Haus an Haus
Eine Aufnahme, die aus verschiedenen Blickwinkeln interessant ist. Im Hintergrund ein gründerzeitliches Gebäude, das nach seiner Struktur nach einem Verwaltungsgebäude aussieht. Warum es aber einen Balkon hat, bleibt in diesem Fall hinterfragenswert. Raucherecken unter freiem Himmel gab es damals bekanntermaßen noch nicht. Auch die durchgangslose Umfassungsmauer mit den kleinen Zinnen erinnert an eine benutzerorientierte Verwaltung.
Mitten in diese Tintenburg hat sich eine Baracke hineingelegt. Möglicherweise liegen die Abbruchsteine der Mauer sogar noch am Straßenrand. Ob es sich um eine standardisierte RAD-Baracke handelt, kann ich nicht sagen, könnte aber so sein. Etwas seltsam erscheinen neben den Fenstern die schmiedeeisernen Konstruktionen, die eher an Kletterhilfen für Pflanzen erinnern.
Bei den Verkehrsaspekten hoffe ich auf die Expertise der Manni Schneiderbauers dieser Welt. Oberleitungen, die sehr stark nach den ersten Nachkriegsjahren ausschauen. Immerhin gibt es bereits wieder eine – hoffentlich funktionierende – Kanalisation.
Sie kennen mich. Was frage ich: Wo? Was? Wann? Wie heute?
(Stadtarchiv/Stadtmuseum Innsbruck; Slg. Kreutz)
Conradkaserne – Südring / Burgenlandstraße – standardisierte RAD Baracke stimmt – über die Obuslinie soll Herr Schneiderbauer berichten . Noch etwas?
https://innsbruck-erinnert.at/stuermisch/ passt gut dazu
Auweh – jetzt habe ich gerade diesen Beitrag durchgelesen! Bitte um Entschuldigung, Herr Hirsch, dass ich schon wieder vorgeprescht bin!! Ich habe mich also noch nicht gebessert!!
Nix passiert Herr Roilo. Bin derzeit eh auf Smartphone und maximal 4G reduziert . Mühsam.
Ojeh – PC kaputt? Wird schon wieder werden! Aber bevor ich mit meinen Fingern auf einem Handy herumtaste, lass ich lieber alles!
Vielleicht war ich mit der standardisierten RAD Baracke zu voreilig. Die Baracke steht auf einem Kasernengelände und die Wehrmacht hatte eine eigene Entwicklung für ihre Baracken.
Nachdem im von Herrn Roilo verlinkten Blogpost bzw. dessen Kommentaren schon alles über die abgebildeten Oberleitungen geschrieben wurde, möchte ich trotzdem meinem Nerd-Image genügen und wenigstens noch ein im weiteren Sinn passendes Foto dazustellen: https://postimg.cc/RN5sfnM4 (ca. 1948, Privatfoto, unbek., meine Slg und Bearbeitung). xD
Ich möchte mich auch bei Ihnen, Herr Schneiderbauer, entschuldigen, dass ich so voreilig war. Ich habe die Kommentare in dem von mir oben weitergeleiteten Link https://innsbruck-erinnert.at/stuermisch/ erst nachträglich gelesen und dann erst gesehen, was darin alles über diese Obuslinie geschrieben. Zugegeben viel, aber nicht alles. Zum Beispiel: Warum wurde diese Linie nie in Betrieb genommen?
Nein, Herr Roilo, um Gottes Willen, bitte nicht, Sie waren doch nicht voreilig, nur spontan und begeistert, und dafür sind wir doch hier. 🙂
Zu den Gründen für die Nichtvollendung der Amraser Obuslinie notierte Walter Kreutz in der 3. Auflage auf Seite 325:
„13. August 1944: (…) Mittlerweile hat die Deutsche Reichsbahn mit dem Bau der Umgehungslinie vom Bergiseltunnel über die Amraser Felder, Reichenau–Haller Au zum Bhf. Solbad Hall begonnen, welche die Zufahrtsstrecke zum Bergisel am Sillufer südlich des Tollingerhofes sowie die Amraser Linie östlich der Kreuzung mit der Wiesengasse durchschneidet. Da die Umgehungsbahn mit 15-kV-Fahrleitung ausgerüstet ist, ergeben sich zwei weitere, aber unvorhergesehene Schnittpunkte mit der Obusfahrleitung. Ein weiterer Ausbau muss daher (aus denselben Gründen, die schon zum Baustopp der Saggen-Linie geführt haben) unterbleiben. (…)“
Sogar die Stromversorgung für diese Linie wäre schon betriebsbereit gewesen, siehe Eintrag vom 25. November 1944: „Obus nach Pradl wegen abgeworfener Bomben mit Langzeitzündern eingestellt. UW Pradl in Betrieb genommen. Infolge Nichtfertigstellung der Amraser Linie kann auch das an der Kreuzung Amraser Straße/Amraser Seestraße gelegene UW nicht eingeschaltet werden. Durch Verlegen eines Kabels vom UW zur Endstation Türingstraße wird die Einspeisung des Obusnetzes verbessert.“
(„UW“ bedeutet „Unterwerk“, das sind die Stromversorgungseinrichtungen für elektrische Verkehrsmittel mit Fahrleitung, Stromschiene oder Ähnlichem, wo der Strom aus dem Hochspannungsnetz entnommen, zu Fahrstrom transformiert und in die Fahrleitung eingespeist wird.)
