Eh alles klar, oder?
Beim betrachten dieser Ansichtskarte ist man leicht versucht zu sagen, es gibt keine offenen Fragen. Die Szenerie ist Ihnen natürlich bekannt. Und auch der Entstehungszeitraum lässt sich recht gut eingrenzen. Wir sehen die Höhenstraße vor uns und auf der Hungerburg das nach dem Brand vom 29.12.1930 neuerbaute Mariabrunn. Im Jänner 1941 wurde diese Karte von Innsbruck nach Halle an der Saale verschickt. Also muss die Aufnahme zwischen 1932 und 1940 entstanden sein. Der Stempel „Joh. Papp L. Ph. Innsbruck-Hötting“ auf der Rückseite lässt vielleicht sogar den Schluss zu, dass die Aufnahme erst nach der Eigemeindung entstand…
Aber sieht man sich die Häuser näher an, so stellt sich doch eine große Frage: Was hat es mit dem kleinen Haus (siehe Pfeil) rechts von der Höhenstraße auf sich? Handelt es sich tatsächlich um den Hof der Anna Stolz? Und wie lautete zum Zeitpunkt der Aufnahme die Adresse? Wann wurde das Haus abgetragen? Kurz – alle zweckdienlichen Informationen zur Haus- und Besitzgeschichte sind von Interesse.
PS: Dieses Rätsel ist keine Trockenübung – Sie helfen mit Ihrem Wissen ganz konkret Peter Walder-Gottsbacher bei seinem Hötting-Buchprojekt.
(Foto: Peter Walder-Gottsbacher)
Also laut dem Luftbild von 1940 war das betreffende Haus damals noch vorhanden:
https://tyrolean-map.legner.me/#18/47.27321/11.38874/Image_1940
Das Gebäude ist sehr alt.
Im Franziszeischen Kataster von 1856 hat es die Katasternummer 109:
https://maps.arcanum.com/en/map/cadastral/?bbox=1267599.09484997%2C5986741.027845698%2C1268048.759555429%2C5986886.735930867&layers=here-aerial%2C3%2C4
Mithilfe dieser Nummer kann man im Theresianischen Kataster aus dem 18. Jahrhundert. weitere Details zur Besitzgeschichte recherchieren.
Auf dem Luftbild von 1974 ist das Haus bereits nicht mehr vorhanden.
Laut dem Geschäftsadressbuch für Industrie, Handwerk und Handel von 1942 residierte der Fotograf Johann Papp im Hause Riedgasse 7.
Ich bin mir nicht sicher, aber ist das Haus nicht schon einmal aufgetaucht? Damals im Beitrag https://innsbruck-erinnert.at/weil-wir-schon-dabei-sind/ sieht man links unten im Eck ein Haus mit gleichen Fenstern und Dachneigung, allerdings ohne den mächtigen Schornstein, dafür mit einem Glocken(?)Türmchen an der Giebelseite.
Sehr gut beobachtet, Herr Hirsch!
Die Ähnlichkeit ist verblüffend. Das Glockentürmchen ist ein richtiges Highlight, wie man es nur selten in Innsbruck sieht.
Gegenüber vom gesuchten Haus befindet sich übrigens der Pestfriedhof.
Auf diesem Plan von 1899 ist die Lage sehr gut zu erkennen:
https://innsbruck-erinnert.at/so-viel-zu-entdecken/
Dazu passt gut https://innsbruck-erinnert.at/eine-treppe-zu-einer-kapelle/comment-page-1/#comment-9506 und der Google-Link, den Herr Josef Schönegger damals einstellte: https://www.google.at/maps/@47.2730514,11.3886308,3a,51.1y,3.66h,97.17t/data=!3m7!1e1!3m5!1ssKYwwejspjY_27Q9w73POg!2e0!6shttps:%2F%2Fstreetviewpixels-pa.googleapis.com%2Fv1%2Fthumbnail%3Fpanoid%3DsKYwwejspjY_27Q9w73POg%26cb_client%3Dmaps_sv.tactile.gps%26w%3D203%26h%3D100%26yaw%3D29.339838%26pitch%3D0%26thumbfov%3D100!7i13312!8i6656
Siehe das Haus oberhalb der Pestkapelle!!
Und wo stand der Fotograf?
Da man im Vordergrund noch auf einen Teil des Daches der heutigen Finanzkammer der Diözese hinunter sehen kann, ist als Standort der nahe Turm der neuen Höttinger Pfarrkirche als Kamerastandort anzunehmen.
Vielleicht war das Haus zur Zeit des Glockenturms auch etwas Kirchliches? Für ein Mittagsglöckel war das fast zu massiv, eher wie für eine Hauskapelle (aber großes Fragezeichen).
Auf dem relativ scharfen Luftbild „Autobahn Tirol“ vom 26.4.58 scheint es das Haus noch zu geben, wenn auch wie mir scheint in reduzierter (kürzer) Form. https://lba.tirol.gv.at/public/bild.xhtml?id=47738
Ebenso sieht man es noch auf dem Hochwasserluftbild vom Juni 1965 angedeutet https://lba.tirol.gv.at/public/bild.xhtml?id=56688
Auf dem Bild Umgebung Innsbruck 1971 sieht man noch die Grundmauern, Parkfläche für ein paar Autos https://lba.tirol.gv.at/public/bild.xhtml?id=67323
Zwischen 65 und 71 gibts kein Luftbild dieser Gegend.
Wir nannten dieses Gebäude „das Pestspital“. Wurde Anfang der 70er abgerissen und durch einen geschmackvollen Neubau ersetzt.