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Kein Schweres Rätsel, Aber Ein Schönes Foto

Kein schweres Rätsel, aber ein schönes Foto

Dieser Tage wurde ich von einem eifrigen Leser auf dieses Objekt angesprochen. Nach kurzer Suche fand sich von diesem Gebäude auch ein Foto.

Wir blicken also auf ein etwas gedrungenes dreistöckiges Haus, das zu seinem Nachbarn etwas zurückversetzt ist. Das Gebäude wirkt etwas dunkel und trostlos. Wenig überraschend ist wohl, dass es sich um ein ziemlich altes Foto handelt. Aber wie alt denn?

Ach ja, da war noch eine Kleinigkeit: Um es nicht ganz so einfach zu machen, hat eine böse Seele ein markantes und wohlbekanntes Geschäftsschild etwas „verdunkelt“…

Nun aber die Frage aller Fragen: Was ist denn das für ein Gebäude? Haben Sie dazu eine persönliche Erinnerung?

(Stadtarchiv/Stadtmuseum Innsbruck, Signatur: Ph-11.128)

Dieser Beitrag hat 21 Kommentare
  1. Noch ein Hinweis zum Text von Herrn Morscher: Der eifrige Leser war Herr Hirsch in http://innsbruck-erinnert.at/holz-vor-der-huettn/
    Die zwei weiteren Fragen (das „verdunkelte“ Geschäft und das Alter des Fotos) sollen andere beantworten (damit sie auch was zu tun haben)

    Vielleicht noch zum Alter und zu „persönlichen Erinnerungen“: Dazu bin sogar ich noch zu jung!

    Dafür eine Frage: Weiß man, auf welcher Saggenvilla diese Medaillons mit Portraits von Tiroler Künstlern sind?

  2. Mein erster Beitrag! Und ich sage hallo.
    Als Zugereister erkenne ich nicht allzu viel, verfolge aber diese äußerst interessante Seite schon länger mit großer Begeisterung.
    Das Stadtarchiv konnte mir auch schon zwei Mal ‚live‘ helfen.
    Bei diesem Rätsel wusste ich sofort Bescheid, da das Schild an der Schmalseite vom Haus Maria-Theresien-Straße 38 wohl heute in anderer Form auch auf das St. Georgentor hinweist. Leider kann ich auf dem Foto das nicht überprüfen.
    Selbst wenn das damalige Schild einen anderen Inhalt hatte, hat es mir bei der Lösung geholfen.

    1. Grüß Gott und Willkommen! Diese Tafel mit dem Hinweis auf das Georgentor ist leider in den weiteren Beiträgen untergegangen. Können Sie mir sagen, was da draufsteht (ich wohne zu weit weg!) bzw. könnte das Stadtarchiv davon ein Bild einstellen, inklusive eines Kommentars zum Georgentor? Vielleicht lässt sich auch der Text der früheren Tafel am Originalfoto entziffern?

  3. Das Bild zeigt das 1905 abgerissene Ottenthal-Haus. Am 25.01.1906, also vor 114 Jahren, war die Firstfeier für das neue Gebäude der Creditanstalt.

    Die historistischen Fassadenmalereien stammen aus dem Jahr 1868 und wurden laut der Fischnaler-Chronik in die Villa Mayer im Saggen übertragen.

    In den Neue Tiroler Stimmen vom 17. September 1869 werden die Fresken am Ottenthal-Haus wie folgt beschrieben:
    – Eine auf Goldgrund sich prächtig abhebende Madonna ober dem Strebepfeiler
    – links und rechts unter der Gottesmutter prangen Peter Anich und Andreas Hofer
    – gleich neben Hofer folgt das kräftig bebartete Antlitz des Herzogs Friedrich mit der leeren Tasche
    – daneben folgt der Minnesänger Oswald von Wolkenstein
    – das letzte Medaillon bildet ein Porträt des Malers Koch, mit der Palette in der Hand ein neues Werk in Angriff nehmend.

