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Kaum Wiederzuerkennen

Kaum wiederzuerkennen

Wer heute hier entlang geht, wird diese Straße – zum damaligen Zeitpunkt noch oft als Gasse geführt – kaum wiedererkennen. Als kleiner Hinweise sei hier lediglich erwähnt, dass die beiden ersten Häuser auf der linken Straßenseite heute nicht mehr stehen; auch das folgende Haus auf dieser Straßenseite hat durch Kriegsschäden seine einstige Pracht verloren und kommt heute deutlich nüchterner daher. Auch die rechte Straßenseite ist heute etwas dichter bebaut.

Wo befinden wir uns und wie würden Sie das Bild in etwa zeitlich einordnen, bzw. was könnten Kriterien für eine bestimmte zeitliche Einordnung sein? Ich bin gespannt.

(Stadtarchiv/Stadtmuseum Ph-31121)

Dieser Beitrag hat 17 Kommentare
  1. Das rechte vordere Haus ist die franz-fischer-straße 7. Wir stehen auf der franz-fischer-straße und blicken zum wiltener Platzl. Das links im Vordergrund befindliche Haus steht auch noch. Vor diesem Haus befindet sich heute ein MPREIS

  2. Rechts erkennt man das Köllenspergerhaus, wie dankenswerterweise mit Bleistift beschriftet ist.

    Sehr interessant sind die alten Bauernhäuser, welche diesem Teil von Wilten mit seinen neugebauten Zinshäusern doch ein recht ländliches Gepräge verleihen.

    Das am längsten überlebende Bauernhaus befand sich neben dem Haus Franz-Fischer-Straße 5 und wurde erst vor wenigen Jahren zugunsten eines Parkplatzes abgerissen. Davor befand oder befindet sich zur Straße hin noch ein großes Kruzifix.

    Das heutige Haus Franz-Fischer-Straße 5 fehlt auf diesem Bild. Anhand der Baujahre der einzelnen Gründerzeitbauten müsste sich das Foto ziemlich gut datieren lassen.

    Laut dem Franziszeichen Kataster von 1856 hieß die Straße damals übrigens Fischergasse.

  3. Das Haus mit dem Türmchen in der Franz-Fischer-Straße 10 ist die Villa Eberharter. Laut den Innsbrucker Nachrichten vom 2. November 1895 wurde das Haus in diesem Jahr fertiggestellt.

    Das Eckhaus in der Franz-Fischer-Straße 5 wurde hingegen erst 1930 gebaut. Die Innsbrucker Nachrichten vom 20. März 1930 berichten darüber:
    „Das Haus wird einerseits an das große Haus der Firma Köllens-
    perger und auf der anderen Seite an ein altes
    Bauernhaus grenzen, das vom alten Wilten noch übrig
    geblieben ist und mit seinem gegen die Straße ge-­
    wendeten Holzgiebel und dem alten, vergilbten Ma-
    donnenbild über dem Haustor gar seltsam in die
    städtische Gegenwart hereinschaut.“

  4. Das Haus Schidlachstraße 4 wurde als jüngstes Gebäude auf diesem Foto im Jahre 1906 fertiggestellt. Das Bild kann also frühestens in diesem Jahr entstanden sein.

    1. Das Produkt „Parkett-Hexe“ wurde laut den Zeitungsarchiven nur zwischen 1907 und 1910 hergestellt. In den Jahren davor und danach finden sich keine Inserate und Erwähnungen dieser Bodenwichse.

      Demnach dürfte das Foto wohl zwischen 1907 und 1910 gemacht worden sein.

      1. Lieber Herr Auer,

        wie so oft am schnellsten und gleichzeitig mit so viel Blick fürs Detail! Für mich waren die verschiedenen „Ausbaustufen“ der Häuser/Straße ein Grund das Bild auf etwa 1910 zu datieren. Ihr Hinweis auf die Werbung ist Gold wert und hilft die Datierung noch weiter einzugrenzen. Vielen Dank. Und ja, wie Sie selbst schreiben, das Bild ist voll von ganz wunderbaren Details.
        C.A.

  5. Die Fischergasse hieß auf alten Karten zB von 1809 noch Saugasse. Ihr markanter Straßenverlauf mit seinen Schwüngen war aber damals schon nahezu der selbe wie heute. Ab wann sie dann Fischergasse hieß, weiß ich leider nicht, soll laut Otto Stolz etwas mit einem Fischer im Dienst von Stift Wilten zu tun gehabt haben.
    Ohne näheren Grund, vielleicht eine politische Mode, wurde die Gasse dann zur STraße mit dem gleichzeitigen Vorsatz Franz. Das war der damalige Bürgermeister. !938 mußte er – warum wohl in diesem Jahr – dem Bürgermeistersessel räumen. Näheres in dieser kleinen online verfügbaren Biografie https://www.oecv.at/Biolex/Detail/12100698

    Weiß man eigentlich Näheres zu dem auf dem Foto grade nicht mehr sichtbaren großen, heute blau gefärbten Haus Nummer 6 auf der linken Seite, wo die Fischergasse Richtung Platzl abbiegt? Knapp unter dem Giebel prangt stolz die Jahreszahl 1305. Wobei ich nicht glaube, daß der jetzige Bau in seiner ganzen Größe so alt ist.
    siehe https://www.google.at/maps/@47.2583597,11.3961167,3a,64.4y,344.74h,123.79t/data=!3m6!1e1!3m4!1s0SCvZ_GCEdh2Af2oMausyA!2e0!7i13312!8i6656!5m1!1e1

    1. Lieber Herr Hirsch,

      wann die Benennung Fischergasse aufkommt, konnte ich auf die Schnelle nicht eruieren. Zumindest fällt der Wechsel von Fischergasse zu Fischerstraße etwa in die Zeit der Bildaufnahme. In den Adressbüchern ab 1910 findet sich überwiegend Fischerstraße. Der Zusatz Franz-Fischer-Straße und damit die Benennung nach dem ehemaligen Bürgermeister erfolgte 1963.

