Staatsgrün & Krapprot
Ihnen sind diese beiden Farbtöne noch nie untergekommen? Dann sollten sie auf jeden Fall weiterlesen! Noch heute ist die einstige k.u.k. Armee für ihr Farbenkastl bekannt. Dieses ausgefeilte Farbsystem ermöglichte es nicht nur jedermann/-frau auf den ersten Blick die Waffengattung zu erkennen, sondern auch einwandfrei das Regiment zu bestimmen, dem der betreffende Soldat oder Offizier angehörte. Das Spektrum der sogenannten Egalisierungsfarben reichte dabei von Weiß über 10 verschiedene Rottöne (darunter Krapprot, Kirschrot und Amarantrot), Schwefel-, Kaiser- und Orangegelb und mehrere Grüntöne (darunter Papageigrün) bis hin zu Schwarz. (Für die Knöpfe gab es hingegen nur zwei Farben: Weiß & Gelb.)
Wenig verwunderlich also, dass man sich auch in anderen Bereichen bei der Gestaltung von Uniformen nicht einfach mit einem schlichten Rot oder Grün begnügte, sondern besondere Farbtöne vorschrieb. Die Gemeinde Hötting war hier keine Ausnahme, wie das folgende Schreiben vom 12. Mai 1912 belegt. Darin wurden die Ausrüstung, Uniformierung und Distinktionen der Sicherheitswache Hötting wie folgt festgeschrieben:
Dienstbekleidung:
Bluse: schwarz oder Staatsgrün.
Hose: schwarz mit krapproter Passepoille [sic] (oder weiße Sommerhose).
Kappe: analog der k. k. Gendarmerie mit Silberverschnürung u. solcher Kokarde mit SW.
Für Parade: ist [sic] Rock, Federhut mit Kokarde und weiße Handschuhe vorgeschrieben.
Der Wachführer trägt Silberverschnürung und ein gleiches Portepee. [Der Wach-]Führer-Stellvertreter und Wachleute rote Schnüre und das Portepee mit rot-weiß aus Baumwolle.
Ausrüstung:
Der Wachführer (Wachtmeister) ist berechtigt den blanken Schleppsäbel zu tragen, die übrige Mannschaft dagegen trägt solche mit Lederscheide. Außerdem ist jedes einzelne Organ der Wache mit einem Revolver und der Schießkette ausgerüstet.
Distinktion:
Für den Wacheführer (Wachtmeister) werden drei Silberrosetten mit einem Silberpörtchen vorgeschrieben. Ferner wird festgesetzt für den Wachführer-Stellvertreter (Postenkommandant) drei Rosetten, definitive Wachmänner zwei Rosetten, der provisorische Wachmann trägt eine Rosette (hat ein neu eingetretener Wachmann vorher schon über ein Jahr bei einem Wachkörper oder bei der k. k. Gendarmerie gedient so ist derselbe zum Tragen der zweiten Rosette schon bei seinem Dienstantritte berechtigt).
Leider haben wir unserer Datenbank kein passendes Foto, aber vielleicht hat ja der ein- oder andere von Ihnen in seinem privaten Fundus eine Aufnahme eines Höttinger Sicherheitswachmannes in Uniform. Dann würden wir uns über einen Scan freuen!
(StAI, Gemeindearchiv Hötting, Krt. 1911/12, Zl. 2786 ex 1912)
Welche Farbe hatte im Gegensatz dazu die Uniform eines städtischen Sicherheitswachmanns? Hier ist ein Sterbebildchen des Innsbrucker Postenkommandanten Josef Brunner von 1910 samt Porträtfoto:
http://sterbebilder.schwemberger.at/picture.php?/207956/search/25491
Sterbebildchen eines Höttinger Wachmanns habe ich leider keines eruieren können….
1913 wurde der Höttinger Sicherheitswachmann A. Pichler von gefährlichen Fischdieben in den Gießenbach gestoßen. Die farbenfrohe, schöne Uniform dürfte beim unfreiwilligen Bad im Gießenbach etwas gelitten haben…..
https://anno.onb.ac.at/cgi-content/anno?aid=ibn&datum=19130303&query=%22SICHERHEITSWACHMANN+H%c3%96TTING%22~10&ref=anno-search&seite=4
Vielen Dank für die interessanten Fundstücke! Die städtische Sicherheitswache hätte sich sicherlich auch einen Beitrag verdient – ich werde mich auf die Suche nach Bildmaterial begeben.