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Tagebuch Einer Reise (II)

Tagebuch einer Reise (II)

Kürzlich haben wir die Herren Trappentreu, Sickl und Jaud in Wien, genauer gesagt im Hotel Nordbahn, verlassen, wo sich die drei am Abend ihres ersten Reisetages zur Ruhe begeben haben. Wir treffen sie nun am Morgen des 2. Augusts 1868 wieder:

II. Tag
Sonntag, am 2. Aug., wurde um 5 Uhr aufgestanden, die Rechnung mit 6 fl. bezahlt, und dann schleppten wir bei starkem Regenwetter unser Gebäck [sic] über die Ferdinandsbrücke dem Donaudampfschiff-Bureau zu, um, wie es beabsichtigt war, mit dem Eilschiffe fortzukommen. Auf Befragen des Kontroleurs [sic] hinsichtlich der Visirung unserer Pässe, erklärte uns dieser: daß sie jedenfalls von der ottomanischen Gesandtschaft visirt sein mäßten, ausserdem wir Anstand an der türkischen Grenze bekommen. Was war also zu thun? Wir trugen unser Gebäck [sic] wieder dem Hotel zu, bedingten uns ein anständiges Zimmer, und blieben den Tag über in dem lebhaften Wien, welches wir durchaus nicht bereuten. Gingen die Praterstrasse entlang, frühstückten vor einem Kaffehause [sic] (45 xr.). Hierauf spazierten wir in die alte Kaiserstadt zur ehrwürdigen Stephanskirche, hörten eine Hlg. Messe, besahen uns den interessanten Dom von Innen und Aussen, und gingen dann in die Kreuzerstraße zur türkischen Gesandtschaft; wo uns der Bescheid gegeben wurde, daß die Visirung 6 fl. zum Besten der Armen kostet; und Nachmittag die Pässe wieder geholt werden können. Jetzt fuhren wir in dem [sic] Prater zum Schützenfeste [gemeint ist das 3. deutsche Bundesschießen in Wien, das vm 26. Juli bis zum 6. August 1868 stattfand], kostete hin und zurück 1 fl. 50 xr., besahen die ungeheuer große Banketzthalle, worin Fahnen und Wappen aller Nationen angebracht waren, den Gaben-Tempel, welcher reiche und sinnreiche Geschenke, ja man kann sagen, eine kleine Industriehalle repräsentirte. So wurde es Mittag, und fuhren wieder auf der zum großen Theil schlechten und langen Straße dem Praterstern zu. Nach Tisch besuchte Herr Sickl Verwandte; Herr Trappentreu und ich holten die Pässe bei der Gesandtschaft, hörten dann die Vesper bei St. Stephan, welche der Erzbischof zelebrirte. Orgelspiel und Gesang wurde in einem viel rascherem Tempo gehalten, als bei uns; dann spazirten wir der prachtvollen Ringstrasse zu, und tranken Kaffee (30 xr.). Abends [sic] brachten wir wieder in dem angenehmen Gärtchen zu.

Reisetagebuch des Joseph Jaud

(Ph-A-24468-29 – Wien, Praterstraße)

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