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Sondergemeinderat

Sondergemeinderat

Der heutige 30. Jänner ist für all jene, die mit der Geschichte des Hauses Habsburg näher vertraut sind, als besonderes Datum bekannt. Just an diesem Tag im Jahr 1889 nahm sich der 30-jährige Erzherzog Rudolf, einziger Sohn von Kaiser Franz Joseph und Elisabeth und damit Kronprinz des Reiches, in Mayerling das Leben. Heute geht man allgemein davon aus, dass Rudolf dort zuerst seine Geliebte Mary Vetsera und dann sich selbst erschoss.

Über sein Leben, sein schwieriges Verhältnis zum Vater, seine unglückliche Ehe mit der belgischen Prinzessin Stephanie, seine politischen Ambitionen aber auch über seine gesundheitlichen Probleme wurde schon zu Lebzeiten und besonders aber nach seinem Tod mit großem Interesse aber auch mit zahlreichen Spekulationen geschrieben. Besonders seine außerehelichen Beziehungen und sein Selbstmord, dessen genauen Umstände der Wiener Hof zu verschleiern versuchte, boten hierfür natürlich einiges an Stoff.

Rudolf und Stephanie anlässlich der Hochzeit.

Zu Innsbruck hatte Rudolf keine besondere Verbindung. Einigen dürfe jedoch seine Anwesenheit bei der Enthüllung des Rudolfsbrunnen am heutigen Bozner Platz (damals Margaretenplatz) im Jahre 1877 bekannt sein. Schon wenige Jahre zuvor, 1873, hatte Rudolf die Protektion des hiesigen Veteranenvereins übernommen, der sich fortan Kronprinz-Rudolf-Veteranen-Verein nannte.

Die Nachricht vom Tod des Kronprinzen verbreitete sich damals in Windeseile im ganzen Reich. Die Innsbrucker Nachrichten titelten am 31. Jänner: „Kronprinz Rudolf todt!“ Zum damaligen Zeitpunkt galt als offizielle Todesursache wie aus dem Artikel ersichtlich ein Schlaganfall, allerdings wurden auch Gerüchte von einem möglichen Jagdunfall erwähnt (hier der gesamte Artikel). Wer sich die gesamte Gerüchteküche zum Tod des skandalumwitterten Prinzen in den folgenden Tagen und Wochen ansehen möchte – die damaligen Zeitungen bieten hier einiges an Lesestoff und zeigen, dass die Sensationsgier nach Nachrichten der ‚Royals‘ auch damals schon eifrig befriedigt wurde.

Titelblatt der Innsbrucker Nachrichten vom 31. Jänner 1889.

Der Innsbrucker Gemeinderat trat aus Anlass des Todes des Erzherzogs am 1. Februar zu einer außerordentlichen Sitzung unter Vorsitz von Bürgermeister Heinrich Falk zusammen, nachdem dieser bereits am Vorabend eine Beileidsdepesche an den Obersthofmeister gesandt hatte. Das Protokoll der Gemeinderatssitzung können Sie im Titel sehen – die zweite Seite weiter unten.

„Der Bürgermeister eröffnet die Sitzung und richtet an die in schwarzer Kleidung erschienen Gemeindevertreter eine von diesen stehend angehörte ergreifende Ansprache, mit welcher er der tiefsten Trauer und Teilnahme anlässlich des erschütternden Schicksalsschlages Ausdruck verleiht, welcher S.e Majestät den Kaiser, das Allerhöchste Kaiserhaus und die Gesammtmonarchie durch das Hinscheiden des allgeliebten Kronprinzen Erzherzog Rudolph betroffen hat.

Der Vorsitzende, welcher bereits am 30. Jänner l. Js. dem Obersthofmeisteramte S. Majestät auf telegraphischem Wege das Beileid des innigsten Schmerzes ausgedrückt hatte, ersucht um die Ermächtigung, selbes auch noch persönlich S. Exzellenz dem Herrn Statthalter zur Kenntnis bringen zu dürfen, welche Ermächtigung sofort einhellig ertheilt wurde.

Hierauf wurde die Sitzung als geschlossen erklärt.“

Gemeinderatsprotokoll 1. Februar 1889

In den kommenden Tagen und Wochen konnte die offizielle Version vom Tod allerdings nicht mehr aufrecht erhalten werden und bald schon wurden Spekulationen über den Selbstmord verbreitet, was anfänglich auch zu zahlreichen presserechtlichen Urteilen, u.a. auch in Innsbruck geführt hatte, wo das Landesgericht verschiedene Artikel zu dem Thema in ausländischen Zeitungen verbot. Noch im selben Jahr erschienen zahlreiche Publikationen zu Rudolf und die Erinnerung an den ehemaligen Hoffnungsträger des Reiches war rasch umkämpft. Wie sehr dies teils auch sonderbare Züge annehmen konnte, zeigt ein Bericht aus den Salzburger Kirchenzeitung, in dem man sich über den mangelnden Respekt im Umgang mit Rudolfs Tod von Seiten der Liberalen in Tirol beschwerte und das gekonnt mit deren anti-katholischer Haltung vermischte.

Salzburger Kirchenzeitung, 15. März 1889.

Das Interesse am skandalumwitterten Prinz riss auch in der Folge nicht ab und ist, wie zahlreiche Dokumentationen, die regelmäßig erscheinen bis heute nicht wirklich abgerissen.

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