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Ein Schlummerndes Kleinod

Ein schlummerndes Kleinod

Die Hammerlvilla in der Karmelitergasse 12 gehört für mich zu den einerseits sichtbarsten und andererseits zu den am nachhaltigsten schlummernden Kleinodien der Stadt. Fährt man die Olympiabrücke herunter, spaziert man durch die Unterführung darunter, dann liegt sie in ganz offen-sichtlicher Präsenz vor einem und macht doch, seit ich zurückdenken kann, den Eindruck als läge sie in tiefstem Dornröschenschlaf.

Schwer zu glauben aber wahr, das heutige Titelbild von Kurt Reuter aus dem Februar 1967 ist die älteste Aufnahme innerhalb unserer bereits digitalisierten Bestände. Zu diesem Zeitpunkt hatten die Gebäude bereits satte 79 Jahre auf dem Buckel. Geplant wurden sie nämlich im Jahr 1888 vom damals dreißigjährigen Max von Loos (1858-1953), der in seiner Frühzeit einige Jahre in Innsbruck tätig war. Weitere Bedeutung erhält die Anlage durch den Umstand, dass es der erste Bau der am 26. Juni 1888 gegründeten Firma von Baumeister Anton Fritz (1849-1912) ist, die seither das Innsbrucker Stadtbild maßgeblich beeinflusst.

Der im Stil des Historismus und frühen Heimatstils entworfene Bau ist durch die üppige Verwendung und Vermischung von Stein, Holz, Mauer- und Fachwerk geprägt. Die Ausschmückung mit Erkern, Veranden und Türmen verleihen ihm den Charakter eines ländlichen Edelsitzes. Die aufwändigen Drechslerarbeiten stammen übrigens noch vom namensgebenden Bauherrn Gabriel Hammerl (1847-1928).

Der Drechsler, Bildhauer und Spielwarenfabrikant hatte sein Geschäft in der Maria-Theresien-Straße 4, die Karmelitergasse beherbergte die Villa einerseits und die L-förmige Spielwarenfabrik andererseits. Letztere ist heute auch durch den Umstand interessant, dass die mit Reklame gefüllte Lücke den wohl letzten noch nicht behobenen Bombentreffer des Zweiten Weltkriegs darstellt.

Die ehemaligen Fabriks- bzw. Ausstellungsgebäude beherbergen auch eine Gedenkstätte an die Familie Hammerl. Nach dem Tod von Gabriels Witwe Maria im Jahr 1937 ging die Firma auf Anna Oberhauser über. Und irgendwann dann wurde es hier wohl stiller und stiller. Zumindest bis zum Ende unserer Adressbücher im Jahr 1976 scheinen jedoch unter dieser Adresse immer Bewohner auf; offenbar wurde ein Teil der Villa schon zu Gabriel Hammerls Zeiten vermietet.

Wie es sich wohl wohnt, zwischen Eisenbahn, Südbahnstraße und Südring? Die Location dieser wunderbaren Anlage ist fast ein bisschen bedauernswert. Befänden wir uns in Nordamerika, hätte man womöglich versucht, die ganzen Gebäude in einen „Heritage Park“ am Stadtrand zu verpflanzen. Insgeheim habe ich befürchtet, dass der Dornröschenschlaf des Areals womöglich irgendwann ein jähes Ende unter der Abrissbirne finden könnte. Aber da die Anlage seit letztem Jahr denkmalgeschützt ist, stellt sich nun eher die Frage, wer sie wann und wie wachküssen wird.

(Stadtarchiv/Stadtmuseum Innsbruck, KR-NE-8690; Ph-Dig-133-248 bis 250; Joachim Bürgschwentner)

Dieser Beitrag hat einen Kommentar
  1. Ein Jahr später hat der Architekt Max v. Loos auch den Parterrebau für Herrn Simon Reiß (Klaviersalon, Klavier-Leihanstalt, …) in der Landhausstraße entworfen.

    Lt. Wikipedia war er von 1884 bis 1886 Bauleiter beim Umbau des Innsbrucker Bahnhofes und von 1886 bis 1889 Bauleiter der Stadt Innsbruck. Als selbstständiger Architekt hat er die Gebäude Schmerlingstraße 2, 4 und 6 (denkmalgeschützt) geplant, sowie die Villa des Fabrikanten Rhomberg in der Siebererstr. 3 (zerstört) und die Nachbar-Villa Siebererstr. 5.

    Für seinen relativ kurzen Aufenthalt in Innsbruck hat Herr Loos hier einiges gebaut. Die IN schreiben bezugnehmend auf seinen Ruf nach Aussig/Böhmen: „Der Civilingenieur und Architekt, Herr Max v. Loos zu Loosimfeldt dahier, ist zum städtischen Ingenieur in Aussig ernannt worden. Innsbruck verliert hiedurch einen Architekten von reicher Erfindungsgabe, wie die Kölle’schen Villen am Saggen, das neue Bauer’sche Haus in der Sillgasse, das Hämmerle’sche Haus in Wilten und die Villa Schumacher in Natters beweisen. Seine gefälligen Entwürfe waren geeignet, der Architektur dahier eine neue Richtung zu geben.“ (IN, 21. Februar 1890 , S 3).

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