In Stein gemeißelt (XXIII.)
Wie am Ende des letzten Artikels erwähnt, schmolzen die Gewinne, die man in Venetien erfochten hatte, wieder eilig dahin, ehe ein Frieden unterzeichnet wurde. Udine, Venzone und Cividale, die erst vor kurzem erobert worden waren, fielen wieder an wenig. Allein Marano konnte gehalten werden. Der Sturm auf das Lager der venezianischen Truppen ist auf diesem Relief zu sehen. Frieden brachten freilich auch diese Veränderungen nicht, obwohl die habsburgischen Territorien bereits unter den drückenden Lasten des Krieges ächzten.
Der Stillstand wurde durch ein diplomatisches Meisterstück des französischen Königs gelöst. Ludwig XII. machte dem spanischen König Hoffnungen, seine Tochter an seinen Enkel Ferdinand zu verheiraten und mit ihr sämtliche französische Ansprüche in Italien aufzugeben – ein Friede mit Frankreich schien in Sicht. Mit den Hoffnungen auf ein spanisch-habsburgisches Reich in Norditalien schlossen Maximilian und Ferdinand einen Friedensvertrag mit Frankreich, ohne England in irgendeiner Form einzubeziehen. Heinrich VIII. war wenig überraschend zutiefst über den Treuebruch verärgert. Seine Schwester war einem der habsburgischen Erben versprochen, die Hochzeit hatte er bereits geplant.
Während Ludwig XII. keine Absichten hatte, die geplante Ehe Wirklichkeit werden zu lassen, schloss er nun einen eigenen Frieden mit England und heiratete selbst die Schwester des englischen Königs – mit einem Zug war es ihm gelungen, die Koalition gegen sich zu sprengen und die Schachfiguren waren in Position für eine neue Phase des Krieges, der immer noch kein Ende finden wollte.
(Ph-A-10171-22)