Irrfahrt oder gescheiterte Premiere?
Am 6. Juni 1911 berichteten die Innsbrucker Nachrichten unter der Überschrift „Eine mißglückte Autofahrt auf den Hungerburgboden“ über einen Vorfall, der zwei Tage zuvor in Hötting für Aufsehen gesorgt hatte. An jenem Sonntag „fuhr ein Automobil, dessen Insassen anscheinend Fremde waren, durch die Höttingergasse hinauf. Die Automobilisten wollten auf den Hungerburgboden und zum Hotel ‚Mariabrunn‘. Das Gefährt kam aber nur bis zum Ölberg, wo die Insassen endlich einsahen, daß die Weiterfahrt unmöglich sei. Die Fahrt durch die schmalen Gassen Höttings machte berechtigtes Aufsehen, denn das Fahrzeug benötigte die ganze Breite der Kirchgasse.“
Liest man heute diese Zeitungsmeldung, kommen einem gleich Schlagzeilen wie: „Das Navi war schuld: Autofahrt endet auf der Skipiste“, „Nacht am Berg nach Navi-Irrfahrt mit Lkw“ oder „Dem Navi vertraut: Auto steckte auf Wanderweg fest“ in den Sinn. Nun wissen wir freilich nicht, welcher Karte die Touristen vertrauten, die am Pfingstsonntag des Jahres 1911 mit ihrem Auto zur Hungerburg aufbrachen (oder ob sie sich am Ende ganz ohne einen Blick in eine Karte auf den Weg gemacht haben). Ein Irreführung durch ihr Navigationsgerät konnten sie jedenfalls schlecht als Ausrede geltend machen … Immerhin sahen sie aber ihren Irrtum rechtzeitig ein und kehrten um, als noch Zeit dazu war. Und sie sind damit in die Geschichte eingegangen, denn sie war wohl die ersten, die – 19 Jahre vor der Eröffnung der Höhenstraße – den Versuch wagten, per Auto auf die Hungerburg zu gelangen.
(StAI, Bi-k-1841)