Stadt ohne Elfenbeinturm
Es hätte bekanntlich immer auch anders kommen können. Zum Beispiel, wenn sich die Idee des Stadtbauamtes vom 26. Oktober 1900 durchgesetzt hätte und man die Stadt Innsbruck am westlichsten Ende des Stadtgebietes (noch ohne Wilten-Erweiterung) entlang des Inn-Ufers um zentrumsnahe Wohnviertel erweitert hätte. Die Straße nach Völs hätte den Namen Fürstenweg beibehalten und in strahlenförmiger Verkehrsanbindung wäre die ebenfalls erst einige Jahre später gebaute Universitätsbrücke als Fürstenbrücke oder Rösslbrücke erdacht worden, um ins benachbarte Hötting überzusetzen.
Eine Reihe von Beiträgen auf unserem Blog zeigen die heute Alte Universität, damals noch als Neue Universität am Innrain errichtet. Schon 1914 geplant, erst 1924 eröffnet.
Obenstehender Plan stammt aus einer Kartonserie im Stadtarchiv, der sich mir aus unerfindlichen Gründen erst jetzt gezeigt hat. Darin ist in der ersten Schachtel eine Mappe mit „Alten Plänen“, die neben ihrer liebevollen Ausfertigung vor allem eines gemeinsam haben: Die Projekte wurden nicht umgesetzt. So wie die Altstadt nicht mit Boulevards zerstückelt wurde, kam auch das Viertel dieses Plans nicht zustande. Eine weitere Gemeinsamkeit ist das Ringen um neue „Baulinien“, die Art von Fanatasieübungen, die heute Bebauungsplan genannt werden und wo es genau darum geht, mit großer Freiheit entweder vorhandene Probleme zu lösen oder die weiten unbebauten Flächen rund um die kleine alpin-urbane Stadt sinnvoll zu erschließen.
Als langjähriger Frequentant verschiedener Kurse an der Alma Mater in Alten/Neuen Gebäuden plus Geiwi-Natwi-Neubauten, die heute schon wieder alt aussehen, war ich um die große Nähe zur Innenstadt immer froh; Campusse in Vororten oder an Stadträndern erscheinen mir immer als Fremdkörper in ihren Vierteln. Die Uni Innsbruck passt hier, auch wegen der Nähe zu Klinik und Gericht, ziemlich gut hin.