Da sind sie ja!
Bei unserem letzten Besuch auf dieser Baustelle war weit und breit kein Arbeiter zu sehen. Über die Gründe hierfür wurde damals viel spekuliert. Nun, da im Archiv der Baufirma Mayr weitere Aufnahmen aufgetaucht sind, scheint es ganz so, als ob der uns unbekannte Fotograf die Arbeiter für die Aufnahme einfach verscheucht hatte. Denn unser heutiges Titelfoto dürfte nur kurze Zeit vor oder nach der anderen Aufnahme entstanden sein (der Sonnenstand scheint mir sehr ähnlich) und siehe da, da sind sie, die Arbeiter. Und der Fotograf war auch nicht zufällig da, sondern er kam offenbar, um die Firstfeier zu dokumentieren.
Da es mittlerweile kein Geheimnis mehr ist, wo wir uns hier befinden, wüssten wir nun von Ihnen gerne, wann diese Firstfeier denn gefeiert wurde. Ich bin mir sicher, Sie lösen auch diese Rätselfrage in Windeseile auf 🙂 Als Belohnung winken noch ein paar zusätzliche Aufnahmen!
(StAI, Archiv Baufirma Mayr)
Auf dem ersten Foto „Hochbetrieb“ erscheint mir der Bau beim genaueren Hinsehen aber noch bei weitem nicht so fortgeschritten und ein Stockwerk noch nicht fertig, die Firstfeier also relativ weit entfernt, während beim zweiten der Dachdecker fast schneller als die Firstfeier war. Man sieht auf dem ersten Foto den Beginn der Rampe mit darüberliegender unfertiger Zimmererarbeit als Orientierungshilfe zum Vergleich. Was sagen die Baufachleute?
Der festlich geschmückte Firstbaum ganz rechts im Bild dürfte schon dafür sprechen, dass es die Fotografie anlässlich der Firstfeier aufgenommen wurde. Faszinierend ist jedenfalls das aufwändige Gerüst aus Holz. Weiter unten sind die Fenster samt Läden bereits gesetzt.
In den Zeitungsarchiven habe ich auf die Schnelle keinen Zeitungsbericht entdecken können. Auch im Tiroler Kunstkataster ist das Jahr der Aufstockung nicht genau angegeben:
https://gis.tirol.gv.at/kunstkatasterpdf/pdf/118270.pdf
Die Literaturangaben des Kunstkatasters samt Verzeichnis der historischen Pläne dürften interessante Ansatzpunkte für eine weiterführende Recherche sein.
Den Firstbaum (sogar 2) seh ich schon, aber die früher gezeigte „leere“ Baustelle is m.M. noch eine gute Woche davon entfernt. Also keine Szenerie ala „Jetzt alle heraus!“ gefolgt von „Jetzt alle weg“ (oder vice versa).
Wahrscheinlich ist das Stockwerk mit den bereits eingebauten Fenstern der Altbestand, auf dem die zwei neuen Stockwerke aufgesetzt wurden. Zumindest die Dachziegel wurden dabei wiederverwendet.
Ja, Herr Hirsch, auch sie haben ein gutes Auge! Der Zeitunterschied zwischen beiden Bildern dürfte doch beträchtlich sein! Natürlich hat der Fotograph wieder auf die Nachmittagssonne gewartet, damit alles gut ausgeleuchtet ist. Das obere Stockwerk ist nun fertig, der Dachstuhl drauf, das Dach fast zur Gänze eingedeckt und die restlichen in den Fensternischen des unteren Stockwerkes zwischengelagerten Dachziegel harren noch auf den Transport nach oben. Der geschieht über die zusätzlich errichtete Rampe auf das Dachbodenniveau und mit diesem hölzernen Ungetüm einer damaligen Scheibtruhe!
Wenn ich richtig gezählt habe warten hier 36 Leute auf den Umtrunk
Der Bau scheint auf dieser Aufnahme tatsächlich schon weiter fortgeschritten. Allerdings gebe ich zu bedenken, dass wir uns ein Stück weiter nördlich befinden (Richtung „Ohrwaschl“ statt Ecke Marktgraben – Stainerstraße). Auch sieht es für mich so aus, als würde am rechten Bildrand, unterhalb des Firstbäumchens, der Dachstuhl auf dieser Höhe enden…
Den Beginn der Rampe zum Dachboden, auf der die Leute aufgefädelt sind, kann man auch am Bild in https://innsbruck-erinnert.at/hochbetrieb/ gerade noch ganz oben links sehen! Das heißt, dass die Schnittstelle zwischen beiden Bildern schnell rechts vom ersten Mann ist. Oder liege ich falsch?
Ja, da haben Sie recht, Herr Roilo. Dann müssen die Fotos wohl doch mit etwas Abstand aufgenommen sein, wobei auch auf der ersten Aufnahme schon die Dachziegel aufgestapelt sind. Ich füge oben noch ein früheres Bild ein, das die Baustelle aus einem anderen Blick zeigt.
Der Fotograf hat es geschafft alle Arbeiter für seine Aufnahme bereitzustellen. Firstfeier gibt es hier keine. Die erste Firstfeier, rechter Baum, ist schon einige Zeit vorbei. Das Dach ist schon fast fertig gedeckt, den Firstbaum hat man stehen gelassen. Die Firstfeier für den linken Baum ist auch schon vorbei. Der Dachstuhl ist schon fertig und die wichtigen Leute von so einer Feier, die nichts mit der Arbeit sondern mit der Organisation zu tun haben, fehlen auf diesen Bild. Der richtige Organisator war der Fotograf.
Laut den Innsbrucker Nachrichten wurde der 3. Stock des Ursulinenklosters anno 1874 aufgestockt. Ob diese Fotos wirklich so alt sein können?
Hier der Zeitungsbericht:
https://digital.tessmann.it/tessmannDigital/Zeitungsarchiv/Seite/Zeitung/62980/1/23.09.1874/334258/4/filterId-62980%01334258%014216967-query-%22ursulinen+HAUS%22%7E10.html
Eher ist mit diesem Artikel von 1874 der Bau des 2. Stockes bzw. 3. Geschoßes gemeint.
In der Unterkircher-Chronik heißt es:
1874 Aug. und Sept. Aufbau eines Stockwerks am Konvikte der Ursulinen am Innrain.
1896 8/8 Firstaufsetzung auf dem neuen Schulgebäude der Ursulinen am Innrain.
Die Bilder wurden demnach 1896 fotografiert…..
Korrektur: Aber nein, diese Baunachrichten beziehen sich ja gar nicht auf das Kloster am Marktgraben, sondern auf die Schule der Ursulinen.
Den Beginn der Rampe zum Dachboden, auf der die Leute aufgefädelt sind, kann man auch am Bild
in https://innsbruck-erinnert.at/hochbetrieb/ gerade noch ganz oben links sehen! Das heißt, dass die Schnittstelle zwischen beiden Bildern schnell rechts vom ersten Mann ist. Oder liege ich falsch?
1874 ist wegen des seinerzeit diskutierten, auf dem Spitalsdach sichtbaren Telephondrahtträger zu früh. auf dem Foto zur 1809er Jahrhundertfeier ( https://innsbruck-erinnert.at/im-festschmuck) sieht man das Ursulinenkloster noch 1909 nur 2-stöckig.
Vielen Dank für den Hinweis mit der Jahrhundertfeier! Die Aufstockung muss somit nach 1909, aber sicherlich noch zu Friedenszeiten vor 1914 erfolgt sein.
Die Baustellen-Fotos müssen sicherlich zwischen 1909 und 1914 entstanden sein.