Wider den Straßenstaub
Eine detaillierte Geschichte der Straßenbeläge in unserer Stadt muss erst geschrieben werden, aber neulich ist mir bei Suche nach einem Akt ein klitzekleines Schlaglicht zu diesem Thema untergekommen, das ich Ihnen nicht vorenthalten möchte: eine Einladung zur Gründung der Österreichischen Gesellschaft zur Bekämpfung des Straßenstaubes aus dem Jänner 1905.
Allen die sich ein wenig mit städtischer Infrastruktur auseinandergesetzt haben oder zwischendurch in historischen Zeitungen stöbern, werden Klagen über den schlechten Zustand der städtischen Straßen untergekommen sein. Denn gepflasterte und damit einigermaßen dauerhafte und feste Straßenoberflächen gab es nur in einzelnen Straßen und Gassen unserer Stadt. Außerdem war die Pflasterung oftmals sehr unterschiedlich. Zudem musste das Pflaster in jenen Gassen und Straßen, in denen die hölzernen Wasserleitungen verliefen, immer wieder zur Reparatur der Holzrohre aufgerissen werden.
Die übrigen Straßen und Wege im städtischen Gebiet besaßen umgekehrt lange Zeit keine besonderen Belag. Das bedeutete auch, dass diese je nach Jahreszeit und Witterung unterschiedlichste Konsistenz und Beschaffenheit aufwiesen. Bei Regen war diese nicht selten ein riesiger Gatsch, bei Trockenheit hingegen eine staubige Angelegenheit. Besonders im späten 19. und frühen 20. Jahrhundert wurde dies zunehmend als Ärgernis erkannt und nach Abhilfen gesucht. Damit war man freilich in Innsbruck nicht allein. International gab es Bestrebungen, Straßen zu verbessern. Zahlreiche Ingenieure und Tüftler machten Vorschläge für neue und verbesserte Straßenbeläge, wobei es vor allem zur allmählichen Weiterentwicklung der sogenannten Makadam-Straßen kam. Der Schotte John MacAdam hatte Anfang des 19. Jahrhunderts eine neue, später nach ihm benannte Straßenbauweise entwickelt, die aus mehreren Schichten kleiner, gebrochener Steine bestand, die festgestampft wurden, so eine relativ fest Oberfläche bildeten und sich unter Druck selbst verdichteten. Die Straßen neigten bei Trockenheit allerdings dazu, stark zu stauben, weshalb man dazu überging Teer und Asphalt beizumischen, um das Material zu binden, was wiederum dazu führte, dass die Straßen gerade bei Regen sehr rutschig wurden.
Daher gab es von unterschiedlichster Seite Vorschläge, wie man diesen Problemen Herr werden sollte, und in diese Zeit fällt auch die Initiative zur Gründung der oben genannten Gesellschaft gegen Straßenstaub, die übrigens internationale Vorbilder hatte. Wie aus der Einladung zur konstituierenden Sitzung an den Innsbrucker Bürgermeister Greil hervorgeht, hatte sich die Gesellschaft unter anderem zum Ziel gesetzt, verschiedene „Methoden des Baues und der Erhaltung der Verkehrswege in Städten, mit besonderer Rücksichtnahme auf die durch Abnützung der Straßendecke verursachte Staub- und Kotbildung“ zu untersuchen. Die Gesellschaft sollte aber auch Methoden zur „rationellen Straßenreinigung“ und die Entsorgung von Müll und Unrat erforschen und diese dann propagieren.
Ob die Stadt der Gesellschaft beigetreten ist, konnte ich leider nicht herausfinden, aber sicherlich bestand großes Interesse am Knowhow dieser Vereinigung, denn gerade in diesen Jahren stand die Verbesserung von Straßen immer wieder im Fokus des Innsbrucker Gemeinderats. Die Quelle bietet aber ein kleines Schlaglicht auf eine Umbruchszeit in Sachen Straßenoberflächen. Typisch für die Zeit ist auch, dass man dazu einen eigenen Verein gegründet hatte, der sich dem Problem des Straßenstaubs verschrieben hatte, um gemeinschaftlich eine Lösung dafür zu suchen.
(Stadtarchiv Innsbruck Coml 1904; GoNE-003344)
I bin auch gegnan Straßenraub. Weil wennd nimmer auf die Straßn gehen kannst, ohne beraubt zu werden, da heat si ja woll alls auf, punktum !