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Ein Dreifaches Hoch Der Bauherrenschaft!

Ein dreifaches Hoch der Bauherrenschaft!

Wenn ein Neubau nach viel Arbeit und meist auch nach der Überwindung zahlreicher Probleme und Preissteigerungen dann doch noch die Dachgleiche erreicht, dann ist das wohl ein richtiges (und meist auch feuchtfröhliches) Fest wert. Und diese Tradition wird auf anständigen Baustellen bis heute hoch gehalten.

Da das obere Ende des Hauses der Dachstuhl ist, fällt es traditionell den Zimmermännern zu, den Richtspruch vom Dach an die Arbeiter und die Bauherren zu richten. Persönlich habe ich noch nie einem solchen Festakt beigewohnt, an dem der Zimmermann nicht seinen Spruch perfekt über die Bühne gebracht hat. Dazu gehört auch das mit Bändern gezierte Bäumchen.

Doch wenden wir uns dem vorliegenden Foto zu: Beim oberen Schild wird wohl ein Dreifaches Hoch auf die Bauherrenschaft gewünscht. Das untere ist das Firmenschild des Baugeschäft des Alois Wörle. Auch wenn ich Herrn Roilo nicht vorgreifen will, so erscheint es doch so zu sein, dass das EG betoniert ist. Das Gerüst und der Bauzaun dürften den entsprechenden Ö-Normen von heute knapp nicht entsprechen.

Oben unter dem Dachstuhl des Türmchens stehen die Zimmerer und halten gerade den Richtspruch, der üblicher Weise mit dem Zerschlagen des Glases endet. Damit soll wohl das Endgültige des Wunsches zu symbolisieren.

Wir fragen uns…. Wer erkennt das Gebäude auf dieser Aufnahme von Richard Müller wieder? Damit ist auch klar, dass die Datierung in unserer Datenbank von um 1915 nicht richtig ist.

(Stadtarchiv/Stadtmuseum Innsbruck; Ph-15.405)

Dieser Beitrag hat 19 Kommentare
  1. Herrlich! Vielen Dank für dieses wunderbare Baustellenfoto aus dem Oeuvre des Richard Müller!
    In den altehrwürdigen Adressbüchern erscheint Richard Müller bis 1912 als Friseur und ab 1913 als Fotograf. Theoretisch liegt eine Datierung um 1915 im Rahmen des Möglichen.

  2. Laut dem Tiroler Kunstkataster wurde das Haus 1909 gebaut. 1910 steht es zum ersten Mal in den Adressbücher. Eigentümer war Baumeister Alois Wörle himself.

      1. Ja, den Turm des Hauses gibt es heute nicht mehr. Die Apotheke ist die Dreifaltigkeitsapotheke in der Defreggerstraße 28. In diesem Haus hatte Richard Müller sogar seinen Friseursalon.

  3. Da die Katze nun mit Defreggerstraße 28 aus dem Sack und damit unsere Geheimniskrämerei beendet ist, möchte ich darauf hinweisen, dass das Haus visavis, Pradlerstraße Nr. 51 und auch das danebenliegende Haus Nr. 49 Wörlehäuser sind (Planer, Erbauer und Besitzer). Von Nr. 51 war schon einige Male in „innsbruck-erinnert“ die Rede. Übrigens. In diesem Haus ist ebenfalls besonders das Stiegenhaus interessant!
    Ein weiteres Wörlehaus war Pradlerstraße 70 und mit Eingang Nr. 78 kam man in die Bautischlerei und Zimmerei sowie zum großem Sägewerk / Lagerplatz an der Amraserstraße. Die Firma Alois Wörle war DER Baumeister in Pradl, auch an unserem Haus wurden Reparaturen immer von dieser Firma durchgeführt.

    Dass auch Defreggerstraße 28 – wie Herr Auer schreibt – im Besitz von Alois Wörle war, wusste ich bisher nicht.

      1. Sehr interessant, eine Kaminreparatur aus der Hyperinflationszeit um 2 Millionen 272.000 Kronen!
        Noch 1910 hat ein kleines Zinshaus in der Schillerstraße gerade einmal 48.000 Kronen gekostet!
        Der historische Kaufpreis der Liegenschaft Pradler Straße 15 durch Herrn Vinzenz Roilo war bestimmt auch nur ein sehr geringer Prozentsatz dieser Kaminreparatur.

        1. Habe gerade im Kaufvertrag aus dem Jahre 1908 nachgeschaut: „Der Kaufpreis für beide Realitäten (Pradlerstraße 15 und Egerdachstraße 6) samt Hofraum, Rossstall, Frühgarten … und allem zum Betriebe der Bäckerei dienenden fundus instructus, sowie dem Acker Gp. Nr. 1474 wird hiemit einverständlich auf 70.000 K. (siebzigtausend Kronen) festgesetzt“

          1. Wahnsinn wie die Geldentwertung damals zugeschlagen hat: Der Kaufpreis der Realitäten ist 3% bzw. 1/33tel der Kaminreparatur. Vielen Dank fürs Nachschauen, Herr Roilo!

