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Anschluss An Die Welt

Anschluss an die Welt

Die Globalisierung nahm im 19. Jahrhundert in vielen Bereichen bedeutend an Fahrt auf. Vor allem die Übermittlung von Informationen erhielt durch die Errichtung von Telegraphenleitungen einen enormen Schub: dauerte die Übertragung einer Information mit der Post oft Tage oder Wochen, konnte diese nun blitzschnell erfolgen – vorausgesetzt es gab einen Anschluss an das sich seit der Jahrhundertmitte stets verdichtende Telegraphennetz.

Innsbruck wurde im Sommer 1850 Teil dieses Netzwerkes. Am 29. August 1850, also ziemlich genau vor 175 Jahren, konnte die telegraphische Verbindung mit München, Salzburg und Bregenz fertiggestellt und der Testbetrieb begonnen werden. Die Verbindung mit Salzburg konnte an diesem Tag hergestellt werden, die erste Nachricht aus Bregenz traf erst am 5. September ein, da die dortige Station noch verbessert werden musste, wie aus einer Zeitungsmeldung hervorgeht (siehe folgendes Bild) – einen kleinen Seitenhieb gegen die Nachbarn konnte sich die Innsbrucker Zeitung dabei nicht verkneifen.

Im selben Jahr erließ das Handelsministerium begleitend zum Aufbau der technischen Infrastruktur eine ganze Reihe von Gesetzen. Einige davon betrafen Vereinbarungen mit den Nachbarstaaten der Habsburgermonarchie, wobei die gegenseitige Nutzung des Netzes wechselseitig zugesichert wurde. Daneben wurde der Privatgebrauch der Telegraphie gesetzlich geregelt. Hierin wird die Nutzung der Telegraphie genau reguliert: so durften beispielsweise max. 100 Worte pro Depesche versendet werden, wobei klar geregelt wurde, was als Wort galt (maximal sieben Silben) und wonach sich der Preis berechnete (es gab jedoch auch noch eine Entfernungskomponente bei der Preisgestaltung – je weiter weg, desto teurer). Insgesamt war das Versenden in den Anfangsjahrzehnten jedoch ein eher teures Vergnügen. Das änderte sich erst allmählich mit der Verbesserung der Technik und der Dichte des Netzes.

Das erste Telegraphenamt in Innsbruck war im Übrigen (wie in vielen anderen Kronländern) direkt bei der Statthalterei in der Hofburg untergebracht. Das verdeutlicht auch, dass die Telegraphie von Seiten des Staates zunächst vor allem als Herrschaftsinstrument angesehen wurde. Später wechselte die Telegraphen-Direction und das Hauptamt in die Museumsstraße und die Maria-Theresien-Straße, bis 1907 mit dem neuen Postgebäude in der Maximilianstraße eine repräsentatives Gebäude errichtet wurde. Die erste telegraphische Mitteilung, die Innsbruck 1850 erreichte, war übrigens die Ankündigung vom baldigen Eintreffen von König Otto von Griechenland, der auf der Durchreise war.

(Stadtarchiv/Stadtmuseum Sommer-3-076)

Dieser Beitrag hat 14 Kommentare
  1. Meine Erinnerung zu diesem Gebäude:
    Ich stand genau an der Ecke der Hauptpost und wartet auf jemanden als von oben eine Glasscheibe geflogen kam, mich knapp verfehlte und neben mir am Gehsteig zerschellte. Keine Ahnung woher die kam eventuell, von dem Turm. War wirklich wie man so sagt „Arschknapp“ . Ein paar Zentimeter und ich könnte diesen Text heute nicht schreiben!

    1. ….wobei wir betonen , daß sowohl für den Präsidenten der PT Dion im ersten, die Höheren Beamten des Technischen Dienstes im zweiten und dritten und besonders für den Herrn Rechnungsdirektor im Turmzimmer des vierten Stocks weiterhin selbstverständlich die Unschuldsvermutung gilt.
      Und da die Fenster nur ein- bis höchstens zweimal im Jahr geputzt worden sind, müßte es sich schon um einen irren Zufall gehandelt haben, wenn eine Fensterscheibe ausgerechnet …. und die Fenster gingen alle nach innen…
      Es kann sich also nur um die jüngere Vergangenheit handeln, in welcher dieses Gebäude – seiner ursprünglichen Bestimmung entgegen – nicht mehr postalisch genützt wurde.

    2. Darf ich fragen, was die – selbstverständlich gewissenhaftest durchgeführte- polizeiliche Untersuchung dieses – seien wir ehrlich! – allergrößten Glückes, das Sie damals gerade noch hatten, letztendlich ergeben hat?
      Sie werden diesen Vorfall damals doch hoffentlich bei der Polizei angezeigt haben….

      1. Liebe Henriette.
        Dies ist einige Jahrzehnte her also sicher 20-30 Jahre habe es damals nicht der Polizei gemeldet war froh von dieser Scheibe nicht getroffen zu werden. Und die Betonung liegt auf Scheibe es war nur die Scheibe ( Glas) und kein komplettes Fenster. Warum diese heruntergefallen ist weiß ich nicht aber es war Fakt und braucht nicht angezweifelt zu werden, möglicherweise hat ein Glaser probiert das Glas zu tauschen und hat es versehentlich runtergeschmissen. Aber da sie ja nicht dabei waren können Sie das nicht beurteilen und brauchen es auch nicht zu versuchen. Liebe Grüße.

