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Ein Verschwiegener Freund

Ein verschwiegener Freund

Dass die Anzeigenseiten nicht nur eine interessante kulturgeschichtliche Quelle, sondern durchaus auch Quell der Erheiterung sein können, wissen alle, die schon in historischen Zeitungen geschmökert haben. Ganz unverhofft stößt man da auf allerhand. Aufmerksame LeserInnen haben natürlich sofort entdeckt, wie ich auf dieser Seite in den Innsbrucker Nachrichten vom 30. Oktober 1912 gelandet bin. Das sympathische intelligente Fräulein (Chriffre: Südländerin!), das „Bekanntschaft mit älterem feinen, charaktervollen Herrn in guter Position zwecks Ehe“ wünscht, war es auf jeden Fall nicht. Und die „Hochprima Schweine“, die weiter unten feilgeboten werden, auch nicht.

Auf jeden Fall. Selbst wenn man nach ganz etwas anderem sucht, kann einem das viertelseitige Inserat für Dr. med. F. Dumstreys „Die Körperpflege der Frau“ kaum entgehen. „Der Verfasser hat aus dem reichen Schatz seiner ärztlichen Erfahrung der Frauenwelt in diesem Buche einen Freund geschenkt, wie er treuer und wohlmeinender nicht gedacht werden kann,“ lautet eine Beurteilung über „[d]as glänzend geschriebene Buch des bekannten Arztes“. Wie man der auch inhaltlich äußerst detaillierten Anzeige entnehmen kann, findet man bzw. frau hier wohl wirklich so ziemlich alles, was man bzw. frau wissen wollte, aber nicht zu fragen wagte, von den Entwicklungs- bis zu den Wechseljahren. Nur in einem, nicht ganz unwichtigen, Punkt präsentiert sich der treue Freund zumindest in der Presse verschwiegen: „III. Die Physiologie der Frau in der Ehe: — Hinsichtlich des Inhaltes dieses Kapitels muß auf das Inhaltsverzeichnis im Buche selbst verwiesen werden.“

Dass der Bedarf und das Interesse an diesem Buch durchaus gegeben war, darauf deutet der Umstand hin, dass sich diese Annonce zwischen ca. 1910 und 1920 wiederholt in den Zeitungen fand…

(Innsbrucker Nachrichten vom 30. Oktober 1912 auf anno.onb.ac.at)

Dieser Beitrag hat einen Kommentar
  1. Aus der Feder desselben Autors stammt für die Bedürfnisse der Herrenwelt noch das Buch:
    „Die Körperpflege des Kulturmenschen in gesunden u. kranken Tagen. Ärztliche ratschläge.“

    Beide Bücher sind antiquarisch noch erhältlich, wobei das Frauenbuch seltener als das Männer- bzw. Kulturmenschen-Buch zu sein scheint.

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