Ich hatte vor einer Weile auf eBay ein Privatfoto vom fertiggestellten Umkehrstern in Amras beim Bierwirt entdeckt, leider war mein Maximalgebot zu niedrig, aber es sieht so aus, als wäre diese Linie eben mit Ausnahme der Umgehungsbahnkreuzung vollständig fertig gewesen.
Für den 15. Februar 1949 vermerkt Kreutz, dass die Umgehungsbahn im Herbst des selben jahres abgetragen werden und die Amraser Obuslinie dann fertig gestellt werden solle. Warum das nicht geschehen ist, bleibt im „Kreutz“ leider offen und ich gehe davon aus, dass darüber nichts überliefert ist, sonst wäre es wohl in der Chronik vermerkt. Vorstellen könnte ich mir, dass es mit dem bereits nahenden (vorübergehenden) Niedergang von Obus und Tram zu tun hatte, Dieselbusse galten wohl als moderner und flexibler.
Zehn Jahre später, 1959, wurde die Fahrleitung abgebaut und das Unterwerk mittels einer Leitung durch die Dr.-Glatz-Straße mit der Linie 3 verbunden, um dort die Einspeisung zu verbessern. Ich schließe nicht aus, dass von der Strecke durch Pradl und Amras noch der eine oder andere jetzt der Straßenbeleuchtung dienende Mast übrig sein könnte.
Indirekt dazu passender fun side fact: die IVB haben gerade erst letzten Montag gemeinsam mit der Salzburg AG einen Rahmenliefervertrag über bis zu 80 Batterie-Hybrid-Obusse ausgeschrieben, von denen 20 für Innsbruck bestimmt sind. Das „Stangerltaxi“ dürfte aller Wahrscheinlichkeit nach zurückkommen.
Besten Dank für diese ausführliche Beantwortung meiner Frage, Herr Schneiderbauer!
Ein weiterer älterer Beitrag, welcher dazu gut passt: https://innsbruck-erinnert.at/kontrollpunkt/comment-page-1/#comment-11514. Ich bilde mir auch ein, dass auch in einem weiteren Beitrag von diesem Umkehrstern beim Bierwirt geschrieben wurde.
Vielleicht noch eine Ergänzung zu „Walter Kreutz 13. August 1944“: Die Umgehungsbahn beeinflusste die projektierte Obuslinie A „Amraser Linie“ nur durch die Kreuzung knapp vor Amras. Die zweite Kreuzung südlich vom Tollingerhof betraf die ebenfalls geplante Verbindung Bergisel entlang der Sill / Hunoldstraße zur vorgesehenen Wagenhalle am Leipziger Platz!
Ja, das hat Kreutz aber korrekt wiedergegeben, ich zitiere nochmals:
„13. August 1944: (…) Mittlerweile hat die Deutsche Reichsbahn mit dem Bau der Umgehungslinie vom Bergiseltunnel über die Amraser Felder, Reichenau–Haller Au zum Bhf. Solbad Hall begonnen, welche die Zufahrtsstrecke zum Bergisel am Sillufer südlich des Tollingerhofes sowie die Amraser Linie östlich der Kreuzung mit der Wiesengasse durchschneidet. Da die Umgehungsbahn mit 15-kV-Fahrleitung ausgerüstet ist, ergeben sich zwei weitere, aber unvorhergesehene Schnittpunkte mit der Obusfahrleitung. Ein weiterer Ausbau muss daher (aus denselben Gründen, die schon zum Baustopp der Saggen-Linie geführt haben) unterbleiben. (…)“
Der letzte Satz bezieht sich in meinem Verständnis sowohl auf die Amraser Linie als auch auf die Betriebsstrecke zum Bergisel, also den Ausbau bzw. Fertigbau beider Strecken.