Was liegt dem Tiroler am meisten am Herzen?
Schon im Jahr 1905 stellte Frau Anna Rotter-Seewald als edle Wohltäterin in ihrem Testament ein beträchtliches Vermögen für die Errichtung eines Dienstmädchenheimes in Innsbruck zur Verfügung. Die Kriegs- und Nachkriegszeit verhinderten jedoch den Bau.
Um das Vorhaben doch noch umsetzen zu können, rief die katholische Dienstmädchenorganisation im Jahr 1928 eine Bausteinaktion ins Leben. Beim Erwerb eines Bausteines konnte an dem Preisrätsel „Was liegt dem Tiroler am meisten am Herzen“ teilgenommen werden. Bei der richtigen Antwort winkten als Gewinn 1000 Schilling. Zusätzlich gab es ein Ehrenbuch.
Wer mindestens einen Baustein kaufte, galt als Spender, bei bis zu zehn Bausteinen als Wohltäter, bei 50 bis 100 Bausteinen als Gründer und bei 100 und darüber als Stifter für das Nothburgaheim.
Als besonders eifrige Spendensammlerin galt Fräulein Maria Prem. Mit Hilfe der Mitglieder der katholischen Dienstmädchen, der Dienstherrenschaften und anderer edler Förderer sowie der staatlichen Wohnbauhilfe konnte schlussendlich das Bauprojekt umgesetzt werden. Zusätzlich förderlich für die Durchführung war die Zusammenlegung der Krausenhaus-Stiftung, sie stellte den Baugrund kostenlos zu Verfügung, und der finanziellen Unterstützung durch die Stiftung der Frau Anna Rotter-Seewald aus dem Jahr 1905 mit der Nothburgaheim-Stiftung.
Stellenlose Mitglieder und alte, erwerbsunfähige Dienstboten sowie das Sekretariat bezogen Anfang Dezember 1932 ihr neues Zuhause am Innrain 39. Die feierliche Eröffnung fand einige Tage später, am 11. Dezember, statt.
Viele Bewohnerinnen mussten sich mithilfe von Bedienungsplätzen einiges finanziell dazuverdienen, um die monatlichen 60 Schilling für den Heimplatz bezahlen zu können. Ihre Altersrente betrug meist nur 35 Schilling. Der zweite Stock war ausschließlich den Damen vorbehalten. Der Pensionspreis für die sonnigen Einzelzimmer im sogenannten Damenheim machte 150 Schilling aus.
Die Antwort auf das Preisrätsel „Was liegt dem Tiroler am meisten am Herzen“ habe ich bei den Recherchen nicht gefunden. Vielleicht haben Sie die Lösung?
(Stadtarchiv/Stadtmuseum Innsbruck, Ph/A-24372-23, um 1950)
Das linke Haus wurde leider komplett entstuckt, wie es so häufig geschehen ist.
Das rechte Haus hat die kleinen Erker, welche man in dieser Form nur sehr selten sieht, leider bei einem Umbau eingebüßt.
Bei den Bäumen rechts im Bild handelt es sich um Rosskastanien. Der vordere Baum scheint als stark streusalzgeplagter Straßenbaum noch immer vorhanden zu sein.
Die Antwort auf die Preisfrage findet sich im Tiroler Anzeiger vom 4. Jänner 1929 in der Rubrik „Antworten an Wißbegierige“!
Es gab beim Gewinnspiel fast 10.000 richtige Antworten.
Hier findet sich die Anfrage und die Antwort aus dem Tiroler Anzeiger:
„Hat die Ziehung der Bausteine für das Innsbrucker
Notburgaheim schon stattgefunden? Welches war die
richtige Lösung der Preisfrage?
Antwort: Die Verlosung der 100 Geldpreise für
die richtige Beantwortung der Preisfrage: „Was liegt
den Tirolern gegenwärtig am meisten am Herzen?“
hat am 10. Dezember 1928 im Beisein eines öffentlichen
Notars stattgefunden. Die Antwort, welche schon vor
Ausgabe der Bausteine bestimmt war, mußte lauten:
„Südtirol“. Es wurden insgesamt 9638 richtige
Antworten eingesendet. Die 100 Preisträger haben
ihre Preise bereits erhalten.“