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Die FIS-Wettkämpfe 1933 (III.)

Die FIS-Wettkämpfe 1933 (III.)

Im letzten Teil der Serie über die FIS-Wettkämpfe habe ich die Langlaufbewerbe behandelt. Heute wird es um die Skirennen gehen. Hier waren ein Spezialabfahrtslauf für Herren, ein Abfahrtslauf und ein Slalom für Damen und Herren angesetzt.

Den Auftakt bildete der mit Spannung erwartete Spezialabfahrtslauf für Herren. Die Strecke sollte vom Glungezer bis ins Inntal herunter führen, allerdings musste das Ziel wegen Schneemangel nach Tulfes verlegt werden. Auch am Tag des Rennes war das Wetter mehr als bescheiden: im Zielbereich regnete es leicht, die dort vorhandene dünne Schneedecke litt somit noch mehr und war bereits nach den ersten von knapp 200 Startern eine Mischung aus Schnee und Erde, beim Start hingegen herrschte wildes Schneetreiben und es lagen einige Zentimeter Neuschnee, sodass die frühen Starter keine schnelle Spur hatten. Da es damals noch keinen Lift gab, mussten die Läufer selbstständig den Weg zum Start auf sich nehmen. Die Wetterkapriolen hatten auch Einfluss auf den Ausgang des Rennens, oder – wie später im Tiroler Anzeiger zu lesen war – „viel zur Entscheidung über den Sieg habe das Wachs beigetragen.“ (Allgemeiner Tiroler Anzeiger, 7. Februar 1933, die gesamte Berichterstattung hier).

Den Sieg trug schließlich der Salzburger Hans Hauser davon, zweiter wurde Gustav (Guzzi) Lantschner, dritter der Schweizer David Zogg. Der Sieger benötigte für die Strecke 18 Minuten und 5 Sekunden. Vor allem der zweite Platz des Lokalmatadors Lantschner wurde groß gefeiert. Lantschner war bereits im Vorjahr Weltmeister geworden und war als Darsteller in zahlreichen Kinofilmen (z.B. Der weiße Rausch, 1931) auch abseits der Piste ein Star. Lantschner war aber auch schon seit 1931 Mitglied der NSDAP und übersiedelte 1935 ins Deutsche Reich, für das er seither antrat und 1936 bei den Olympischen Spielen in Garmisch die Silbermedaille holte. Er steht sinnbildlich für die zahlreichen Verstrickungen österreichischer Skisportler:innen mit dem Nationalsozialismus. (Vgl. dazu auch das Buch von Andreas Praher, Österreichs Skisport im Nationalsozialismus: Anpassung – Verfolgung – Kollaboration, 2021.)

Die Bühne, Nr. 346, Februar 1933.

Bei den Abfahrtsläufen für die Kombination zwei Tage später schlug die Schweiz zurück. Die Strecke führte vom Pfriemesköpfel über die Mutterer Alm hinunter nach Mutters. Den ersten Platz und damit 100 Punkte für die kombinierte Wertung holte Walter Prager.

Allgemeiner Tiroler Anzeiger, 9. Februar 1933.

Bei den Damen konnte hingegen die Innsbruckerin Inge Wersin-Lantschner den ersten Platz erringen und sich die beste Ausgangsposition für die Kombination sichern. Den zweiten Platz belegte die Schweizerin Nini Zogg.

Inge Wersin-Lantschner. Die Bühne, Nr. 346, Februar 1933.

Den Abschluss der Skibewerbe machten schließlich die Slaloms für Herren (Donnerstag) und Damen (Freitag). Ursprünglich war vorgesehen, diese auf dem Slalomhang beim Schloss Mentlberg zu fahren. Aber auch hier hatte der Regen und das Tauwetter der Schneedecke so zugesetzt, dass sich das Organisationskomitee dazu entschloss, die Bewerbe auf die Seegrube zu verlegen.

Allgemeiner Tiroler Anzeiger, 10. Februar 1933.

Am Renntag brachte die Bahn ab 4 Uhr in der Früh Starter und Zuschauer:innen auf die Seegrube, die schließlich zu tausenden die Läufer anfeuerten und „Tirols überragenden Triumph am Hafelekar“ bejubeln konnten. Anton Seelos aus Seefeld siegte vor Guzzi Lantschner und dem Schweizer Fritz Steuri. Mit dem Sieg im Slalom sicherte sich Anton Seelos auch die Kombinationswertung.

Anton Seelos auf der Seegrube. Stadtarchiv/Stadtmuseum Ph-826.

Die Damen folgten Tags darauf. Den Sieg holte sich hier wieder Inge Wersin-Lantschner, die damit auch die Kombination gewann und somit alle drei Goldmedaillen bei den Damenbewerben gewinnen konnte. Damit waren die Skibewerbe zu Ende gegangen. Während die Wettkämpfe bei den Herren vor allem ein Duell zwischen Läufern aus der Schweiz und Österreich waren, war die Situation bei den Damen etwas ausgeglichener, abgesehen von der Siegerin, die jeweils Inge Wersin-Lantschner hieß. Im nächsten Teil wird es schließlich um die Skisprungbewerbe gehen.

(Der Fahrer im Titelbild ist Anton Seelos. In der Spezialabfahrt vom Glungezer noch abgeschlagen und dementsprechend dreinblickend, konnte er den Slalom auf der Seegrube für sich entscheiden. Stadtarchiv/Stadtmuseum Ph-820.)

Dieser Beitrag hat 3 Kommentare
  1. Wieder ein sehr interessanter Beitrag, vielen Dank!

    Im Text steht, dass Lantschner 1935 ins Deutsche Reich übersiedelte, für das er seither antrat und 1936 in Garmisch Olympiasieger wurde. Das dürfte jedoch nicht ganz den historischen Tatsachen und Sport-Annalen entsprechen. Olympiasieger wurde nämlich Franz Pfnür, die Silbermedaille ging an Gustav Lantschner.

    1. Lieber Herr Auer,

      Sie haben natürlich recht, da hatte ich mich geirrt. Ich korrigiere das gleich im Text, vielen Danke für den Hinweis.
      Ch. Aichner

  2. Mein Eintrag hat jetzt nicht gerade etwas mit den FIS Wettkämpfen 1933 zu tun, aber:
    Beim Betrachten dieser Seite ist mir wieder einmal aufgefallen, wieviel Platz nach unten für Bilder und Text vorhanden ist. Rechts scheint das nicht der Fall zu sein – oder? Ich bin ein Laie, aber es wundert mich immer wieder, dass nur die letzten fünf „Neuesten Kommentare“ aufscheinen! Wenn zum Beispiel Herr Auer, Herr Pechlaner, Herr Hirsch (aber auch Herr Roilo 😉 ) gut drauf sind, sind alle weiteren Kommentare weg. Das Suchen im „Forum der Experten“ ist wegen seiner Baumstruktur oft mühsam.

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