      Zu Ihrer Frage bezüglich des Hauses Franz-Fischer-Straße 6: Laut Tiroler Kunstkataster war das Gebäude seit dem 14. Jahrhundert „Teil der historischen, dörflichen Verbauung der ‚Fischer Gasse‘ in Wilten“. Reste eines ersten Baus reichen bis in das 14. Jahrhundert zurück und sind im Keller noch erhalten, im 18. und 19. Jahrhundert wurde das Gebäude dann aus- und umgebaut. Im Kunstkataster sind auch Bombenschäden im 2WK vermerkt.

  6. Am neuen Gedenkort des Landeskrankenhauses Hall erinnert eine Gedenkstele an das traurige Schicksal des Hausbesitzers Josef Madl.
    Herr Madl war einer von 360 Personen, welche in den Jahren 1940 bis 1942 aus der Heil- und Pflegeanstalt Hall in Tirol nach Oberösterreich deportiert wurden.

    Der Gedenkort Hall wurde als Zeichen der Erinnerung im Jahr 2020 feierlich enthüllt.

  7. Ein Detail, das bisher noch nicht genannt wurde, und das mir erst jetzt auffällt sind die (noch nicht vorhandenen) Straßenbahnschienen. Im Sommer 1909 wurden die Schienen zwischen Wiltener-Platz-Fischergasse-Andreas-Hoferstraße verlegt, wie sie etwa auf dieser Karte aus dem Jahr 1909 zu sehen sind:

    https://www.innsbruck.gv.at/data.cfm?vpath=redaktion/ma_v/kultur/dokumente33/stadtarchiv1/1909-woerl-fuehrer

    Das Bild muss daher vorher, wohl zwischen 1907 und 1909 entstanden sein. Allen noch einmal vielen Dank für die vielen Hinweise und für’s Miträtseln.

  8. Bin zwar 1969er-Baujahr, aber wohn in Wilten und meine erste schnelle Idee war auch Fischerstraße, wobei ich nach fixen Anhaltspunkten suchte, bis ich merkte, dass das Rätsel schon pravourös aufgelöst wurde.

    Kennen Alle hier die 2 Schautafeln zum Zusammenwachsen von Wilten und Innbruck und zur Mentlgasse, die wir im überdachten Gehsteig vor Mentlgasse 5 gemacht haben?

    Christoph Tschaikner

    1. Vielen Dank für den Hinweis auf die Tafeln, mir sind Sie bekannt, aber manche*r Nutzer*in freut sich sicherlich über den Hinweis auf die aufschlussreichen Informationstafeln.

  9. Ich habe versucht, anhand der vorhandenen Adressbücher die Namensvergaben dieser Straße zeitlich zuzuordnen:
    Von 1901 – 1909: Fischergasse
    Von 1910 – 1933: Fischerstraße
    Von 1934 – 1940: Fischergasse
    Von 1941 – 1957: Fischerstraße
    Ab AB 1964: Franz-Fischer-Straße, Beschluss dazu in der GR-Sitzung vom 21. März 1963 (Amtsblatt Nr. 4 vom April 1963).

    Den Wechsel von Gasse zu Straße und umgekehrt scheinen nicht alle so ganz ernst genommen zu haben. Hier nur 2 Beispiele: Die Firma Köllensperger nennt zum Zeitpunkt, als gerade wieder einmal Straße offiziell war, in einem halbseitigen Inserat die Fischergasse 7 als Firmensitz (AB 1928 und AB 1929). Und, lt. AB 1913 offiziell ebenfalls Fischerstraße, ist sie in einem Plan aus demselben Jahr als Fischer-Gasse eingetragen: https://innsbruck-erinnert.at/friedensfantasien-mit-filzstift/

    In den AB-Seiten zu den Straßen (Häuser und deren Eigentümer) finden sich ab 1910 zu beinahe allen Straßen kurze Erläuterungen, wie es zur jeweiligen Bezeichnung kam. Nicht so zur Fischergasse. Ihr Name wird zum ersten Mal im AB von 1944 erklärt und mit leichten Textabwandlungen auch in den folgenden. Im AB 1957 heißt es „Benannt nach dem Fischerhäusl (Anwesen des Klosterfischers), das nahe der Südwestecke des heutigen Westfriedhofes am Rand einer Geländestufe (altes Innufer) stand.“ Vgl. Hinweis von Herrn Hirsch.

    Ich frage mich, welche Südwestecke wohl gemeint war, die vor oder die nach der Friedhofserweiterung? Es heißt zwar „des heutigen Westfriedhofes“, aber vielleicht ist diese Beschreibung ja aus einem älteren Dokument übernommen. Und was genau bedeutet „altes Innufer“, nahm der Inn hier einst einen anderen Verlauf und wo befindet sich die Geländestufe, in der Nähe des Beseleparks? Nach den Adressbüchern heißt es nun wohl auch alte Pläne ansehen.

    Im Plan dieses Beitrages https://innsbruck-erinnert.at/vom-gratzennatz-in-die-saugasse/ taucht die von Herrn Hirsch bereits erwähnte (hier „sogenannte“) Saugasse auf. Ob die links daneben eingetragene „Brunnenhütte“ ident ist mit dem oben zitierten Fischerhäusl? Zumindest hat sie im weitesten Sinn ebenfalls mit Wasser zu tun …

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