Sommer 1914 (VII)
Mitte August 1914 laufen bei den Zepharovichs bereits die Vorbereitungen für den für November geplanten Umzug. Allerdings ist die durch den Kriegsausbruch hervorgerufene Unsicherheit für Margarethe von Zepharovich sehr belastend, zumal inzwischen auch ihre Schweester Franzi Gudenus abgereist ist und sie somit niemanden hat, mit dem sie ihre Sorgen besprechen kann. Am 19. schreibt sie ihre Schwester daher zumindest einen langen Brief …
Tags darauf wird bekannt, dass Papst Pius X. (1835-1914) in den frühen Morgenstunden verstorben ist. Die Innsbrucker Nachrichten berichten darüber bereits in ihrer Mittagsausgabe (siehe unten).
In ihrem Tagebuch notiert Margarethe dazu: „Heute die Nachricht, daß unser geliebter Hl. Vater Papst Pius X. gestorben ist, er war nur 2 Tage krank, so ist unsere Kirche ohne Hirt – wie soll jetzt Conclave etc. stattfinden? Mein Gott verlaß uns nicht.“
Neben dem Tod des Papstes berichten die Zeitungen auch über das Ultimatum Japans an Deutschland sowie über die militärischen Erfolge der Mittelmächte. Margarethe schreibt: „Japan stellt an Deutschland ein unannehmbares Ultimatum, noch ein Feind mehr. Aber in Rußland, Frankreich sind wir siegend u. die Serben fliehen in das Innere des Landes.“
Mit Blick auf ihre eigenen Erlebnisse schreibt sie unter dem 20. August 1914: „Nm. gingen wir alle 4 zu Fuß hinauf nach Igls, was herrlich war, dort besuchten wir Hohenwarths, gingen mit ihnen nach Lans, wo die Kinder mit Mr. Comte [?] Schifferlfuhren, dann fuhr ich mit Zana heim, die 2 gingen zu Fuß.“
Unter dem 21. August hält sie wiederum ausführlich die Nachrichten von den verschiedenen Kriegsschauplätzen in ihrem Tagebuch fest. Die Zeitungen berichteten ausführlich über Erfolge der Mittelmächte an der Westfront und gegen Serbien. Angesichts der verschiedenen Siegesmeldungen mag es nicht verwundern, dass Margarethe wenige Tage später voll Zuversicht war: „Auch im Norden u. Südosten gehtn alles gut. Gott sei Dank, möge es so weiter gehen, so werden wir bald einen glorreichen Frieden haben. Das walte Gott!“ Auch war sie überzeugt, dass aufgrund des für die Mittelmächte günstigen Kriegsverlaufs Italien tatsächlich neutral bleiben werde: „[…] so wenig ich auf die welschen Schurken halte, glaube ich doch an ihre Neutralität, da wir jetzt im Siegen sind, u. sie ja nur Vorteil davon haben, mit den Siegern gut Freund zu bleiben.“ (22. August 1914).
Am 24. August (der Geburtstag ihrer im Jahr 1902 verstorbenen Mutter) spaziert Margarthe mit ihren Söhnen auf den Bergisel („dort Zeitung gelesen“) und ging dann mit ihrem jüngsten Sohn noch zur Kapelle St. Bartlmä, „das älteste Gebäude Innsbrucks, aus der Römerzeit kommend, das [zum] Glück offen war, beteten für die gute Mama u. meinen Alli [= Ludwig Ritter von Zepharovich].“
Titelfoto: StAI, Ph-7727 / Text: TB Margarethe von Zepharovich, Privatbesitz.