Ein Kirchlein in der Schlossergasse
Im Zuge der Gegenreformation wurde der Protestantismus aus den habsburgischen Landen weitgehend vertrieben. Es sollte eine lange Zeit dauern, bis eine liberalere Haltung in Wien einkehrte. Erst durch das Toleranzpatent Josephs II. (1741–1790) wurde die evangelische Kirche 1781 zu einer geduldeten Konfession. Bis zu ihrer (weitgehenden) rechtlichen Gleichstellung vergingen noch einmal 80 Jahre, als 1861 Franz Joseph I. (1830–1916) das Protestantenpatent erließ.
1869 wurde daraufhin die Protestantische Glaubensgenossenschaft in Tirol ins Leben gerufen. Ihre Gleichstellung war allerdings vorerst noch eine eher theoretische Sache, denn Gottesdienste waren ihnen nur in ihren eigenen vier Wänden gestattet. Da es in ganz Tirol auch keinen Angehörigen des evangelischen Klerus gab, musste ein Salzburger Pastor anreisen, um die Messe zu lesen. 1876 schließlich erhielten die Protestanten die Erlaubnis in Innsbruck und Meran Kirchengemeinden einzurichten.
Eine große Kirche hatte die Gemeinde damals allerdings noch nicht zur Verfügung. Sie musste sich mit dem hier zu sehenden kleinen „Kirchlein“ in der Schlossergasse begnügen. Erst 1905 konnte sie in die Christuskirche im Saggen umziehen.
(Signatur sommer 3_258_2)
Siehe auch https://innsbruck-erinnert.at/ein-armseliges-kleinod/