  2. Wenn vor dem Wort „Anschluss“ nicht Telefon, Leitungs, Wasser o.ä. steht, bekomme ich noch immer eine ungute Gänsehaut…

  3. Mein Herr Papa hat tatsächlich im obersten Stock westlich gearbeitet und meine Schwester und ich haben ihn gemeinsam mit meiner Mutter oft nach der Arbeit abgeholt.
    Da gab es (so wie im Landhaus) einen berüchtigten „Paternoster- aufzug“ , und es war ziemlich gefährlich, da hineinzuhüpfen und wieder rauszukommen, meine Schwester glaubte lange, wenn sie ganz ober weiterfährt, würde sie erdrückt werden, ich persönlich bevorzugte das gigantische Treppenhaus…

    Im Übrigen war die Schalterhalle, wo ich später in den Ferien immer arbeitete sehr festlich und eben kaiserlich (Franz Joseph an der Stirnseite als riesiges Portrait), für ein Postamt ein durchaus stattliches Ambiente…

    leider kam dann westlich das scheussliche Gerichtsgebäude dazu, das den Blick schon sehr trübte….
    ich denke das inzwischen zweckentfremdete Postamt wird noch bestehen, wenn das Gerichtsgebäude schon längst verschwunden ist…

    1. Das hat mich aber gefreut – ein Sohn vom („Wirklichen Amtsrat“) Geisler Franz – und ein Neffe vom Geisler Johann „aus Patsch“ („Namenszusatz“, da es irgendwo noch einen Johann G. gab – und weils halt sein Geburtsort war, da sein Papa, also Ihr Großvater, gerade in Patsch – am Bahnhof – zur Zeit der Geburt Ihres Onkels dort stationiert war. Aufgewachsen sind aber Ihr Vater und Ihr Onkel im Unterland, in Brixen im Thale-Lauterbach.
      Beide Geisler-Brüder waren Buchhaltungskoryphäen und trotz ihrer Korrektheit sehr humorvolle Kollegen.
      Ihr Herr Vater hatte – nach der Pensionierung von Herrn RegRat Schnaller auch die Aufgabe, die Vertragsbediensteten der Buchhaltung im Fach „Rechnungswesen“ für die „Verkehrsdienstprüfung 3 –
      .Rechnungsdienst“ vorzubereiten.
      Nun, ich bin 1969 (am Papier 1971, 2x Karenz) ausgeschieden aus den Postdienst. Und – Sie werden es nicht glauben! – aber an einen „Paternoster“-Aufzug kann ich mich nicht erinnern. Wo wäre dieser gewesen? Am nördlichen Ende des Westflügels? Nahe der Wendeltreppe?
      Auf alle Fälle: Danke für Ihren Bericht, der die Erinnerungen wieder lebendig werden ließ!

  4. Hallo, sg. Fr. Stepanek,
    alles richtig! An eine Wendeltreppe kann ICH mich wiederum nicht erinnern, aber der Pater Noster war im Westflügel ganz hinten…. Danke auch Ihnen für Ihren wohlmeinenden Bericht, mein Vater Franz Geisler hat zuhause nie über seinen Arbeitsbereich gesprochen! Beide Geislerbrüder sind hochbetagt vor ein paar Jahren verstorben… ich glaube, dass ich mit einem Ihrer Söhne oder Enkel in der Telegrammzustellung ferial gearbeitet habe, das war ca.1980….

    1. „Ca 1980“ geht sich nicht ganz aus – mein Ältester, der Leopold, ist Jahrgang 1969. Aber sowohl er – als auch Bernhard (Jg 1972) und Friedrich (J ahrgang 1980) haben diesbezügliche Ferialerfahrungen sammeln dürfen.
      Und, was „wohlmeinend“ anbelangt – auch ich hatte einen Vater, halt nur 12 Jahre lang, bis er mit 41 starb. Was glauben Sie, wie oft ich gehört habe „Mädele – hast D u einen netten Papa“
      „Alles auf der Welt hat zwei Gesichter – Alles! Wer das nicht weiß, ist glücklich. ICH WEISS ES!“
      Wie gesagt, Ihr Vater und Ihr Onkel waren angesehene und beliebte Kollegen – und sehr genau und akkurat.
      Meine Erinnerungen an sie enden 1969. Ob und wie das Alter die „Unterländer Heiterkeit“, die zumindest Ihr Onkel durchaus meist hatte, bewahrt – oder zerstört – hat, das lebt in Ihrer Erinnerung…

    2. Im Beitrag „Die Straßen von Innsbruck – die Maximilianstraße“ vom 7.11.2023 ist übrigens in den Kommentaren die Wendeltreppe in der Nordwestecke des westlichen Innenhofes (jetziger „Raucher Hof“) ebenfalls erwähnt.

    3. Mein Ältester, der Leopold, war jeweils 1988 und 1989 für 4 Wochen als Telegrammzusteller unterwegs, und auch im Jahre 1990 machte er nach seinem Ferialpraktikum bei der Wildbach- und Lawinenverbauung noch ein Postpraktikum, nach seiner Auskunft am Schalter.
      Aber an den Namen Geisler könne er sich nicht erinnern, meint er.
      Ich mich dafür umso besser.
      Ihre Großmutter mütterlicherseits, verst. 1956 oder 57, ist doch am Wiltener Friedhof beerdigt worden, 1956 oder 57, ich glaube im ersten östlichen Grabfeld. Als wir zu unserem Grab ganz im Süden gießen gehen wollten, sah ich Ihre Eltern damals am noch ziemlich frischen Grab stehen. Ihre Mutter dürfte von der Pflege und dem Sterben sehr mitgenommen gewesen sein. Und Ihr Vater stützte sie fest und liebevoll.
      Dieses Bild tauchte in meiner Erinnerung immer auf, wenn ich Ihrem Vater auf dem Gang begegnet bin.

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