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Der Bau Des Kraftwerks Mühlau (IV)

Der Bau des Kraftwerks Mühlau (IV)

In den Jahren 1949 bis 1951 erbaute die Stadt in Mühlau das sogenannte Trinkwasserkraftwerk. Seit der Inbetriebnahme im Jahr 1953 versorgt es bis heute Innsbruck mit Strom und Trinkwasser. Das Stadtarchiv verwahrt zum Bau dieses kombinierten Wasserkraftwerks ein tolles Album, in dem die Bauarbeiten festgehalten sind. In einer kleinen Serie möchte ich einige Bilder dieses Albums zeigen.

Nachdem im September 1950 die Firstfeier des Krafthauses gefeiert worden war, wurden im November 1950 die Generatoren und Turbinen für das Kraftwerk angeliefert. Im Titelbild sehen Sie die Montage der Maschinen im Krafthaus. Die beiden installierten Freistrahlturbinen waren für einen Durchlauf von 1150 l/s ausgelegt und konnten 5600 PS erzielen.

Ursprünglich war geplant, das Kraftwerk sowie die Trinkwasserbehälter gleichzeitig in Betrieb zu nehmen. Als aber am 21. Jänner 1951 eine verheerende Lawine das bisherige Kraftwerk an der Schweinsbrücke in Mühlau zerstört hatte und eine Wiederinbetriebnahme dieses Kraftwerks aussichtslos erschien, wurden die Arbeiten am neuen Kraftwerk so beschleunigt, dass dieses bereits am 25. Mai 1951 in Betrieb genommen werden konnte.

Die verheerende Lawine vom 21. Jänner 1951 zerstörte das bisherige Kraftwerk in Mühlau. Stadtarchiv/Stadtmuseum Ph-A-835-171.

Die Arbeiten am Trinkwasserbehälter dauerten indes noch etwas länger. Im Frühjahr und Sommer 1951 wurde am Trinkwasserbehälter II, dem kleineren der beiden Trinkwasserspeicher, gearbeitet. Die Vorgehensweise war hier ähnlich wie beim größeren Speicher: Zunächst wurden die Umfassungsmauern, die Säulen und die Decke gegossen. Anschließend wurde ein Verputz angebracht, die Decken isoliert und mit Erde aufgeschüttet.

Trinkwasserbehälter II im Juli 1951. Stadtarchiv/Stadtmuseum Ph-A-835-203.

Zur Ableitung des Wassers aus den Trinkwasserbehältern in das Leitungsnetz wurde außerdem ein neue Trinkwasserleitung angelegt.

Bau der Trinkwasser-Stadtleitung im Bereich der Josef-Schraffl-Straße. Stadtarchiv/Stadtmuseum Ph-A-835-205.

Auch die Trinkwasserbehälter waren zum damaligen Zeitpunkt noch nicht fertig, es fehlte noch immer die Sohle. Diese wurde ab Herbst 1951 in Angriff genommen und hier wurde allerhöchste Sorgfalt aufgewendet, musste man doch sicherstellen, dass diese absolut dicht war. Zunächst wurde daher eine erste Betonsohle aufgetragen, darauf wurde eine Bitumenschicht mit Messingdrahtgewebe aufgebracht, worauf eine zweite Betonschicht folgte, die mit einem torkretierten und von Hand geschliffenem Zementverputz versehen wurde.

Aufbringen der Bitumen- und Sohlenisolierung mit Messingnetzbelag auf dem Sohlenunterlagsbeton. Stadtarchiv/Stadtmuseum Ph-A-835-230.

Die Arbeiten an der Sohle der Trinkwasserbehälter zogen sich bis in das Jahr 1952. Im Sommer 1952 waren die Arbeiten weitgehend abgeschlossen, sodass nun der Nutzung der Anlange nichts mehr im Wege stand. Ab Anfang Jänner 1953 wurden die Speicher gefüllt.

Trinkwasserbehälter. Zulaufgerinne und Einlauföffnungen in den Trinkwasserbehälter II 14. Jänner 1953. Stadtarchiv/Stadtmuseum Ph-A-835-267.

