skip to Main Content
#bilderschauen --- #geschichtenlesen --- #gernauchwiederimarchiv
Die FIS-Wettkämpfe 1933 (II.)

Die FIS-Wettkämpfe 1933 (II.)

Im ersten Teil dieser Miniserie über die FIS-Wettkämpfe 1933 habe ich die Planungen und den Schneemangel im Februar dieses Jahres thematisiert – in der heutigen und den nächsten Folgen werden wir einen Blick auf die einzelnen Disziplinen und Wettkämpfe werfen. Beginnen möchte ich mit den Langlaufbewerben. Für diese Disziplin waren drei Wettkämpfe vorgesehen, wobei diese nur von den Herren absolviert wurden. Den Auftakt machte ein Staffellauf über eine Strecke von 40 km Länge, der für den Dienstag 7. Februar angesetzt war.

Die Rennstrecke im Mittelgebirge um Lans war dabei in verschiedenen Teilstrecken aufgeteilt, die jeweils ein Mitglied eines Teams absolvieren sollte. Allerdings verunmöglichte der Wettergott diesen Plan. Nur auf einem Teilstück lag ausreichend Schnee, sodass alle dieselbe Strecke absolvieren mussten, „was natürlich die ganzen taktischen Pläne und Einteilung der Mannschaftsleiter über den Haufen wirft und die Mannschaften mit guten Steigläufern favorisiert.“ (Allgemeiner Tiroler Anzeigen, 7. Februar 1933) Eine weitere Schwierigkeit bestand darin, dass die Schneelage auf diesem Streckenabschnitt nicht ideal war:

„Zusammenhängende Schneeflächen waren allzuselten. Und auch in Start und Ziels Umgebung mußten die braven Soldaten der Bundeswehr den Staffelläufern eine schmale Spur Schnee quer durch die nackten Wiesenböden herschaufeln. Auch auf der Strecke gab es stellenweise bis zu hundert Meter lange schneelose Streckenteile.“ (Allgemeiner Tiroler Anzeiger, 8. Februar 1933)

Staffellauf in Lans, der Läufer im weißen Rennanzug ist ein Vertreter aus der später siegreichen schwedischen Staffel. Ph-819.

Der Begeisterung der Zuschauer tat dies aber keinen Abbruch, zu tausenden säumten sie die Strecke und wurden von einer Musikkapelle bei Laune gehalten. Mit den schwierigen Bedingungen kam die Staffel aus Schweden am besten zurecht, die 2 Stunden und 49 Minuten für die 40 Kilometer benötigte. Zwei der vier Mannschaftsmitglieder der favorisierten schwedischen Staffel sind bei einer Übergabe im Start- und Zielbereich im Titelbild zu sehen. Auf den weiteren Plätzen folgten die Tschechoslowakei und überraschend die Lokalmatadoren aus Österreich. Berichte über den Wettkampf finden sich zuhauf, besonders toll finde ich jenen im Tiroler Anzeiger, der in plastischer Sprache die „Vorherrschaft des Nordens“ und die Strapazen der Läufer schildert.

Der nächste Wettkampf in dieser Disziplin war ein Rennen über 18 Kilometer, das ursprünglich in Mutters geplant war, aber schließlich nach Seefeld verlegt wurde, wo mehr Schnee lag. Auch hier siegte ein Läufer aus Schweden, Nils Englund mit einer Zeit von 1:02:19, hinter ihm folgte ein weiterer Schwede. Im Tiroler Anzeiger wurde dies auf die „wundervolle Langlauftechnik“ der Skandinavier zurückgeführt. Nach den Läufern aus Schweden platzierte sich ein finnischer Läufer, der wie auch die übrigen Finnen allerdings mit den eisigen Bedingungen haderte, überdies brach dem Besten aus ihrem Team ein Ski in einer der Abfahrten. Der beste Österreicher Hugo Gstrein aus Gurgl folgte erst auf Platz 12, wobei die Presse eine auf den ersten Blick etwas absurde Erklärung dafür hatte: „Den Österreichern [war] die Strecke zu leicht“ (Allgemeiner Tiroler Anzeiger, 11. Februar 1933). Gemeint war damit, dass die Strecke eher „nordischen Geländecharakter“ mit wenigen Abfahrten besaß.

Langlaufwettkampf in Seefeld, Ph-817.

Den Abschluss der Wettkämpfe bildete schließlich der 50-Kilometer-Bewerb, der ebenfalls in Seefeld ausgetragen wurde. Auch hier siegten die Skandinavier, allerdings konnte die Finnen den Spieß umdrehen: Veli Saarinen, siegte vor zwei Schweden mit einer Zeit von 4 Stunden, 13 Minuten und 29 Sekunden. Auch hier lobte die Presse wieder den außergewöhnlichen Stil der Läufer aus dem Norden:

„Beiden gemeinsam ist der blendende Stil. Er ist höchste Rationalität. Nicht Kraft ist der äußere Ausdruck ihrer Arbeit, sondern ein wundervoll durchgearbeitetes Bewegungsspiel ihrer Glieder, ein Rhythmus von bestechender Weichheit und Eleganz. Ihre Haltung ist leicht vorgeneigt, niemals gebeugt wie bei uns, die Arme, so leicht und flüssig arbeitend wie die Hebel einer wundervollen Maschine, scheinen sich kaum der Stöcke zu bedienen. Nur die Füße schreiten einen kraftvollen, zügigen Stil, der Mitteleuropa noch lange zum Vorbild dienen wird.“ (Allgemeiner Tiroler Anzeiger, 14. Februar 1933, der gesamte Bericht hier.)

(Stadtarchiv/Stadtmuseum Ph-818)

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Back To Top
×Close search
Suche