Zum organisierten Radsport. Der Tiroler Radfahrerverband. Teil I
Im Mai des Vorjahres wurden bereits der frühe Radsport im Land sowie der „Tiroler Radfahrerverband“ thematisiert (Aufi auf’s Radl!) . Anlässlich der Schenkung eines Vereinsschildes durch Herrn Bergsleitner, dem an dieser Stelle herzlich gedankt sei, soll der organisierte Radsport nun näher beleuchtet werden.
Auf dem Schild befinden sich als Wappentier der Tiroler Adler sowie die Jahreszahl 1894. Am 27. Mai desselben Jahres wurde der „Tiroler Radfahrerverband“ als Dachverband der im Land bestehenden Radfahrervereine in Bruneck gegründet. Erster Obmann wurde der Kaufmann Heinz Bederlunger.
Knapp dreißig Jahre nach den Anfängen des Radsports in Tirol – im Jahr 1867 ließ sich ein Bozner ein Holzrad aus Augsburg liefern – ging der Radfahrerverband an die Mitgliederwerbung und setzte sich für die Interessen der Radfahrer ein. Natürlich organisierte er auch Rennen und Vereinsfeste. Auch „Fernfahrten“ wie die „erste internationale Rad- und Automobilfernfahrt durch Südtirol“ 1898 wurden vom Tiroler Radfahrerverband organisiert. Die Fahrt dauerte drei Tage, wobei am ersten Tag die Strecke vom Start auf der Stilfserjochstraße über Bruneck und Bozen bis Cortina d’Ampezzo zurückgelegt wurde. Am zweiten Tag ging es über Feltre nach San Martino. Das Ziel am dritten Tag war der Mendelpass. (IN 16.8.1898, S. 2)
Daneben bot der Verband auch Vorteile für seine Mitglieder wie Preisrabatte bei Konzerten. Treffen fanden in Gaststätten wie dem Hotel Post statt. Im Jahr 1901 wird eine „Verbandsstube“ im „Café Baumann“ (Herzog-Friedrich-Straße 9–11) erwähnt, wo sich der Vorstand des Vereins zu Sitzungen traf. (IN 29.3.1901. S. 5)
Beim zehnjährigen Jubiläum im Jahr 1904 hatte der Tiroler Radfahrerverband bereits 28 Mitgliedsvereine mit insgesamt rund 800 aktiven Mitgliedern. Daneben hatte man eine Haftpflichtversicherung für Mitglieder abgeschlossen, um diese bei Beschädigungen von Personen oder fremden Eigentum schadlos zu halten. (IN 19.7.1904, S. 5–6)
Auch für den Fremdenverkehr spielte der Verband eine Rolle. So förderte er den Radtourismus durch kostenlose Zollabfertigung der Räder beim Grenzübertritt und durch Ermäßigungen der Gasthauspreise für Radfahrer. Wie aus einem Zeitungsartikel des Jahres 1899 hervorgeht, war der „Tiroler Radfahrerverband“ auch im „Landesverband für Fremdenverkehr in Tirol“ vertreten. (IN 30.3.1899, S. 10–11, IN 30.10.1901, S. 4)
Bald schon erhielt der Verband eine deutschnationale und antisemitische Färbung; die Einführung des „Arierparagraphen“ im Jahr 1900 schloss jüdische Radfahrer von einer Mitgliedschaft aus.
(Stadtarchiv/Stadtmuseum Innsbruck, Re-882)
(Martin J. Kriechbaum)