Ein Stück Höttinger Hausgeschichte
Viele von unseren LeserInnen werden dieses Gebäude, Schneeburggasse 24 vom Vorbeigehen/Vorbeifahren sicherlich kennen. Vielen Höttinger SchülerInnen, die unten in der Stadt auf eine höhere Schule gehen/gingen, ist es bestens vom täglichen Aussteigen aus dem A oder H-Bus bekannt, der genau hier stehen bleibt/blieb. Es ist immer wieder spannend, Geschichten hinter den Gebäuden, an denen man täglich vorübergeht, genauer nachzugehen.
Das Haus mit angrenzendem Wirtschaftsteil (im Hintergrund zu sehen), war im Besitz der Familie Pradler. In der Tür des Geschäfts steht der Hausherr Johann Pradler, vulgo „Wolfele“ (1859 – 1931), dessen Anwesenheit uns einen ungefähren Anhaltspunkt für die Datierung gibt. Sein Onkel war der berühmte Wolfele Wilde, der hier aufgewachsen war, und ja bekanntlich aus Herzschmerzgründen in den Höttinger Wald übersiedelte und dort bis zu seinem Lebensende ein Einsiedlerdasein fristete. Doch zurück zu Johann: er war Kaufmann und Landwirt, verh. mit Johanna, geb. Jabinger und war kurze Zeit (um 1910) sogar Mitbesitzer des Gasthaus Goldener Bär direkt gegenüber. Hier ist er in der Tür seines Ladens zu sehen, der im Adressbuch unter der Sparte „Krämer und Viktualienhändler“ geführt wird. Auffällig häufig findet sich hier die Firma „Maggi“…
Am 3. September 1960 brannte der Wirtschaftsteil des Hofes ab. Im Anschluss wurde die Landwirtschaft stillgelegt, da Johanns Sohn Robert, zu diesem Zeitpunkt Mitte 70, keine Kinder hatte. In das Gebäude zogen danach unterschiedliche Institutionen ein, zuletzt waren im Parterre das Dorfstüberl und ein Friseursalon beheimatet. Im oberen Teil war bis Sommer 2020 der Waldorfkindergarten (mit großer Gartenfläche) untergebracht. Das Gebäude ist übrigens nicht mehr in dieser Form zu sehen: Derzeit läuft gerade ein großes Umbauprojekt, welches den ehemaligen Bauernhof in ein modernes Mehrparteienhaus umfunktionieren wird.
(Stadtarchiv Innsbruck, Ph-Dig-252. Provenienz&Informationen: Johann Muglach; Ph-A-24719-4: Provenienz: BR i. R. Helmuth Moser)
Eine kurze Erwähnung wert ist auch die dunkelgrüne Lackierung des Feuerwehrautos. Für mich als Kind war das immer unverständlich, Feuerwehrautos sind doch immer rot. Wenn es wenigstens dunkelgrüne Spielzeugfeuerwehrautos gegeben hätte!, Das wäre ein Beweis gewesen, daß es sie tatsächlich gibt.
Viel später erst erfuhr ich von der historisch aus der Luftschutzpolizei hervorgegangenen Innsbrucker Feuerwehr, die das Dunkelgrün der Polizei noch lange in den Genen hatte. Eine Zeitlang gab es einen hellgrünen Opel Caravan Kommandowagen, mit amerikanischer Sirene.
Bemerkenswert auch die kleinen bescheidenen Blaulichter. Welch optisches Geschrei macht heutzutage schon ein simples Müllfahrzeug.
Private Rätselfrage: Ab wann wurden die Fahrzeuge der Innsbrucker Feuerwehr rot gefärbt?
Sehr geehrter Herr Hirsch,
vielen Dank für diese schöne Rätselfrage 🙂 Der LFV Tirol fasste am 25. Mai 1961 den Beschluss, dass „alle Feuerwehrfahrzeuge bis 1966 von polizeigrün auf feuerwehrrot“ umlackiert werden mussten. Parallel dazu wurde in den frühen 1960er-Jahren bei der Innsbrucker Berufsfeuerwehr auch ein Tanklöschfahrzeug gelb lackiert (nach US-amerikanischem Vorbild), um herauszufinden, welche Lackierung bessere Sichtbarkeit und damit auch Sicherheit bringt (Quelle: Bezirksfeuerwehrverband Innsbruck -Stadt: Die Feuerwehr Innsbruck. Geschichte, Gegenwart und Zukunft, Innsbruck, Wien 2007, S. 98).
Detail am Rande: die Ursprünge der Innsbrucker Feuerwehr gehen bis ins Jahr 1857 zurück; erst nach dem „Anschluss“ begann die Neuorganisation der Feuerwehren im (Un-)Geist des NS-Regimes. Die Freiwilligen Feuerwehren wurden in eine Hilfspolizeitruppe und die Berufsfeuerwehr in die Feuerschupolizei verwandelt. Bereits im September 1945 begannen Branddirektor Josef Sailer und Hauptgerätewart Josef Mader damit, das Freiwillige Feuerwehrwesen nach den vor dem „Anschluss“ geltenden Grundsätzen wieder aufzubauen.
Schönen Abend,
Matthias Egger