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Die FIS-Wettkämpfe 1933 (V.)

Die FIS-Wettkämpfe 1933 (V.)

Nachdem ich in den letzten Wochen alle sportlichen Bewerbe vorgestellt habe, soll es heute noch einmal um die mediale Wirkung und Reichweite der (inoffiziellen) Ski- und nordischen Weltmeisterschaft in Innsbruck 1933 gehen. Auch stellt sich natürlich die Frage: Was blieb von der Veranstaltung?

Schon im Vorfeld der Wettkämpfe wurde in einem eigenen Ausschuss für Propaganda die Werbemaßnahmen für die Veranstaltung ausführlich geplant und in der Folge die Wettkämpfe international beworben. Auch hatte das Organisationskomitee vor den Wettkämpfen in mehreren Ländern Lichtbildvorträge zu Innsbruck und Tirol veranstaltet, um die Werbetrommel zu rühren und laufend in-und ausländische Zeitungen mit „Spezialartikeln“ beliefert und sogar bekannte Sportjournalisten, wie den legendären Carl Joseph Luther, mit solchen beauftragt. Sondernummern zahlreicher Zeitungen, vom Stuttgarter Neuen Tagblatt bis zum Völkischen Beobachter, waren geplant. Insgesamt war der Ausschuss darauf bedacht, dass „das Publikum zur der Zeit es seine Pläne für die Winterreise macht, bereits über die FIS entsprechend unterrichtet sein müsse.“

Während der Wettkämpfe sollten Berichte und Bilder aus Innsbruck um die Welt gehen, um Innsbruck als Wintersportdestination und als „Stadt der 15.000 Skifahrer“ (Tiroler Anzeiger, 13. Februar) zu positionieren. Eingerichtet wurde daher eine eigene Bildstelle, die Zeitungen und Zeitschriften mit Bildern aus Innsbruck und von den Wettkämpfen beliefern sollte und die letztlich etwa 4500 „Glanzlichtphotographien“ versandte. Auch das Tourenprogramm war eine Maßnahme, um Besucher:innen die Schönheit des Landes und die Wintersportmöglichkeiten zu vermitteln. Hierzu hat man ein eigenes Heft herausgegeben, das mit „erstklassigen Bildern“ und einem „Minimum an Text“ bestückt wurde. Schon früh hatte man auch an die Vergabe von exklusiven Filmrechten an eine Filmgesellschaft gedacht, die Bilder für die Wochenschau produzieren sollte. Anfragen gingen daher an die UFA, die Olympia Film in Berlin oder auch an Paramount. Die Ravag (die erste österreichische Rundfunkanstalt und Vorläufer des ORF) brachte tägliche Berichte aus Innsbruck mit Originalaufnahmen, wie aus nachfolgendem Bericht zu entnehmen ist.

Allgemeiner Tiroler Anzeiger, 7. Februar 1933.

Tatsächlich fielen viele der Vorhaben buchstäblich ins Wasser, denn das Tauwetter hatte den Organisatoren einen großen Strich durch die Rechnung gemacht. Anstatt der gewünschten Bilder vom zauberhaft verschneiten Innsbruck hagelte es besonders in der Presse außerhalb Tirols Kritik und Spott. Kritisiert wurde die FIS für die Wahl des Zeitpunktes und des wenig schneesicheren Austragungsortes, die Organisatoren für die schlechten Trainingsbedingungen, die zahlreiche verletzte Athlet:innen zur Folge hatten, aber auch die lokale Gastronomie wurden wegen ihrer „Phantasiepreise“ (Der Sport-Morgen, 7. Februar 1933) arg gescholten.

Der Sporthistoriker Andreas Praher sieht als Kennzeichen der Wettkämpfen in Innsbruck vor allem die steigende Politisierung des Sports, die sich in den kommenden Jahren noch weiter steigern sollte. Skisport wurde zur nationalen Agenda im Austrofaschismus und sollte das auch unter veränderten Vorzeichen auch danach in Österreich bleiben. Neben diesen politischen Entwicklungen blieben die Leistungen der Sportler:innen, die großen Anstrengungen des Organisationsteams und aller beteiligten Helfer und Helferinnen vor allem aber der Schneemangel und die Kostenüberschreitungen in Erinnerung. Hatte man ursprünglich mit bis zu 160.000 Schilling Einnahmen gerechnet, konnten schließlich nur 75.000 eingenommen werden. Dazu kamen Ausgaben für die Präparierung von Pisten, die schließlich nicht genutzt werden konnten, wie etwa den Slalomhang beim Schloss Mentlberg oder die zusätzlichen Kosten für den Neubau des Anlaufturms am Bergisel, der mit etwa 34.000 Schilling zu Buche schlug. Bezeichnend ist indes, dass von allen Ausgabenposten, jener für Propaganda am höchsten ausfiel, allein die Druckaufträge für Broschüren und Programme kosteten 127.000 Schilling (nach dem Eurologischrechner etwa 500.000 Euro). In Stadt und Land war man bereit dieses Budgetloch zu stopfen (es kursierten unterschiedliche Zahlen, aber meist sprach man von etwa 90.000 Schilling), konnte man die Bevölkerung doch mit dem hohen Werbewert und der Anlage von Sportstätten trösten, die nun der gesamten Gesellschaft zur Verfügung stünden. Die Argumente waren damit damals wie heute dieselben.

(Titelbild: Das vollbesetzte Bergiselstadion und nach zwei Wochen Wolken auch erstmals die schneebedeckte Nordkette im Sonnenlicht, aus: Die Neueste Zeitung, 19. Februar 1933. Die wörtlichen Zitate wenn nicht anders angegeben aus Stadtarchiv/Stadtmuseum – SammelA-275)

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