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Vom Ewigen Frieden

Vom ewigen Frieden

Heute vor einhundertacht Jahren, am 06. Juli 1914, zierte die Titelseite der Innsbrucker Nachrichten ein Artikel mit diesem Titel. Verfasst wurde er vom Oberstleutnant der Reserve, Rudolf Merkh. Entgegen Spekulationen, die der Titel wecken könnte, argumentierte der Oberstleutnant für die Naturgegebenheit des Krieges und dafür, dass der Versuch ihm zu entkommen ein sinnloser Versuch alternder Kulturen sei, die sich nur mehr nach Ruhe sehnten.

Um seine These, dass der Wunsch nach ewigem Frieden in sich unsinnig sei, wirft der Autor auch gerne alles unter dem Überbegriff „Kampf“ zusammen – ist Überreden nicht eine Art von Kampf, fragt er uns? Vielleicht hat er recht und die zahllosen Opfer von langwierigen Diskussionen über Ethik und Recht sind die wahrhaft Vergessenen der Geschichte – würde man ihr Leid mit den kleinen Unannehmlichkeiten des Stellungskrieges gleichsetzen wollen?

Auch das Gesetz ist Kampf, da ja wohl am Ende immer die Staatsgewalt steht, die es durchsetzt, so der Oberstleutnant. Ein schönes Argument, auch wenn es wohl zu dem Schluss führen muss, dass es keinen Unterschied zwischen Anarchie und dem vollkommensten Staatsgefüge gibt – am Ende ist doch alles nur Kampf.

(Signatur sommer10_336)  

Dieser Beitrag hat 4 Kommentare
  1. Ein starker Gedanke dieses Herrn.
    Freilich muss man oft sein Recht erkämpfen, und Beispiele gäbe es sicher weitere. Deshalb Krieg als Naturgesetz zu definieren ist schon ein großer Spagat, obschon aus ihm auch der damalige Zeitgeist sprach.
    Es gab aber auch vernünftige Ideen, die sich dann leider selten durchsetzten, oder muss ich ins Präsens wechseln und ein t streichen ?
    Außer dem oben erwähnten Bertha von Suttner – Zitat gab es auch etliche weitere z. B. von einem zweifellos klugen Menschen in dieser – oder besser – seit dieser Zeit mit einer durchaus kämpferischen Idee:

    “Wenn einer mit Vergnügen in Reih und Glied zu einer Musik marschieren kann, dann verachte ich ihn schon; er hat sein großes Gehirn nur aus Irrtum bekommen, da für ihn das Rückenmark schon völlig genügen würde.“
    Albert Einstein

    Nun hör ich schon wieder auf zu philosophieren, es ist nicht Sinn dieses Forum. Doch der Gegenwartsbezug des Artikels war zu offensichtlich.

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