Am 14. Mai 1953 wurde das Trinkwasserkraftwerk unter Anwesenheit von Bundespräsident Theodor Körner und zahlreicher lokaler Prominenz feierlich eingeweiht. Körner bezeichnete das Kraftwerk in seiner Festansprache als „prachtvolles Werk vollendeter Technik“ und als „kühnes Werk“. Der Bürgermeister der Stadt Innsbruck, Franz Greiter, dankte „der Wissenschaft, die die ersten Grundlagen für das Entstehen schuf, den Projektanten, der Bevölkerung der Stadt Innsbruck, die mit ihrem Steuerbeitrag zum Gelingen mitgeholfen hat, dem amerikanischen Volk, das durch die ERP-Hilfe 12 Millionen Schilling in das Werk investierte, sowie vor allem dem Direktor Ing. Egger, der sich besondere Verdienste durch seine unermüdlichen Bemühungen für das Zustandekommen der erforderlichen Kredite erwarb, Ing. Maas (Wasserwerke) und Ingenieur Croce (E-Werke) und ganz besonders den Arbeitern der Baufirmen, die oft unter schwierigen Bedingungen arbeiten mussten.“ (Tiroler Tageszeitung, 15. Mai 1951, S. 3)

Seither liefert das Trinkwasserkraft Mühlau verlässlich Energie und Trinkwasser für Innsbruck. Seit dem vergangenen Herbst wird die mehr als 70 Jahre alte Stollenanlage saniert und um einen zusätzlichen Quellstollen erweitert. Damit soll sichergestellt werden, dass der steigende Wasserverbrauch der Stadt in den nächsten Jahrzehnten sichergestellt sein wird.

Falls Sie noch mehr Informationen zum Bau suchen oder noch weiter Bilder betrachten möchte, kann ich die Festschrift, die anlässlich der Einweihung veröffentlich wurde, empfehlen: Das neue Trinkwasserwerk und Kraftwerk Mühlau der Landeshauptstadt Innsbruck. Festschrift. 1953.

(Titelbild: Montagestand im Krafthaus am 1.3.1951. Stadtarchiv/Stadtmuseum Ph-A-835-181)

Dieser Beitrag hat 3 Kommentare
  1. Wieder beeindruckende Fotos! Danke Herr Aichner!

    Meinen Beitrag zu diesem Bauwerk habe ich bereits in https://innsbruck-erinnert.at/kraftwerk-muehlau/ dargelegt, wobei ich mich einmal in der Jahreszahl geirrt habe!

    Auch das Bild aus 1951 mit der Lawine erinnert mich an meine Jugendzeit! Dieser Lawinenabgang war damals natürlich ein großes Ereignis, das mussten wir uns selbstverständlich anschauen. So fuhr ich mit meinem Freund auf die Hungerburg und wir marschierten hinüber in die Mühlauer Klamm. Die Absperrung am Rosnerweg ignorierten wir, wir gingen hinaus auf die Lawine – ich habe heute noch das Bild dieser hier aufgestauten Schneemassen, alles übersät mit Schneeknollen, vor mir. Wir marschierten sogar ein Stück die Klamm hinauf, bis wir dann wildes Geschrei unter uns hörten! Gendarmerie! Die Uniformierten getrauten sich aber gar nicht auf die Schneefläche und wir ergriffen die Flucht in den Wald hinein!

  2. In meiner Jugendzeit fand ich im Zuge eine dortigen Führung den Druckvernichter besonders spannend. Bei Abschaltung des Kraftwerks soll ja das Trinkwasser weiterlaufen. Leider ist dann der volle Druck von 43bar – den das Kraftwerk sonst abarbeitet und nutzt – viel zu hoch. So muss das Wasser in ein tiefes Becken mit einem konischen Dorn in der Mitte um sich dort tot zu laufen um anschließend drucklos in die Wasserbehälter zu plätschern. Ob die Verwirbelung oder auch bereits der Hauptweg durch die Turbine rechts oder links herum zu einem Grander-Effekt führt, müsste man dort nachfragen 😉

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