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„Ein Haus Ohne Bücher Ist Arm …“

„Ein Haus ohne Bücher ist arm …“

Sieht man sich in den Buchhandlungen um, so ist die Anzahl der Neuerscheinungen kaum zu überblicken. Allein in Österreich werden alljährlich über 10.000 neue Bücher veröffentlicht. In Deutschland sind es sogar über 70.000. Und auch wir als Stadtarchiv tragen Jahr für Jahr unser Scherflein dazu bei. Muss man sich also um das Kulturgut „Buch“ und seine Zukunft keine Sorgen machen? Nun, ganz so einfach ist die Sache leider nicht. Selbst in Milieus, denen man, wenn nicht Bibliophilie, so doch zumindest eine gewisse Affinität zu Druckwerken unterstellen würde, nimmt der Stellenwert von Büchern spürbar ab. Fragt man etwa die Studentinnen und Studenten bei Archivführungen, ob sie privat noch (Fach)Bücher kaufen, so kann man sich glücklich schätzen, wenn von 20 Studis vier oder fünf diese Frage bejahen. Auch wenn diese Befunde nicht repräsentativ sein mögen, stimmen sie mich doch nachdenklich. Zumal nicht nur der Nachwuchs fehlt. Wirft man etwa einen Blick in Hochglanz-Architektur-Magazine, so sieht man meist nur kahle Wände. Bücherregale – Fehlanzeige! Immer mehr Menschen wollen sich offenbar mit Bücher nicht „belasten“. Uns wurden und werden (dankenswerterweise!) in letzter Zeit immer wieder große, interessante Bibliotheken zur Übernahme angeboten, da sich von den Nachkommen niemand für die Bücher interessiert, die die Vorfahren über eine oder mehrere Generationen hinweg zusammengetragen haben.

Natürlich ist der Wohnraum gerade in den Städten knapp und teuer, wir sind heute viel mobiler als noch vor 20 oder 30 Jahren und spätestens nach dem man seine Handbibliothek zum zweitenmal übersiedelt hat, verspürt man den Drang zur Verschlankung und gelobt künftig Mäßigung. Man schafft sich dann vielleicht ein ebook an oder liest nur mehr, was online erscheint. Und vergisst dabei schnell, dass ein Buch nicht nur ein geistiger, sondern auch ein haptischer Genuss sein kann. Es funktioniert ganz ohne WLAN und verbraucht keinen Strom, wenn man es öffnet. Es verdient somit das Prädikat „klimafreundlich“ 😉 Damit sind die Vorteile jedoch längst noch nicht erschöpft! Man kann ein Buch leicht verleihen (oder auch verschenken), ihm mit einem „Ex libris“, einer persönlichen Widmung und/oder Notizen eine individuelle Note verleihen oder auch korrespondierende (Zeitungs-)Artikel beilegen. Bei pfleglicher Behandlung überdauert es mühelos Jahrhunderte. Und über die Freuden des Stöberns, Suchens und Findens in einer Buchhandlung oder einem Antiquariat habe ich jetzt noch gar nichts gesagt…

Hermann Hesse (1867-1962) hat einmal geschrieben: „Ein Haus ohne Bücher ist arm, auch wenn schöne Teppiche seinen Böden und kostbare Tapeten und Bilder die Wände bedecken.“ In diesem Sinne greifen Sie also ruhig zu, wenn Sie demnächst wieder einmal ein interessantes Buch sehen! Sie müssen sich ja beim Lesen nicht gleich so verenken, wie der angehende Gendarm auf unserem Titelfoto. Und sollte Ihnen die Lektüre nicht zusagen, dann trösten Sie sich mit John Osborne (1929-1994): „Auch das schlechteste Buch hat seine gute Seite: die letzte!“

(StAI, Ph-A-24815)

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