatten. Da gibt’s noch kein Begräbnis. Die rote Montur der Ministranten gehört auch nicht zu einem leichenzug. Der Mann an der Spitze scheint der Hand haltung nach ein Weihrauchgefäß zu tragen? Kinder waren früher keine Seltenheit wie heute, kein Wunder, dass die zu sehen sind. Und gruseln tut’s mich im besten Willen nicht.

  4. Der von Herrn Morscher gesetzte Link leitet zu einem Beitrag von Frau Kollmann-Rozin. Sie schreibt über das Motiv: „Ein Leichenzug bewegt sich durch die düster dargestellte Gasse.“

    Es war dies offensichtlich nicht die einzige Prozession, die Edgar Meyer malte. Hier wurden 33 seiner Bilder angeboten, und wie es aussieht auch verkauft. Die beiden letzten stellen ebenfalls Prozessionen dar, auch diese hier ist dabei, allerdings in „schwarz-weiß“: http://www.artnet.de/k%C3%BCnstler/edgar-meyer/2

  5. Das ist einfach kein Leichenzug. Zu früh am Morgen, vielleicht 6 Uhr im Juni, rotweiße Ministrantenkittel und ein lustiges Fähnlein. Ich würde sagen,das ist das Brandjoch und die Schlossergasse, der Rest entspricht keinem beobachteten Ereignis, sondern der Maler hat hat da ein gut gehendes Klischee hingepinselt, wovon er nicht mehr Ahnung hat als Prozession ist Lichter, Leute und Dings. Und ein paar jowielieb-kinder.

  6. Da auf eine bauliche Einzelheit nicht eingegangen wurde:
    Dieser „Schwibbogen“ am Beginn der Schlossergasse.
    War er als Verstärkung bei erdbeben gedacht?
    Oder war das (was ich weniger glaube in diesem Fall) ein Übergang ins gegenüberliegende Haus?
    Täusche ich mich – oder gibt, bezw. gab, es im Hof des Alten Regierungsgebäudes auch Ähnliches?

    Wie lang wird der in der Schlosserasse wohl bestanden haben – ich kann mich zumindest an dieser Stelle an keinen erinnern.

  7. Mir ist als erstes der Kanaldeckel ins Auge gesprungen. Für mich sieht das aus wie einer jener typischen dreiteiligen Schachtabdeckungen, die auch heute noch über größeren unterirdischen (Kanalisations-)Bauwerken zu finden sind, in die über Treppenstufen eingestiegen werden kann, im Gegensatz zu den vertikalen Schächten mit Leitern), was die Wartung erleichtert.
    Ein solcher Deckel über einer nicht begehbaren Ritsche in 80 cm Tiefe hätte doch keinen Sinn gemacht, oder?

  8. Ein Foto der Schlossergasse auf Höhe des Fechtlwirts mit Bogen im Hintergrund. Kein Datum bekannt, vielleicht über die zur Schau gestellte Mode einwenig einzugrenzen.

    Ganz vorsichtig gefragt: Steht der Bogen nicht gegenüber der Schlossergasse im Hof, der glaub ich zum Fürbass Wild und Geflügelhandel gehört hat?

    https://postimg.cc/3k9ffmKt

      1. Da könnten Sie recht haben, Frau Stepanek. Das Erscheinungsbild der Frau ist genau jene Frau & Muttertier Erscheinung, über die auch das aktuelle Gauderfestplakat gestolpert ist 🙂 .

        Immer noch die Möglichkeit einer Lage im Fürbass-Hof favorisierend, könnte das „Begele“ den Bomben zum Opfer gefallen sein, die dort einen Einschlag verursacht haben.

        1. Das Wort „Muttertier“…..nun, jedes Hirschkalb lebt durch ein solches…
          Nichts für ungut, Herr Hirsch! Ist mir nur sauer aufgestoßen!

  9. Auf dem Titelbild des Beitrages von Frau Fritz, den Herr Auer hier verlinkt hat, kann man trotz der unscharfen Aufnahme die Hausnummer 16 auf dem Torbogen recht gut erkennen. Adresse Seilergasse 16, demnach wohl zum Fürbass-Haus gehörend. Das Haus des Wildprethändlers wurde irgendwann erkennbar umgebaut. Der Bogen fiel anscheinend diesem Umbau zum Opfer.

    Wenn es denn je ein „echter“ Schwibbogen war (vgl. Stiftgasse), hat er inzwischen einen stählernen Unterbau bekommen oder ist zu einem Stöckl mutiert. Ein Tor gibt es aber auch heute noch an dieser Stelle, wenn auch kein gemauertes:

    https://www.google.com/maps/@47.267504,11.3917318,3a,47.8y,315.87h,88.15t/data=!3m6!1e1!3m4!1sbyl1o9tZ4o0wTwwWGsnbqA!2e0!7i13312!8i6656

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