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Unverhofft Kommt Oft …

Unverhofft kommt oft …

Als wir – mein Kollege Christof Aichner und ich – vor zwei Jahren für unsere Ausstellung die Innsbrucker Feuerwehrgeschichte durchforsteten, stießen wir in den einschlägigen Festschriften immer wieder auf den Namen „Franz Kondle“. Dieser sei von 1897 bis 1906 – so steht es auch im Buch „Die Feuerwehr Innsbruck. Geschichte, Gegenwart und Zukunft“ (Innsbruck 2007) – der erste Kommandant der Berufsfeuerwehr Innsbruck gewesen. Allerdings findet sich weder in den historischen Jahresberichten noch in den Adressbüchern ein „Franz Kondle“. Leider gelang es uns damals nicht, das Rätsel zu knacken. Da wir uns allerdings ziemlich sicher waren, dass es einen „Franz Kondle“ in den Reihen der (ständigen) Feuerwehr nicht gegeben hat, haben wir ihn sowohl in der Ausstellung als auch in der Broschüre „Mit vollem Einsatz! 125 Jahre Berufsfeuerwehr Innsbruck“ nicht erwähnt.

Kürzlich ist nun ein Archivgast im Zuge seiner Recherchen (die mit der Feuerwehrgeschichte eigentlich überhaupt nichts zu tun hatten) auf den oben abgebildeten Akt gestoßen. Als er mir davon erzählt hat, war ich natürlich sofort neugierig. Und siehe da, nun haben wir mit Eduard Pittl (1871-1934) einen Kommandanten der „ständigen Feuerwehr“ (= Berufsfeuerwehr), der bislang völlig unbekannt war.

Eduard Pittl kam am 12. März 1871 in Völs als Sohn des Bauern Andrä Pittl und dessen Frau zur Welt. In erster Ehe heiratete er 1901 Maria Mair (1870-1910) aus Natters. Nach dem Tod seiner ersten Frau ehelichte Eduard Pittl im Jahr 1911 die um zehn Jahre jüngere Martina Fasser aus Biberwier. Im Jahr darauf erblickte Sohn Ernst das Licht der Welt.

Über Eduard Pittls Ausbildung und berufliche Laufbahn liegen leider kaum Informationen vor. Er leistete seinen Präsenzdienst in der k. u. k. Armee und dürfte dann bereits 1897 der damals eben erst neu aufgestellten „ständigen Feuerwehr“ beigetreten sein. Im Jahresbericht für das Jahr 1902 wird er erwähnt:

Am 10. Mai [1902]. Prüfung der Sanitätsmannschaft im Saale beim grauen Bären in Gegenwart des Bürgermeister=Stellvertreters Dr. Wenin und mehrerer Mitglieder des Gemeinderates, des Branddirektors Viktor Baron Graff, der Kommandantschaft, des Polizeiwach‐Inspektors Karl Ertl und vieler Feuerwehrmänner. Der Prüfung unterzogen sich: Lorenz Edmund, Sanitätsmann, der Steiger der II. Kompagnie Dussek Josef, die Steiger der IV. Kompagnie Berkowitz Karl und Mader Josef, von der bezahlten Mannschaft Pittl und 10 Wachmänner der Polizeiwache.

XXVIII. Jahresbericht der Freiwilligen Feuerwehr in Innsbruck für das 45. Vereinsjahr 1902. Hervorhebung ME.

Im Innsbrucker Adressbuch wird er bereits im Jahr 1901 als „Feuerwach-Kommandant“ geführt und diese Funktion dürfte Pittl bis Mai 1906 ausgeübt haben, denn zu diesem Zeitpunkt trat er die Stelle des städtischen Turmwächters (um die er sich einige Monate zuvor beworben hatte) an. Neben einem Jahresgehalt von 1.000 Kronen (entspricht knapp 8.000 Euro) bekam er auch eine Zulage von 80 Kronen/Jahr „für das Aufziehen der Thurmuhr“. Zudem hatte er als Turmwächter Anspruch auf eine kostenlose Wohnung (im Stadtturm). Auch das elektrische Licht und das nötige Feuerholz stellte die Stadt bei.

Aus Pittls Bewerbung um die Turmwächter-Stelle (3. Jänner 1906). Er zeichnete als „Wachkommandant der städtischen Berufsfeuerwehr“.

(StAI, 22297/COML ex 1906)

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