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An Die Erste Frau…

An die erste Frau…

…, die sie in Ihrem Leben gesehen haben, können Sie sich höchstwahrscheinlich nicht erinnern. Die Rede ist von Ihrer Hebamme, die Sie bei Ihren ersten Atemzügen begleitet hat.

Der Beruf der Hebamme ist schon lange Teil des gesellschaftlichen Lebens und war damals ein typischer Frauenberuf. Sie unterstützten Frauen hauptsächlich bei der Geburt, wurden aber auch als Gerichtssachverständige im Fall von Vergewaltigungen, Abtreibungen oder verheimlichten Schwangerschaften hinzugezogen. Hebammen arbeiteten auf Honorarbasis, eine spezifische Ausbildung gab es zunächst nicht, sondern man vertraute auf die langjährige praktische Erfahrung der Frauen.

1535 beantragten einige adelige Damen aus Innsbruck beim Stadtpfarrer, dass sich eine gewisse Anna Hartmann, die Köchin des Hofkaplans, gegen eine wöchentliche Entlohnung, nur noch ihrer Aufgabe als Hebamme widmet: „Weil wir sehen und täglich erfahren, daß großer Mangel an solchen Trostfrauen hier in Innsbruck ist und sie gute Proben ihres Könnens abgelegt hat, […] bitten wir, hiernach unterschriebene Frauen, […] der genannten Anna wöchentlich einen Betrag anzuweisen, damit sie sich einen eigenen Haushalt einrichten und ihren Dienst mit Gott und Ehren treulich und fleißig versehen möge.“

Zu Beginn des 17. Jahrhunderts wurden alle städtischen Hebammen festangestellt, kontrolliert wurde diese Berufssparte von der Kirche. Vor einer Anstellung wurde die Kirchentreue und der Lebenswandel einer Hebamme überprüft. Des Weiteren musste sie über ihre Arbeit einen monatlichen Bericht erstatten. Das medizinische Know-How der Geburtshelferinnen wurde von einer Ärztekommission bestätigt. Ab 1765 führte die medizinische Fakultät in Innsbruck sechswöchige Hebammenkurse durch, nach dem die Anwärterinnen ein einjähriges Praktikum mit einer erfahrenen Hebamme sowie eine Abschlussprüfung absolvieren mussten. Um 1840 arbeiteten in Tirol rund 400 geprüfte Hebammen, heute sind es rund 2500 in ganz Österreich (Wiener Zeitung, 30.5.2021).

Das heutige Bild zeigt die Hebamme Waltraud Stangl, die von Bürgermeister Alois Lugger 1976 eine Auszeichnung erhalten hat.

(Verena Kaiser)

(Ph-12510)

Dieser Beitrag hat 5 Kommentare
  1. Interessant wäre, ob und wann es schon die erste männliche Hebamme von Innsbruck gab, weiß man da etwas? In diesem ältesten Frauenberuf der Welt ist das ja etwas völlig Neues und Ungewöhnliches, was in den letzten Jahren ab und zu in der Zeitung als Besonderheit erwähnt wurde.

  2. Ich glaube kaum, daß sich sehr viele Frauen von dieser Idee begeistert zeigen. Insbesondere nicht die neuen Zuwachssteigerer/Innen.

      1. ……sondern eher (sehr) peinlich berührt – und das umsomehr, je öfter dieser Standardspruch von der „natürlichsten Sache der Welt“ gedroschen wird – in diesem Zustand der eigenen Hilflosigkeit der Frau…

        1. …..und jetzt schreib ich noch diese Erinnerung an die Geburt unseres Jüngsten dazu.
          Arzt und Hebamme waren anwesend.
          Und der Arzt meinte gegen 3h früh „Des dauert no zwoa, drei Stund. Da leg i mi no a bißl hin…“
          ging zur Tür hinaus – machte die Tür von draußen zu – und als er die äußere Türklinke zuge-
          drückt hatte —
          — gings ruck-zuck! – und der Bua war da.
          Ob nicht auch das noch ungeborene Kind instinktiv die Anwesenheit eines Mannes als bedrohlich empfindet?, frage ich mich seither… Wissen, wirklich wissen tut mans nicht – und wird mans nie.

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