    1. Auch zu den Fresken in den 6 Erkerfeldern findet sich eine interessante Beschreibung. Die Neuen Tiroler Stimmen vom 9. September 1869 berichten über den Symbolgehalt dieser Malereien:

      „Die sechs kleineren Figuren an den zwei Eckern stellen
      symbolisch die geistige Thätigkeit der dar-
      gestellten Personen dar. Der kleine Bursche auf der Weltkugel sitzend,
      mit der rechten Hand den Zirkel, mit der linken das Fernrohr
      dirigirend, blickt mit Eifer durch dasselbe nach dem Sternhimmel.
      Das stehende Engelein einen Kranz von Lilien und Rosen in den
      Händen haltend, auf das christliche Volk herabblickend, ladet jeden
      Vorbeigehenden ein sich der hohen Hausmutter des Himmels anzu-
      schließen und ihre Tugenden nachzuahmen. Der trotzige kriegerische
      Junge mit struppigen Haaren repräsentirt die Tapferkeit der Tiroler,
      d’rum hält er in der Linken die Geschichtstafel mit den Jahres-
      zahlen der Kriegsjahre 1703, 1797, 1809, 1848, 1866, in denen
      sich die Tiroler ausgezeichnet. In der Rechten hält er des Tirolers
      Ehrenwaffe – den bewährten Stutzen mit dem Siegeskranz, der
      zugleich den Sieg des Rechtes bedeutet. Er knieet kräftig auf dem
      den Franzosen abgejagten Banner. –

      Auf dem zweiten Erker im ersten Felde
      spielt ein lieblicher Knabe die Lyra und singt dazu;
      er sitzt auf dem Dichterbuch und dem Ritterschwert des Oswald
      v. Wolkenstein; er bringt Musik und Dichtkunst zur Darstellung.
      Der auf dem Pfluge sitzende Junge drückt die Freude und Dank-
      barkeit des Tirolervolkes aus über die Erhebung desselben zu einem
      eigenen freien Stande durch Herzog Friedrich von Oesterreich. In
      der linken Hand hält er die Urkunde der Befreiung und mit der
      rechten, den Blick freundlich dem Volke zugewendet, zeigt er auf
      den fürstlichen Befreier. – Der junge Maler mit Pinsel und
      Palette, sich stützend mit dem einen Arm auf eine Büste des großen
      Gesandten Gottes und Volksführers Moses, repräsentirt die Historien-
      malerei.“

    2. Alle Achtung, Herr Auer! Ich bin mir jetzt sicher, dass Sie noch herausfinden, warum die Fassadenmalerei auf eine Saggenvilla übertragen wurden!

        1. Gerne, Herr Roilo und Herr Hirsch! In der Tat finden sich in den Innsbrucker Nachrichten vom 16. und 18. April 1910 genauere Informationen zum Schicksal dieser Fresken, welche anno 1868 vom Künstler Franz Plattner geschaffen worden waren:

          „Vor der Demolierung des Ottenthal-Hauses wurden
          die damals schon ziemlich beschädigten Fresken
          von der Fassade abgelöst, was auch gut gelang.
          Die Medaillonporträts gingen in Privatbesitz über
          und blieben für die Öffentlichkeit bis auf weiteres
          ganz verschollen. Nun aber sind vier davon wieder aufgetaucht
          und ihrer ursprünglichen Bestimmung zugeführt
          worden. Unten im Saggen, zwischen der prote- ­
          stantischen Kirche und dem Hirschanger, wird
          nämlich gegenwärtig von der hiesigen Bau-
          firma Fritz eine größere Villa, deren Eigen-
          tümer Oberbaurat Mayer ist, gebaut und an der
          Fassade dieses der Vollendung nahen Baues
          prangen nun die erwähnten Fresken, die der
          Bauherr seinerzeit käuflich erworben hat. Es
          sind dies die Porträts von Oswald v. Wolken-
          stein, Herzog Friedrich, Peter Anich und
          dem Maler Koch. Die natürlich entsprechend restaurierten
          Medaillons fügen sich in die allgemeine Gliede-
          rung der gefälligen Fassade des Neubaus gut
          ein und gereichen dem Hause zu würdigem
          Schmucke. Franz Plattners Werk aber hat hie-
          mit endlich die verdiente Wiederauferstehung
          gefeiert. Übrigens sei auch noch bemerkt, daß
          auch die Originalkartons zu diesen Porträts
          noch vorhanden sind; sie befinden sich im gro- ­
          ßen Speisesaale des bekannten Gasthofes „zum
          Kassl“ in Ötz. (….) Zu dieser in unserer letzten
          Nummer gebrachten Notiz teilen uns die Herren
          Oberhofer und Sicker, Bildhauer und Stukka- ­
          teure in Innsbruck mit, daß die Fresken seiner- ­
          zeit von ihnen abgenommen wurden, um sie
          vor dem Untergänge zu retten. Die Madonna
          ist im Besitze der Firma Huter und Söhne,
          Architekten hier, die übrigen fünf Medaillons
          sowie vier kleinere Erkerbilder blieben im Be- ­
          sitze der Herren Oberhofer und Sicker, bis
          vor kurzem Landesoberingenieur Ferdinand Mayr
          die genannten vier Medaillons kaufte. Der
          Andreas Hofer, sowie die vier am besten er ­
          haltenen Püttenbilder sind noch in ihrem Be ­
          sitze.“

  4. Ich bin in der Tat ein Betrachter außer Konkurrenz, weil ich das schon im anderen Beitrag gekannt habe. Ich freue mich aber sehr, das Gebäude jetzt doch halbwegs frontal aus nächster Nähe studieren zu können.

