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Eine Fragwürdige Produktplatzierung…

Eine fragwürdige Produktplatzierung…

…fiel mir die Tage in den Innsbrucker Nachrichten ins Augen. In der Ausgabe vom 25. November 1926 ist eine Annonce abgedruckt, die für ein Produkt wirbt, was uns auch heute noch bekannt ist.  Die FEMY Enthaarungscreme verspricht ihrer Anwenderin eine schnelle Rasur ohne lästige Rückstände, wie etwa brennende oder gerötete Haut. Noch dazu soll die Creme absolut unschädlich sein. Das, liebe Leserinnen und Leser, merken wir uns für später.

Vorher machen wir noch einen kurzen Abstecher in die Geschichte der Schönheitsideale. Es ist bekannt, dass das Streben nach körperlicher Schönheit ein uraltes Phänomen ist. Bereits in der Antike soll es eine normierte Schönheit gegeben haben, die sich an den Proportionen der zeitgenössischen Bildhauerei und Malerei orientiert hat. Körperliche Schönheit galt als Merkmal für einen gesunden Körper sowie einen guten Charakter. Im Verlauf der Geschichte veränderte sich die Auffassung darüber, was als schön wahrgenommen wurde und was nicht, immer wieder. Vor allem der Adel und das sich später etablierende Bürgertum waren von diesen Normvorstellungen betroffen. Im 20. Jahrhundert entwickelte sich der Schönheitswahn zu einem Massenphänomen und wenn wir der Annonce aus den Innsbrucker Nachrichten Glauben schenken, dann scheint bereits vor knapp 100 Jahren Körperbehaarung bei Frauen ein Thema gewesen zu sein, was wir bis heute nicht losgeworden sind. Man möge meinen, die Gesellschaft hat sich weiterentwickelt, dass wir mittlerweile aufgeklärter sind und die Menschen ihrem individuellem Schönheitsempfinden nachgehen können, aber….ach lassen wir das. Wo war ich stehen geblieben?

Genau, kuriose Annonce aus den 1920er-Jahren. Auf den ersten Blick scheint das Inserat folglich nichts Ungewöhnliches an sich zu haben, jedoch gibt es eine Stelle im Werbetext, die mir etwas Kopfschmerzen bereitet: „im Dunkeln leuchtend.“  Ich muss dabei nämlich an die Ziffernblätter denken, die in den 1920er-Jahren von den sogenannten Radium Girls in den USA mit radioaktiver Leuchtfarbe bemalt wurden. Die Arbeiterinnen nahmen das Radium auf, indem sie die Pinsel anleckten, um feinere Linien ziehen zu können. Viele erkrankten daraufhin, da die Gefahr von Radium noch nicht bekannt war. Die Häufung der Krankheitsfälle soll über viele Jahre hinweg ignoriert und vertuscht worden sein.

Die Vorstellung, dass sich damals eine womöglich mit Radium angereicherte Enthaarungscreme für Damen auf dem Markt befand, ist bizarr und vermutlich spinnt sich mein Gehirn gerade Zusammenhänge zusammen, die eigentlich gar nicht zusammen gehören. Aber was sagen Sie zu meiner Theorie? Radioaktive Kosmetika anno 1926 gut möglich oder völliger Quatsch?

(Verena Kaiser)

Dieser Beitrag hat 6 Kommentare
  1. Gerade hat es diesen interessanten Beitrag in die Teaserzeile gespült – schade, dass damals niemand reagiert hat.
    Radioaktive Kosmetika 1926 halte ich für absolut möglich, ohne jetzt irgendwas gegoogelt zu haben. Schließlich standen auch mal Rötgengeräte zur Passformprüfung in Schuhläden, und niemand wusste um die Gefahr.

    1. Genau so isses, kann mich noch gut an das Humanic-Schuhgeschäft in der Anichstraße (heute GEA-Laden) erinnern, die hatten so einen Kasten drin stehen. Da mußte man über 1-2 Stufen hinaufsteiegn, die Füße unten reinstecken, dann konnte man von oben hineinschauen und sah (soweit ich mich erinnern kann) ein grünes Röntgenbild von den Füßen. Als Kind hab ichs genosssen – war ja so interessant, die neueste Technik.
      Außerdem bekamen Kinder dort die grünen Plastikfrösche. Die haten auf der Unterseite eine kleine Spannfeder, die man in einen ebenfalls dort angebrachten kleinen Patzen Teer o.ä. (schwarz und pickig) drücken mußte. Dann stellte man den Frosch auf den Tisch und wenn sich die Spannfeder aus dem Patzen gelöst hat, sprang der Frosch in die Luft. Mei war des hetzig – gschrian hamma vor Lachen, vor allem, wenn wer daschrockn isch.

  2. Den Frosch hatte ich in Form einer Heuschrecke…
    Der Dialer hatte auch so ein Röntgengerät. Alle großen Schuhgeschäfte vermutlich.

    Mit Radon ging man, wie mit Strahlung allgemein, Recht unbekümmert um Das Waschmittel Radon enthielt zwar kein Radium, versuchte wenigstens strahlend weiße Wäsche mit dem Namen zu verbinden.

  3. Merkwürdig, wie die Erinnerung manches verfälscht!
    Ich hätte tatsächlich geschworen, daß 1950 die beiden Waschmittelmarken „Persil“ im grün-roten Paktl) und RADIUM den Markt beherrschten (letzteres in dunklerem Blau mit gelber Sonne von der oberen Ecke herein – und dem Werbesprüchl – weil „Slogan“ sagte man noch lange nicht! – „RADION WÄSCHT WEISSER“)
    Und wer es noch weißer habn wollte, der setzte dem lqetzten Schwemmwasser in der Waschküche das gute alte „Washblau“ hinzu. Pensionierte Deutschlehrer werden sich jetzt gewiß fragen:
    „Kommt der FLORIAN WASCHBLAU eigentlich beim Raimund oder beim Nestroy vor – und in welchem Stück?“

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