          2. Bevor ich diesen Kaufvertrag (es ist nur eine Fotokopie, die ich mir vom Grundbuch geholt habe) wieder ablege: Sie, Herr Auer, haben jetzt einmal in einem Beitrag den im Inn ertrunkenen Ludwig von Fioresi als Vorgänger meines Großvaters genannt. Aber interessanterweise war der Verkäufer dieses Anwesens Leopold Rauch, Fabriksbesitzer aus Mühlau – also die Rauchmühle!

            War Fioresi nur Pächter – oder musste Fioresi die Bäckerei an die Rauchmühle vorher verkaufen? Vielleicht mit ein Grund für seinen Tod? Ich weiß es nicht.

            Zur Erinnerung: Mehr über diesen illustren Ludwig von Fioresi im Beitrag https://innsbruck-erinnert.at/wohnen-im-pradlorama/comment-page-1/#comment-5933

  4. Aus baulicher Sicht gibt es ja wirklich allerhand zu sehen!!

    Ja, Herr Morscher, das Untergeschoß ist aus Beton, besser Stampfbeton – möchte nicht wissen in welcher Betongüte! Wahrscheinlich ein Glück für die späteren Umbauarbeiten.

    Beim Gerüst packt einem das Gruseln! Viel Holz, ein paar Klampern, die waagrechten Hölzer sind irgendwie in das Mauerwerk / Decke eingebunden, Zwischenhöhen auf Holzböcken – aber es gibt doch zumindest (teilweise) auch Geländer

    Aufzug scheint es keinen gegeben zu haben, da wurde alles über diese schiefen Ebenen transportiert und getragen! Die Dachziegel liegen auch schon auf einem Haufen bereit, sind das bereits gebrauchte, von irgendeinem Abriss? Auch die Mauerziegel selbst
    kommen mir etwas komisch vor! Eigentlich das ganze Ziegelmauerwerk! Will darauf gar nicht näher eingehen.

    Teilweise sind die Fensterstürze noch gemauert – das mussten auch wir noch in der Gewerbeschule im Bauhof lernen!

    Wirklich ein Bild, auf dem man immer wieder etwas Neues sieht!

  5. Ich weiß es nur von Wilten, daß sich dort die Baumeister das Stadtviertel regelrecht aufgeteilt haben. In Pradl wird es genauso zugegangen sein.

    Das Gerüst ist faszinierend wie jenes der Ursulinenaufstockung in einem früheren Beitrag. Die als Steher verwendeten Baumstämme scheinen tatsächlich lediglich mit ein paar „Klampen“ miteinander verbunden zu sein, die mußten die vertikalen und horizontalen Kräfte auffangen können.
    Mich würde auch das Verfahren des Abbaus solcher Gerüste interessieren, vor allem, in welchem wackeligen Endzustand Stock für Stock zum Schluß die Löcher verputzt wurden, die die Balken für die Gerüstbretter getragen haben. Dabei durfte man auch nicht hudeln, sonst sieht man diese Stellen ewig. Bei alten Natursteinmauern konnte man sie, wie man auf Burgen manchmal sieht, einfach offen lassen.

    Zur Technik der gemauerten Fensterstürze eine Frage an Herrn Roilo (falls er mit mir Antimatschgerer noch redet 😉 ): Hat man da einen flachen Bogen gemauert, damit sich die Ziegel gegenseitig abstützen konnten, oder hielt der Mörtel nach Austrocknung so gut?

    1. Wohl, wohl, Herr Hirsch – wir bleiben die Alten, gell! Was wäre „innsbruck-erinnert“ ohne uns Drei? Wir sind ein Trio, das schreibt – jeder halt in seiner Art. Noch ein paar tun Gottseidank auch mit, aber es gibt wenigstens auch noch viele Nur-Leser, wie ich gehört habe.
      Ein bissl Stänkern muss ich doch noch. Mit der Bezeichnung „Antimatschgerer“ kämen Sie westlich der Melach nicht weit, „Matschgerer“ ist den „Bewohnern nördlich von Innsbruck“ (nach Herrn Rettenbacher) vorbehalten

    2. Zu den Fensterstürzen noch: Stürze dienen dazu, das Gewicht des darüberliegenden Mauerwerks gleichmäßig auf beide Seiten der Öffnung abzuleiten. Das kann mittels eines waagrechten Balkens aus Holz, aus bewehrten Beton / Ton, eines Stahlbetonträgers, eines Stahlträgers oder eben mit einem Bogen geschehen. Der Idealfall eines Bogens wäre ein Halbkreis mit entsprechend zugearbeiteten Steinen, bei dem die Kräfte direkt von Stein zu Stein übertragen werden. Bei Ziegeln, die ja alle gleich sind (bei diesem Bau haben wir es sich mit dem etwas größeren österreichischen Format zu tun) braucht es als Ausgleich den Mörtel, der auch die Kraftübertragung von Stein zu Stein mit übernimmt und eine entsprechende Güte aufweisen muss.
      Nebenbei gesagt: ich bin kein Hochbauer!!

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