    Ich nehme an, daß es sich um eine Aufnahme handelt, die unmittelbar vor dem drohenden Abriß entstanden ist. Man sieht dem Haus auch an, daß da schon lange nichts mehr investiert worden ist. Die Geschäfte im Erdgeschoß sind geschlossen, und man sieht, daß schon zwei Gerüstpfeiler aufgestellt worden sind, und weiteres Rundholz liegt schon bereit. Man mußte ein Gebäude ja von Hand wieder in umgekehrter Reihenfolge abtragen. Ein Bagger hätte mit dem lieblichen Knaben ohne Respekt vor Oswalds Ritterschwert kurzen Prozess gemacht

    Aber irgendwer wollte es doch noch schnell fotografisch der Nachwelt erhalten. Nach dieser Theorie würde gelten Aufnahmejahr = Abrissjahr.

  5. Bald wissen wir alles. Danke für die Beiträge, Herr Auer!
    Interpretiere ich die leider nicht Punktgenaue Ortsangabe Hirschanger als den Standort des Klosters zur Ewigen Anbetung richtig, dann bleibts schwierig, dort sind etliche Villen, eine „große“ wäre z.B. an der Ecke Karl Schönherrstraße. Aber am Google 3D Bild sind dort keine Medaillons zu sehen.

      1. Trotzdem danke für den Link.

        Man wird die Kunstwerke übermalt haben, Bombenschäden gab es im Saggen ja keine. Vielleicht war eine Restaurierung zu teuer. Wobei der Kunstwert ja auch zweifelhaft gewesen sein kann.
        Wenn man nur die genaue Adresse der Villa hätte.

        1. Die genaue Adresse scheint leider nirgends auf. Vermutlich war die Villa Mayr in der Kaiserjägerstraße. In den Innsbrucker Nachrichten vom 31. Dezember 1909 heißt es:
          „Im Saggenviertel entstanden drei neue Villen, darunter eine
          zweistöckige Villa in der verlängerten Saggengasse
          nahe der evangel. Christuskirche des Landes- ­
          oberingenieurs Ferd. Mayr (erbaut durch die
          Firma Fritz), ein gefälliges Objekt mit freier
          Bauweise.“

  6. Als jemand, den es ins Oberland verschlagen hat, interessierte mich im Beitrag von Herrn Auer besonders: „Übrigens sei auch noch bemerkt, daß auch die Originalkartons zu diesen Porträts noch vorhanden sind; sie befinden sich im großen Speisesaale des bekannten Gasthofes „zum Kassl“ in Ötz. (….)“
    Ich habe mir gerade die Homepage des 2020 renovierten Posthotels Kassl https://www.posthotel-kassl.at/ angeschaut und dabei nur ein Bild im Restaurant entdeckt, das aber nicht zu den Beschreibungen der Medaillons passt

  7. Die Adresse der Saggenvilla ist jetzt doch noch aufgetaucht, es handelt sich um das Haus Kaiserjägerstraße 40. An der Fassade des Hauses sind sogar noch die vier quadratischen Aussparungen für die Fresken zu erkennen. Möglicherweise sind die Fresken übermalt worden.

    Die entscheidenden Hinweise liefert dieser heimatkundliche Artikel im Tiroler Anzeiger vom 9. Jänner 1936:
    https://anno.onb.ac.at/cgi-content/anno?aid=tan&datum=19360109&query=%22FRESKO+plattner%22~10&ref=anno-search&seite=6

  8. Das trägt nichts mehr zur Klärung bei – DANKE! an Alle, die da beigetragen haben. Als jemand, der ab 1968 als Sechsjähriger den Villensaggen mit sinem Roller erforscht hat, war ich schon verzweifelt diese Fresken nicht zu kennen. Schon 1970/71 gab es sie sicher nicht mehr an diesem Haus, ich könnte mich erinnern, ein Schulfreund hat dort gewohnt, den ich von der KJ 22 aus oft besucht habe.

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