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Zeitreise Ins 16. Jahrhundert

Zeitreise ins 16. Jahrhundert

Mit diesem Kupferstich von Georg Hoefnagl aus dem Jahr 1575 tauchen wir ein in das Innsbruck des 16. Jahrhunderts. Der Künstler ist bekannt für seine Illustrationen von naturkundlichen Themen, topografischen Ansichten und Illuminationen. Als solcher leistete er einen wichtigen Beitrag zur Entwicklung der topografischen Zeichnung. Im Zuge des Achtzigjährigen Krieges verließ der Flamen Antwerpen und reiste über Augsburg und München nach Italien. Natürlich kam er auf seiner Reise auch durch Innsbruck, wo er am Hofe von Erzherzog Ferdinand II. tätig war. Wie lange und in welchem Ausmaß er in Tirol beschäftigt wurde, ist mir nicht bekannt; jedoch fertigte er hier den oben erwähnten Kupferstich.

Zu sehen ist Innsbruck von Nordwesten. Die Alte Höttinger Pfarrkirche, bezeichnet als „Hottingen“, befindet sich am linken Bildrand, während das Schloss Ambras, ebenfalls beschriftet, rechterhand dargestellt wurde. Zentral im Bild liegt Innsbruck mit der Innbrücke und dem heutigen Marktplatz. Geht man den Fluss weiter aufwärts, kommt man zur Lände. Hier sollte später der Prügelbau und der Holztriftkanal entstehen. Der Stich bietet noch weitere (kunst-)historische Details von der Stadtplanung bis hin zur Landschaftsdarstellung. Wir wollen uns heute aber der Schifffahrt und dem Schiffszug im unteren Bildrand widmen:

Flussabwärts galt der Inn erst ab Hall als industriell befahrbar, da das Wasser der Sill den Fluss tief genug für schwere Schiffe machte. Zudem war der Export Tiroler Waren nur von Ende Mai bis Anfang August möglich, da das Schmelzwasser einen bedeutenden Teil der Wassermengen lieferte. Die „Naufahrt“, talabwärts, war lukrativer, da man in sechs bis acht Tagen Wien erreichen konnte. Hier dargestellt ist jedoch die „Gegenfahrt“, bei der ein Rosszug das Schiff flussaufwärts zog. Während die großen Schiffszüge aus mehreren Schiffen bestanden und bis zu 300 Tonnen Material in 12 bis 16 Wochen von Wien nach Hall brachten, sehen wir hier nur eine Zille. Vermutlich handelt es sich um eine Haller Plätte, die nur drei Schuh tief war und somit auch auf dem seichten Inn flussaufwärts fahren konnte.

Unser Bootsmann transportiert fünf Fässer; da im 16. Jahrhundert aber sämtliche Waren in Fässern transportiert wurden, können wir über den Inhalt nichts Genaueres sagen. Innaufwärts wurden Getreide, Honig, Wachs, Pelze, Rosinen und vor allem Fleisch und Fett befördert. Vorne an der Spitze ritt der „Stangenreiter“ oder „Vorreiter“, der die Wassertiefe maß und auf eventuelle Gefahren hinwies. Wohin die zwei Männer unterwegs waren, wissen wir nicht, aber der Transport war entweder kleingewerblich oder privat. Definitiv war er aber alltäglich, da der Inn bis zum Bau der Eisenbahn die Hauptverkehrsader von Ost nach West und umgekehrt darstellte.

(Barbara Jell, Ph-25544)

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