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Am Zeughaus

Am Zeughaus

Bei dem Bild handelt es sich wieder einmal um ein Bild des Amateurfotografen Anton Kogler, womit wir uns wieder ca. in den 1890ern befinden. Kogler lichtete offensichtlich gerne Menschen ab – in diesem Fall eine Szene beim Gassi-gehen. In welcher Beziehung die beiden Herren, jung und alt, zu ihm standen wissen wir leider nicht. Vielleicht ist das ja der Sohn, der sich für das Foto neben den Herrn in Uniform stellen durfte (oder musste). Auch wissen wir nicht, ob zumindest einer der drei Hunde vielleicht dem Fotografen gehörte.

Im Hintergrund ist das Zeughaus zu sehen, das bis zum Ende der Monarchie (zumindest zum Teil) als Kaserne genutzt wurde, auch wenn dessen militärische Bedeutung vor allem im 19. Jahrhundert stark abnahm. Der Herr in Uniform könnte also Kasernenbewohner sein. Dessen helle Hose könnte auf eine Zugehörigkeit zur Artillerie schließen lassen. Allerdings gab es auch für andere Einheiten die Möglichkeit helle „Sommerhosen“ zu tragen, anhand der Uniform ist also keine gesicherte Annahme zu treffen. Die Assoziation mit der Artillerie erscheint jedoch aufgrund der Begebenheiten naheliegend: im franziszeischen Kataster (1855-57) ist das Zeughaus noch als „k.k. Artillerie Distrikts Kommando“ betitelt.

Das Interessante an dem Bild sind jedoch auf jeden Fall die baulichen Begebenheiten. Zunächst einmal die Frage: sehen wir hier überhaupt der Haupteingang, oder könnte es auch ein Eingang an der Hinterseite sein? Ein Vergleich mit einer zeitgenössischen Aufnahme: Der Torbogen in der Mauer ist noch derselbe. Verschwunden ist heute jedoch der Adler darüber, jetzt findet sich an seiner statt etwas oberhalb noch ein Fenster. Vor allem irritiert aber die Mauer links im Bild – hier ist doch heute alles frei? Und die steinerne Pforte mit den (Kanonen?)kugeln? Die steht zumindest noch. Nicht jedoch das windschiefe etwas, das am rechten Pfeiler angebracht ist.

(Stadtarchiv Innsbruck, Ph-D-44)

Dieser Beitrag hat 3 Kommentare
  1. Die Luftaufnahmen von 1940, die online zur Verfügung stehen, zeigen ein etwa 35 – 40 Meter langes Gebäude dessen Südseite wie auf dem Foto mit der linken Säule beim Eingang zum Zeughaus abschließt. Das ist aber auch die ganze Hilfe, die das Luftbild bietet. Immerhin scheint das Haus auch noch auf den frühen Nachkriegsaufnahmen der Franzosen auf, am Luftbild von 1947 sieht man es noch. !958 ist aber schon eine Rasenfläche an dieser Stelle. Jetzt was? Ställe für die Kanonenzugpferde?

  2. Als ich auf diesem Bild den Soldaten vor dem Zeughaus sah, hat es mich richtiggehend elektrisiert. Ich hatte es knapp dahinter, unterm Torbogen ebenfalls mit einem Soldaten zu tun, allerdings mit einem Offizier der Deutschen Wehrmacht in Bridges Hose, Stiefeln, mit einem Helm auf und mit einer Pistole in der Hand! Es war Mai 1945, knapp vor dem Einmarsch der Amerikaner!
    Ich saß mit meinem Freund am Fenster unserer Küche mit Blick auf die Pradlerstraße. Jede Menge Menschen zogen vorbei, vollbepackt, teilweise mit Handwägen und Fahrradanhängern, unsere benachbarten Bauern sogar mit Viehwägen. Man sagte uns, das Zeughaus und die Ausstellungshalle werden geplündert! Da mussten wir natürlich auch hin. Zuerst in die Messehalle, aber da gings es hauptsächlich um Mehl, die Rupfensäcke waren mehrere Meter hoch gestapelt, die Leute schnitten sie auf und schafften das Mehl weg. Das interessierte uns weniger,
    Wir gingen zurück ins Zeughaus – da war alles gelagert, was die Gebirgsjäger benötigen. Eispickel, Steigeisen, Seile …! Man raufte sich um das noch Vorhandene. Dann ein Riesenkrach, viel Staub und Geschrei: Am Dachgebälk waren Gestelle befestigt, über diesen lagen dicke Taue, keine Ahnung, für was die gut waren. Die Leute rissen vorne und hinten, bis alles herunterbrach! Wir bekamen es mit der Angst zu tun flüchteten, obwohl wir noch gar nichts hatten.
    Irgendwo sah ich dann einen Wasserkübel mit einer Handspritze drinnen, so eine, wie sie überall zur ersten Brandbekämpfung nach Luftangriffen vorgeschrieben waren. Die nahmen wir mit und rannten zum Ausgang, diesem Torbogen. Hier war dann das Ende für alle geplünderten Gegenstände: Der eingangs erwähnte Offizier stand breitbeinig hier (ich sehe ihn heute noch vormir!!), dazu noch einige Soldaten mit Gewehr. Alles musste auf einen Haufen geworfen werden – auch unsere Spritze! Mit leeren Händen kamen wir heim!

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