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Der Bilderblog aus dem Stadtarchiv/Stadtmuseum Innsbruck
Aus Für Den Triftkanal

Aus für den Triftkanal

Der Triftkanal war hier schon einige Male Thema. Im heutigen Titelbild sehen Sie einen schönen Situationsplan (Ausschnitt) eines Teils des Kanals aus dem Jahr 1839. Der Plan stammt aus einem Akt, der im Zuge der Debatte um die Zuschüttung des Kanals im Jahr 1895 angelegt worden ist. Schon seit einigen Jahren hatte es damals Beschwerden gegeben, dass der Kanal ein gesundheitliches Risiko darstelle. Die Anrainer nutzten diesen nämlich u.a. zur Entsorgung von Abfällen und sie empfanden das als äußerst praktisch und notwendig. Außerdem war der Kanal für einige Gewerbetreibende wichtig, wie dies Georg Mutschlechner, einer der Anwohner schildert:

Seit dem Jahre 1808 wurde der Triftkanal von meinen Besitzvorfahren Altmutter und Fumagalli und sohin von mir zur Ausübung der Färberei in der Weise benützt, daß das im Kanale fließende Wasser zur Reinigung und zum Auswaschen der gefärbten Stoffe und Seide benützt wurde, daß das Nachwasser von meinen Häusern in den fraglichen Kanal geleitet wurde, wohin auch die Abfälle aus den Aborten meines Hauses Nr. 28, bei welchem nie eine Senkgrube bestand eingeleitet wurden.

Andere Besitzer:innen äußerten sich ähnlich bzw. führten an, dass sie das Recht besäßen, das Wasser zur Bewässerung ihrer Gärten verwenden zu dürfen. Während diese sich daher gegen die Zuschüttung aussprachen, monierte der Leiter der Infanterie-Kadettenschule, die sich ebenfalls am Kanal befand, die unhaltbaren sanitären Zustände. So schreibt er im September 1892.

Ich erlaube mir dienstfreundlichst auf den sanitätswidrigen Zustand des an der Cadettenschule gelegenen Canals aufmerksam zu machen. Die Anrainer werfen allerdenklichen Kehricht und Unrath in den Canal und vor wenigen Tagen wurde durch die Mannschaft der Schule ein krepirter Hund in halbverwestem Zustand ausgehoben. Das wenige Wasser vermag den Unrath nicht weiter zu führen und daher kommt es, daß sich derselbe staut; der Canals stinkt und ist schon unter gewöhnlichen Verhältnissen gesundheitsschädlich, was ich nachzuweisen vermag. […]

Während die Anrainer vor allem auf ihren historischen Rechten beharrten, folgte der Direktor der Schule (und nicht nur er) dem modernen Hygienediskurs, der durch die zahlreichen Choleraepidemien des späten 19. Jahrhunderts immer wieder befeuert wurde und worauf sich dieser auch konkret bezog. Die problematische gesundheitliche Situation hatte sich auch dadurch ergeben, dass der Triftkanal am Ende des Jahrhunderts viel seltener genutzt wurde als zuvor. Die Forst und Domänen Direktion war zwar aufgefordert worden, mehr Wasser in den Kanal zu leiten, allerdings war dies gerade in den Wintermonaten nicht möglich, da der Wasserstand des Inns dann unterhalb den Einlaufschwelle des Kanals lag.

Letztlich setzte sich im Gemeinderat daher die Ansicht durch, dass der Kanal nunmehr vor allem ein sanitäres Problem war und dieser zugeschüttet werden sollte. Vorher waren aber langwierige Verhandlungen mit den Grundeigentümern notwendig. Man einigte sich schließlich darauf, dass die privaten Anrainer den Grund, der durch die Zuschüttung gewonnen wurde erhielten und anstelle des Kanals eine Ritsche angelegt werden sollte.

Heute erinnert nichts mehr an den Kanal.

(Stadtarchiv/Stadtmuseum Coml 1895/1 – Triftkanal)

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