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Schaufensterbummel – II

Schaufensterbummel – II

Der erste Schaufensterbummel hat zu meiner Überraschung zu einer recht überschaubaren Reaktion geführt. Eigentlich war gar nix los.

Wir leben im Zeitalter der „Fusion-Kitchen“. Was das ist? Naja, ein boshafter Mensch würde sagen, dass gutmeinende Menschen versuchen, irgendwelche – meist asiatische – Küchentraditionen nachzukochen und dabei eigene Erfahrungen einbringen oder einfach das Original nicht schaffen. Wenn sie je in Japan eine Udon-Suppe gegessen haben oder in Korea eine Ramen mit Kimchi… Lassen wir das. Sie wissen, was ich meine.

Doch das ist keine neue Entwicklung. Wie weit sie auch in Innsbruck zurückgeht war mir aber neu. Vielleicht war das Konzept auch zu progressiv.

Die „American Bar“ bestand laut Adressbüchern von 1901 bis 1904 in der Erlerstraße 16, einer nicht unbedeutenden Adresse in der Innsbrucker Innenstadt. Die „Spanische Bodega“ scheint an dieser Adresse lediglich im Jahr 1900 auf. Eine „Fiaschetteria“ ist eine Form der Weinhandlung oder des Weinverkaufs. Eine „Frühstück-Stube“ um 1905 war wohl auch ein recht revolutionärer Eingriff in die gewohnte kulinarische Landschaft Innsbrucks. Der wirtschaftliche Erfolg ist wohl leider auch ausgeblieben.

Der Betreiber all dieser Lokale, Silvio Zamboni, war 1898 in der Anichstraße 10 wohnhaft. Von 1899 bis 1904 war er in der Glasmalereistraße 6 und 1905 in der Maximilianstraße 31 gemeldet. Danach gibt es keinen Eintrag mehr.

Ab 1905 ist Silvio Zamboni als „Fierant“, also etwa Marktfahrer, in der Maria-Theresien-Straße 24 und unter seiner Privatadresse in der Maximilianstraße 31 tätig. Daneben scheint er auch als Watta-Erzeuger verzeichnet. Ich habe keine Ahnung was das sein soll.

Aus dieser kurzen Nachschau lässt sich vermuten, dass der mutige Unternehmer in mehreren innovativen Gastro-Unternehmen tätig war, aber an der Zeit, an den Menschen oder einfach an seinem Konzept gescheitert ist. Was aus dem Betreiber geworden ist wissen wir leider nicht. Hoffentlich ist es ihm gut ergangen.

(Stadtarchiv/Stadtmuseum Innsbruck)

Dieser Beitrag hat 4 Kommentare
  1. Watta war der Überbegriff für ein Füllmaterial (Steppdecken, Pölster, Mäntel, Rückenwärmer, etc.), das aus Baumwolle, Schafwolle, Waldwolle (was auch immer das sein mag) hergestellt wurde. Auch für Verbandsmaterial und „Christbaumschnee“ fand die Watta Verwendung. Zum Begriff „geleimt“ kann ich nur vermuten, dass diese Füllungen zur besseren Haltbarkeit oder gegen Verklumpen eine spezielle Behandlung erhielten: https://anno.onb.ac.at/cgi-content/anno?aid=bru&datum=18400812&query=%22Watta%22&ref=anno-search&seite=9

    Das Geschäft in der Maria-Theresien-Straße 24 hat Silvio Zamboni im Jahr 1904 von seinem Vater käuflich erworben, nachdem er es zuvor „in einer ununterbrochenen Reihe von Jahren unter der Firma Matteo Zamboni, Spezerei, Wein- und Delikatessen-Handlung“ geführt hatte (IN, 9. Jänner 1904, S. 28). Der Laden des Vaters befand sich ursprünglich in der Museumstraße 18 (IN, 24. Jänner 1876, S. 7).

    Das Geschäft des Silvio Zamponi in der Theresienstraße wurde bereits im Februar 1905 „von den Herren Julius Stifter und Anton Tschurtschenthaler aus Bozen käuflich erworben“ und als Firma Stifter & Tschurtschenthaler weitergeführt. (IN, 7. Februar 1905, S. 3). Die Löschung der Firma Zamboni aus dem Handelsregister für Einzelfirmen erfolgte im Juni 1905 infolge Geschäftsauflösung (IN, 10. Juni 1905, S. 22).

    Dem Ehepaar Silvio und Angela Zamboni wurde im Juni 1891 ein Sohn, Richard Matheo, geboren, der aber noch im selben Jahr verstarb. Im September 1894 kam Tochter Bianca zur Welt.

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