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Ein Reisepass Seiner Majestät

Ein Reisepass seiner Majestät

Hier zu sehen ist ein Reisepass aus der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts, welcher dem Architekten Alfons Mayr gehörte. Die Brüder Alfons und Josef Mayr wurde beide von ihrem Vater in den Familienberuf des Baumeisters eingeführt. Alfons war an mehreren bedeutenden Projekten beteiligt, u.a. an der Restaurierung von Schloss Tirol in den 1880ern. Er sammelte auch eine große Anzahl von alten Plänen von Innsbrucker Häusern, die er dem Ferdinandeum vermachte.

Man versteht natürlich, dass man sich in Zeiten vor der Fotographie auf Pässen mit etwas ungenauen Beschreibungen behelfen musste. Allerdings stellt sich die Frage, was die Ersteller dieser Pässe bewogen hat, anstatt eines Feldes für „Größe“, wo die Körpergröße in Metern oder Zentimetern angegeben wird, eines mit „Statur“ zu erstellen, in welches dann hilfreich eingetragen wird: „größere“. Auch bei „Gesicht“ hilft der Eintrag „oval“ nicht sonderlich, sich das beschriebene Individuum vorzustellen. Wenn dann noch als Beschreibung des Mundes „regulär“ hinzukommt, sieht man die Person zweifellos praktisch schon vor sich.

(Signatur VO-1537-1)

Dieser Beitrag hat 10 Kommentare
  1. Ich weiß schon, warum, aber die Deutsch-italienische Doppelsprachigkeit des Formulars geht unter, unverständlicherweise zu selbstverständlich.
    Die Beschränkung auf ungefähre Größenmaße halte ich für ein gesundes Zahlenverständnis. Was kann man mit 1,73 cm anfangen? Kann man das sofort mit einem gezeigten „So groß“ visualisieren? Und überhaupt die Frauen, deren Schuhmode numerische Größen (eigentlich: Längen) auf fünf Zentimeter Unschärfe vernebelt. Imma dat Jenaue ist nicht immer das Genauere. Wenn eine Statur als „größere“ angegeben wird, fällt schon einmal ein beträchtlicher Rest der Menschheit unter den Tisch. Und eine als „normal“ eingestufte Statur disqualifiziert dieses Merkmal als zur Identifikation unbrauchbar.
    Und Gesichtsform oval stand trotz Foto noch in meinem ersten Personalausweis. Es hätt ja sein können, daß ich am Foto vierschrötiger ausschaue als ich bin.

    Delektieren wir uns doch lieber an sagenhaften Schwung, mit dem das Wort „Herr“ eingeleitet wird, und dem antipoden Gegenstück, der beamteten Unterschrift, die ich eindeutig als Dr. Hammmmmmmerhei lese.

      1. Neutral, würde ich sagen. Wobei sich in mir die Neugier zu regen beginnt, was es denn noch für Gesichtsformen geben kann. Quadrat? Rechteck? Oder 9 eckiges Zwetschgoid? Dreieckig wäre ein ausgesprochener Charakterkopf.

  2. In der Gemeinderatssitzung vom 9. Mai 1877 forderte der amtierende Bürgermeister Dr. Johann Tschurtschenthaler zur Neuwahl auf, für die er sich allerdings nicht mehr zur Verfügung stellte (wurde Direktor der Innsbrucker Sparkasse) und erinnerte daran, dass er seinen Rücktritt bereits in der Sitzung vom 26. Februar 1877 angekündigt hatte.

    Daraufhin erfolgte die Neuwahl, die Dr. Josef Dinter – bisheriger Vizebürgermeister – für sich entscheiden konnte und damit neues Innsbrucker Stadtoberhaupt wurde (IN, 11. Mai 1877, S 3f).

    Nachdem das im Titelbild gezeigte Dokument am 14. Februar 1877 vom Bürgermeister unterzeichnet wurde, müsste es sich eigentlich um die (zumindest am Beginn doch auch recht schwungvolle) Unterschrift von Herrn Dr. Tschurtschenthaler handeln, auch wenn das aufgrund nahezu fehlender Oberlängen schwer vorstellbar ist. Aber wer weiß, vielleicht war ja der Herr Bürgermeister mit seiner Schreibweise genauso kreativ wie der Herr Hirsch mit seiner Interpretation derselbigen? Ich habe mich jedenfalls doppelt delektiert 😉

    1. Der Dr. Hammerhai wird in zumutbarer Auslegung ein stellvertretender zeichnungsberechtigter Beamter gewesen sein, Dinters späterer Vizebürgermeister Schuhmacher allerdings auch nicht, dem fehlte immer noch eine Oberlänge.

  3. Ein stellvertretender zeichnungsberechtigter Beamter scheidet meiner Meinung nach aus.

    Ich lese:
    ‚Im Namen des kk Statthalters
    der Bürgermeister‘

    Daher unterschreibt genau genommen bereits der Bürgermeister stellvertretend für den Statthalter, da kann kein Beamter für ihn unterschreiben, schon gar nicht ohne dies mit z. B. i. V. oder i A. Zu kennzeichnen.

    1. Ja, aber dann hatten wir einen Bürgermeister, der seinen Namen nicht schreiben konnte oder den Historikern durch die Lappen gegangen ist. Denn, wie schon von Frau Stolz reklamiert, passen weder Tschurtschentaler noch Dinter. Andere Wahl haben wir nicht. Wenn, dann steht da entweder Hmmmmmmmmmmmmmmmmmmmmmmmher oder Hinnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnnter. Bessere Lösung?
      Mir erscheint es unwahrscheinlich, daß der Bürgermeister persönlich jedem Hansl seinen Pass unterschreibt. Und womöglich (ich glaube aber eine andere Schrift zu erkennen) auch noch das Formular ausfüllt.

      1. Gar so viele ‚Hansl‘ werden es nicht gewesen sein, Herr Mayr war erst der 19., das ergäbe hochgerechnete 160 Pässe im Jahr, was schon aufgrund der kurzen Gültigkeit heute wenig erscheinen mag.
        Die eigenwillige und schöne Unterschrift könnte meiner Meinung nach mit ‚Johann‘ beginnen, erhebt jedoch keineswegs den Anspruch auf Lesbarkeit, egal wer auch immer sie kreierte.

  4. Herr Mayr – der als  besondere Kennzeichen  wohl eine Mißbildung des rechten Armes aufwies,  durfte mit diesem Pass ‚auf Drei Jahre‘
    von ‚hier‘ 
    nach ’sämtlichen europäischen  Staaten‘
    reisen.

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