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Stattlich I

Stattlich I

Unlängst habe ich ein Foto der ehemaligen Statthalterei gepostet, aus meiner Sicht das schönste, das wir in unserer Datenbank verzeichnet haben. Ein guter Anlass, sich ein wenig mit der Geschichte dieses Gebäudes zu beschäftigen.

Die betreffende Fläche stand ursprünglich im Besitz der Pfarrkirche, bevor Erzherzogin Claudia de Medici sie 1640/41 erwarb. Etwa zwanzig Jahre später ließ ihr Sohn, Erzherzog Ferdinand Carl, hier 1659/60-1662 von Christoph Gumpp einen Theatersaal, ein Bühnenhaus und ein neues Ballhaus errichten. Zerstreuung brachte es ihm keine mehr, denn er verstarb noch im Jahr der Fertigstellung. Drei Jahre später erlosch die Tiroler Linie der Habsburger überhaupt. Und da dies vorerst auch das Ende einer ständiger Hofhaltung in Innsbruck bedeutete, konnte so manches Gebäude – darunter auch dieses – einer neuen Nutzung zugeführt werden.

Selbige war auch rasch gefunden: Schon 1672 zog hier die drei Jahre zuvor gegründete Universität ein. In diesem Zusammenhang wurde auch der Durchgang von der Herrengasse in die Pfarrgasse (bzw. heute Domplatz) angelegt. Zwanzig Jahre später wurde der Bau durch Johann Martin Gumpp erstmals aufgestockt und erweitert. Maria Theresia richtete 1745 im ehemaligen Bühnenhaus eine öffentliche Landes- und Universitätsbibliothek ein; die Adaptierungsarbeiten führte ein weiteres Mitglied der Gumpp-Dynastie durch, nämlich Georg Anton. Es war den Gebäuden allerdings nicht mehr beschieden, die 100-Jahr-Feierlichkeiten der Universität auszurichten: 1766 übersiedelte diese ein paar hundert Meter weiter in die heute nach ihr benannte Straße.

Aus dieser Zeit besitzen wir leider keine Ansichten des Gebäudes mehr. Deshalb fungiert als Illustration dieses Beitrags eine Blick vom Ende des 19. Jahrhunderts, noch mit dem mit dem 1890 abgebrochenen Kräuterturm und dem Haus der damaligen Volksküche, in dem 1903/04 das „Stadtasyl für Obdachlose“ eingerichtet wurde.

(Stadtarchiv/Stadtmuseum Innsbruck, Bi-45)

Dieser Beitrag hat einen Kommentar
  1. Diese Aquarelle von J. Gröber sehr interessant und aufschlussreich!

    Im Aigner´schen Kodex gibt es laut Tiroler Kunstkataster noch eine ältere Darstellung des viergeschoßigen Statthaltereigebäudes von 1809.
    Weiters gibt es von 1819 einen Plan der Fassade in der Herrengasse, gezeichnet vom 20-jährigen Alois Negrelli, dem späterhin berühmten Eisenbahningenieur.

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