skip to Main Content
#bilderschauen --- #geschichtenlesen --- #gernauchwiederimarchiv
Vormärz In Farbe

Vormärz in Farbe

In den 1830er-Jahren publizierte der deutsche Schriftsteller August Lewald (1792-1871) einen Tirol-Reiseführer. Mit Blick auf Innsbruck lesen wir darin:

Die Hauptstadt Tyrols war noch vor 5 bis 6 Jahren voll Schmutz und Unordnung. Der Reisende lief eilig in die Hofkirche, um das berühmte Kaiserdenkmal zu besehen, und konnte dann nichts besseres thun, als so schnell wie möglich wieder davon reisen. Die Wirtshäuser waren schlecht, das Pflaster erbärmlich, lange Dachrinnen überragten die engen Straßen, die von beiden Seiten von dumpfen Gewölben eingefasst waren, die auf niedrigen plumpgemauerten Pfeilern ruhten; die schönen Ufer des Inns waren ungepflastert, dafür mit Kehrichthaufen bedeckt, und von Cloaken durchzogen. Eine Vorstadt, die sich einen sanften Abhang, nach der Weiherburg hinanzieht, wird noch heutzutage im Munde des Volkes ‚Koatlacken‘ genannt; wenn sie gleich jetzt nicht mehr diese Benennung verdient, so kann diese doch als Maßstab gelten, wie es hier ausgesehen haben mag.

August Lewald, Tyrol vom Glockner zum Orteles [sic], ind vom garda- zum Bodensee, München 1835.

Nach dieser wenig schmeichelhaften Beschreibung setzt Lewald aber versöhnlich mit der Feststellung fort, dass Innsbruck im Bergiff sei, „eine schöne Stadt zu werden; eine angenehme, reinliche, freundlich ist sie schon.“

Diesen vorteilhaften Eindruck gewinnt man auch beim Betrachten der detaillreichen Stadtansicht, die der aus Mecklenburg gebürtige Landschaftsmaler August Podesta (1813-1858) um 1838/40 angefertigt hat. Wir stehen bei der Weiherburg und blicken hinuter auf Innsbruck, sehen am Inn eine Fähre (in etwa dort, wo sich heute der Emile-Béthouart-Steg befindet), die eben den Fluss übersetzt und zu unseren Füßen das Löwenhaus sowie den Pfalz-Neuburg’schen Ansitz… damit ist natürlich noch längst nicht alles zu dieser wunderbaren Stadtvedute gesagt, aber ich übergebe Ihnen nun das Fernrohr und lasse Sie selbst auf Entdeckungsreise gehen 🙂

PS: Wenn Sie mehr über diese und andere historische Ansichten von Innsbruck erfahren möchten, lege ich Ihnen das reich illustrierte Standardwerk von Peter Adelsberger ans Herz, das sie hier erwerben können.

(Stadtarchiv/Stadtmuseum Innsbruck, Bi-g-1958)

Dieser Beitrag hat 7 Kommentare
  1. Man sieht recht deutlich die Einmündung des zur Holzdrift gehörenden Kanals. Die jetzt unscheinbare Ursulinenkirche überragt noch die Häuser, interessant die Steigerung der Bauhöhe am Innrain stadtauswärts links von der Johanneskirche.

    Bemerkenswert der noch ganz anders aussehende Husslhof, links darüber aus dem Wald ragend die Geisterhütte und weit draußen am rechten Innufer ein einsames Haus, Ziegelofen oder Sägewerk, wir haben es schon diskutiert.

    Im Süden sieht man den Reselehof und links davon biegt der Hohlweg – die vor Kurzem besprochene Straße nach Italien – hinauf in den Wald. Den Bergisel erahnt man nur als Umgebung des deutlich erkennbaren Buchhofs. Usw. usw…

    Eine sehr schöne und präzis wirkende Ansicht der Stadt.

  2. Noch erwähnenswert ist die liebevolle aber detailgenaue Darstellung der ab 1836 bestehende Innfähre zwischen St. Nikolaus und dem gegenüberliegenden Hofgarten an Stelle des 1873-75 errichteten Innsteges, die an einem auf der Lithographie nicht sichtbaren, über dem Inn gespannten Seil geführt wurde.
    hier im Franziseischen Kataster von 1856:
    https://hik.tirol.gv.at/?basemap=bm0&category=Detailkarten_georef&map=236&scale=2256.998866688275&centerx=1268522.0190131897&centery=5986761.787398806&centerspatial=102100

  3. Den Link zum Franziszeischen Kataster hab ich gleich benutzt, um das rätselhafte kleine Türmchen zu finden, welches etwa in der Mitte zwischen Jesuitenkirche und Hofkirche hinter der Häuserreihe hervorschaut. Aber nichts zu finden, oder wieder einmal blind.

    Auch noch hinterher entdeckt habe ich das hohe Gebäude unter den Türmen der Wiltener Pfarrkirche und dabei an das mysteriöse Memmingerschlössl gedacht, den Vorläufer der Karmelitenklosters. (sieh auch https://innsbruck-erinnert.at/selten-ist-noch-zu-oft/) Könnte sein?

    Die oben „identifizierte“ Geisterhütte könnte auch die weiter oben gelegene Ragglhütte sein die ich noch erlebt habe und an die mich das gezeichnete Gebäude erinnert.

  4. Das rätselhafte kleine Türmchen in der Mitte zwischen Jesuitenkirche und Hofkirche könnte zum Ansitz oder Schloss Angerzell gehören. Vielleicht eine Hauskapelle.

  5. Ich hatte dieses rätselhafte Türmchen zunächst in der Museumstraße vermutet und gehofft, das Ferdinandeum hätte vielleicht früher so eines besessen. Das geht sich aber zeitlich nicht aus, denn das Titelbild ist 1838/40 entstanden, das Landesmuseum wurde erst 1846 fertiggestellt. Hauptpost und Redemptoristenkirche scheiden ebenfalls aus (später und zu weit westlich).

    Eine Lithographie in diesem Beitrag https://innsbruck-erinnert.at/erinnerung-an-innsbruck/ zeigt als zentrales Bild eine sehr ähnliche Stadtansicht, allerdings scheint hier das ominöse Türmchen noch etwas weiter südlich und ein wenig höher zu sein. Da fällt mir nur noch die Georgs-Kapelle im Alten Landhaus ein. Die hat einen kleinen Turm, ob der allerdings aus dem Innenhof herausragt, weiß ich nicht.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Back To Top
×Close search
Suche