Map Stories: #Problems of ’71
Die alle zehn Jahre (immer im Jahr 1 des neuen Dezenniums) stattfindenden Volkszählungen waren über viele Jahrzehnte der analogen Welt von Gestern ein nie versiegender Quell von nüchternen Bestandsaufnahmen der Lebenswelt eines Staates, der Länder und auch der Gemeinden. Politik und Verwaltung machten sich ein Bild, was sich gerade in den eigenen Zuständigkeits-Grenzen so abspielte und was den Behörden im Jahr 1971 Sorgen bereitete. Es war, trotz seltsamer Kotelettenfrisuren und bunter Doppelschlaghosen nicht die Rockmusik und die dauerbekiffte Jugend (in Innsbruck schätzen Fachleute die echten Hippies auf drei Dutzend, vielleicht waren es auch vier. Der Rest ging mit Anzug und Krawatte zum 5 Uhr-Tee im Café Schindler).
Unsere Karte zeigt die Sorgen der Stadterneuerung, der lokalen Kommission für drängende Zukunftsfragen. Die drei Kriterien in der mit horizontalen, vertikalen und diagonalen Schraffuren mehrschichtig zu lesenden Problemfelder waren
- Das Baualter der Häuser (Bezirke mit mehr als 55% vor 1919 errichteten Häusern)
- Die Ausstattung der Wohnungen (mehr als 20% ohne Wasser und WC)
- Das Baualter der Bewohner:innen (mehr als 26% über 65 Jahre)
In der Karte (hier interaktiv zu sehen) wurden dann Bereiche schraffiert und bei Mehrfacherfüllung obiger Kriterien abgedunkelt. Die jungen Stadtviertel Reichenau, O-Dorf und Höttinger Au blieben ohne Befund, in Wilten und der Innenstadt war nach diesen Fragestellungen Erneuerung angesagt. In den beiden Infrastrukturthemen hat die Stadt ganze Arbeit geleistet, die alten Häuser wurden modernisiert und Wasser und WC ist überall Standard. Beim Thema der Überalterung hat sich die Stadterneuerung vielleicht zu viel vorgenommen, wenn sie das Problem lösen wollte. Außerdem ist 65 heute ja kein Alter mehr.