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Willkommen In Der Technospähre

Willkommen in der Technospähre

Der Mensch gestaltet seit Jahrtausenden die Umwelt um sich nach seinen Vorstellungen und erschafft dabei ständig neue menschengemachte Dinge und Strukturen. In den vergangenen Jahrhunderten, besonders aber in den letzten Jahrzehnten hat dies rasant zugenommen, sodass mittlerweile die Masse all jener Dinge, die dieser Technosphäre – also aller menschengemachten Dinge und Strukturen – angehören, jene der lebenden Biomasse übertrifft. Und diese Entwicklung scheint noch nicht an ihr Ende gekommen zu sein.

Das heutige Bild passt, wie ich finde, zu dieser Erkenntnis sehr gut. Es zeigt den Bau der Autobahnbrücke über die Sill südlich des Bergisels und damit einen kleinen, aber imposanten Teil der Technosphäre der Stadt. Und es erinnert mich in gewisser Weise auch das berühmte Bild von Caspar David Friedrich Der Wanderer über dem Nebelmeer. Auf dem Foto lässt allerdings kein Wanderer seinen Blick über eine nebelverhangene Landschaft schweifen, stattdessen streift der Blick auf die kühn aufragende Brückenkonstruktion. Was wohl in dem Mann dabei vorgeht?

(Stadtarchiv/Stadtmuseum Ph-A-24698-53)

Dieser Beitrag hat 12 Kommentare
  1. Faszinierendes Bild eines heute unsichtbaren Brückentragwerks, einem Teil des Skeletts des urbanen Organismus dieser Stadt. Danke dafür!
    In Innsbruck sind wir in der aus Sicht vieler privilegierten Situation, zwar in der Großstadt zu leben, aber die umgebende Natur zumindest bei klarem ohne große Schwierigkeiten sehen zu können. Ganz anders fühlt es sich in einer Megacity an, ich meine jetzt keine Schwellenland-Flächenmegalopole, sondern eine mit erstklassiger Infrastruktur wie etwa Tokio oder New York. In solchen Städten verschlingt uns die Technosphäre vollständig. Alles geschieht auf vielen Ebenen; Bewegung und Verkehr, Aufenthalt und Erholung, Leben und Wohnen. Naturnahe Strukturen sind vorhanden, aber künstlich angelegt und müssen gewartet werden. Die Stadt selbst wird zur Sphäre, hat nicht mehr die Form eines Kreises sondern die einer Kugel, das Oben sichtbar repräsentiert durch Wolkenkratzer-Cluster, das Unten hingegen bleibt dem freien Auge in seiner Gesamtheit verborgen und kann nur künstlich visualisiert werden. In New York etwa sind die tiefsten Strukturen riesige Tunnels für die Frischwasserversorgung, sie sind so weit unten wie die höchsten Wolkenkratzer nach oben ragen.
    In solchen Städten finde ich es besonders interessant, wenn inmitten dieser alles umschließenden urbanen Sphäre Überreste echter, wilder Natur erhalten bleiben. Geschützt und eingezäunt, ja, aber echt. In Österreich ist dafür m.E. Salzburg mit seinen Stadtbergen ein gutes Beispiel. In Tokio fasziniert mich in diesem Zusammenhang besonders die Todoroki-Schlucht, ein tiefer Einschnitt im Häusermeer des zentralen Bezirks Setagaya, selbstverständlich wie fast alles in Tokio erreichbar mit der U-Bahn. Man taucht mitten in der Megacity ab in einen grünen Canyon mit einem plätschernden Flüsschen und einem Schrein und, weil’s im zivilisierten Japan ist, ist auch alles ganz sauber und ruhig. https://livejapan.com/en/in-tokyo/in-pref-tokyo/in-jiyugaoka/spot-lj0002294/
    Solche Glitches in der Technosphäre machen mir ihr Vorhandensein erst richtig bewusst.

  2. Bei diesem freitragenden Bogenlehrgerüst (Spannweite 122,50 m) handelt sich um einen Cruciani-Bogen, benannt nach den römischen Ingenieuren Eusebio und Frido Cruciani. Bogenbrücken bis zu einer Spannweite von 200 m können damit errichtet werden (z.B. die Pfaffenbergbrücke im Zuge der Tauernbahn – unsere Pitztalbrücke beim Imster Bahnhof hat 169 m).

    1. Sehr geehrter Herr Roilo,
      wurde die Pitztalbrücke nicht als eine der ersten Bogenbrücken ohne Lehrgerüst, also ohne den bis dahin obligatorischen Crucianibogen, dafür mit rückwärtigen Abspannungen im Freivorbau errichtet?

      1. Grüß Gott, Herr Lechner! Ja, Sie haben Recht – war von mir ein bissl ungeschickt geschrieben. Eigentlich wollte ich nur kundtun, dass wir heroben im Oberland auch eine tolle Bogenbrücke haben – es ging mir also mehr um die Stützweite als um die Bauart.
        In https://www.meinbezirk.at/imst/c-wirtschaft/30-jahre-pitztalbruecke-eingang-ins-pitztal-ueber-neuerbaute-bruecke_a695677 kann man eine eindrucksvolle Bilderserie über den Bau dieser Brücke sehen. Dürfte Sie als Baumensch sicher interessieren!

    1. Da geht es um die nächste Sillbrücke Richtung Brenner, der Sonnenburgbrücke – aber vorzu wird’s ja alle erwischen.

      1. Ja, Herr Roilo. Im Beitrag ist ja eh von der Sillbrücke südlich des Bergisel die Rede, wie auch in den Links der Asfinag. Es ist deshalb auf der Richtungsfahrbahn Norden ja schon seit 2022 eine Fahrspur gesperrt weil man der Statik nimmer traut. ? ?

  3. Tiroler Landesreisebüro – „Pfingsten in Florenz (mit Siena und San Gimignano) – Führung: Prof. Sante David“.
    (1962).
    Da gab es soviel Kunst zu sehen…
    Doch der Professor warnte: „Sagen Sie bloß nicht ‚Heute gibts keine Kunst mehr…!‘ Schauen Sie dort hinüber! Dieser halbkreisförmige Bogen, der die Autobahn über den Fluß trägt!
    Ich sage Ihnen: Die I n g e n i e u r e sind h e u t z u t a g e die w a h r e n Künstler…!“
    Ja, d e n Satz hab ich mir gemerkt – die ganzen 62 Jahre seither!
    Einen hochachtungsvollen Gruß an alle Ingenieure – und Planer – und an alle Ausführenden am Bau, welche diese „Kunstwerke der Jetztzeit“ entstehen lassen!!!

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