Ein schrecklicher Anblick
Das Auge weigert sich eigentlich diesen Anblick zu erkennen: Das Goldene Dachl in Innsbruck. Ganz weit weg vom touristischen Hochglanz. Um das Wahrzeichen im Zweiten Weltkrieg wenigstens von Splitterschäden zu bewahren wurde eine Ziegelmauer um den Erker gebaut. Bei einem Volltreffer hätte diese natürlich genau gar nix geholfen. So weit ist es aber – Gott sei Dank! – nicht gekommen. Die Schäden sind trotzdem sehr schlimm. Das Gebäude des Gasthaus „Goldenes Dachl“ schaut ziemlich trostlos aus.
Auch im Vordergrund stapeln sich die Reste von benachbarten Häusern. Ich zitiere sinngemäß einen Fachmann der Innsbrucker Baugeschichte, der meint, dass die Innsbrucker Altstadt sehr viel Glück gehabt hat: Das Dachl, die Hofburg, die Hofkirche, der Stadtturm und die meisten Kirchen der Innenstadt habe die Angriffe weitgehend unbeschadet überstanden. Nur der Dom wurde schwer in Mitleidenschaft gezogen. Viele Anwohner werden das wohl anders sehen. Aber im Prinzip stimmt das schon.
So wollen wir das Goldene Dachl jedenfalls nie wieder sehen!
(Stadtarchiv/Stadtmuseum Innsbruck; Ph-19.696)
Ja, Herr Morscher, da bin ich voll bei Ihnen! Ich weiß auch, wovon ich rede, „durfte“ ich doch 21 von den insgesamt 22 Bombenangriffe auf Innsbruck selbst miterleben. Viele gibt es ja nicht mehr, die das von sich behaupten können!
Natürlich soll es oben „von den insgesamt 22 Bombenangriffen“ heißen – eh klar.
Das Eckhaus Hofgasse / Pfarrgasse erwischte es beim 13. Angriff vom 16.12.1944. Der Bombenschutt wurde aus beiden Gassen herausgebracht und auf dem Platz vor dem Goldenen Dachl zwischengelagert.
Die Ziegelmauer wurde erst nach den ersten beiden Angriffen vom 15. und 19.12.1943 errichtet. Es gibt ein Foto vom zerstörten Winklerhaus neben dem Stadtturm und dahinter das Goldene Dachl „nackert“.
Als ich 1950 in die Gewerbeschule kam, sprach man noch vom Einsatz der Baufachabteilung beim Abtrag im Rahmen der Bauhofstunden.