Schrittgeschwindigkeiten
Schrittgeschwindigkeit ist ein abstrakter Begriff. Was ist das „Schrittgeschwindigkeit“? Nähern wir uns der Frage anhand dieser schönen Aufnahme. Über den Ort des Geschehens sage ich nix, aber es fährt eine Straßenbahn der Linie 3 durchs Bild. Auf dem Taferl der Garnitur 35 Steht „Pradl – Hallenbad – Amraser Strasse“.
Besonders fesch sind die großformatigen Geschäftswerbungen an der Hausmauer im Hintergrund und die Kleinformate zu ebener Erde. Zwischen den beiden Häuserzeilen blinzeln noch ein paar Häuser hervor. Ob der Knabe im Vordergrund gerade Richtung Imst aufbricht ist nicht bekannt.
Doch zurück zur Schrittgeschwindigkeit: Ich zähle fünf Menschen zu Fuß. Jede dieser Personen geht naturgemäß in Schrittgeschwindigkeit. Gleichzeitig bewegen sich Alle in unterschiedlicher Geschwindigkeit; also Schrittgeschwindigkeiten.
(Stadtarchiv/Stadtmuseum Innsbruck)
Vor 1941, da die 3er in der Amraserstraße noch eingleisig verkehrte. Rechts könnte noch der B Bus im Bild sein. Fast möchte man meinen, dass die 2 Damen vom Bus zur 3er wollen, um Richtung Innenstadt zu fahren.
Hier bewegt sich in der Tat alles, zerstiebt oder sammelt sich oder geht und fährt einfach verschiedener oder doch gleicher Wege – nämlich als Umsteigende vom Bus in die Tram. Wir hatten das Bild schon – https://innsbruck-erinnert.at/unterwegs-mit-pfarrer-goehlert-xv/ – aber es ist definitiv einen Repost wert.
Betrachtungen zur Beziehung der 3er-Tram mit dem am Rande auch abgebildeten Bus der Linie 6 hat Herr Rangger im dortigen Diskussionsthread schon angestellt.
Der Knabe, an den Sie, Herr Morscher, denken, war es sicher nicht, Der wusste damals noch gar nicht, was „Imst“ ist und mit einer Schultasche hatte er erst im Jahre 1942 etwas zu tun!
Sicher ist, dass er von der gleichen Schule kam, also von der „Knaben Volkschule Pradl“ am Pradler Platz – sonst gab es ja nichts. Sicher ist auch, dass er sich noch mit der Kurrentschrift herumschlagen musste, denn wir begannen das erste Mal mit der „Lateinischen Schulschrift“ in besonderen, sechszeiligen Schulheften. Natürlich hatten wir auch noch eine kleine Tafel in der Schultasche am Buggel, mit gespitzten Griffel im hölzernen Federpenal und heraushängenden Schwamm plus einem trockenen Tuch.
Der Bursche wohnte wahrscheinlich in der Premstraße bzw. in deren Umgebung (damals sicher noch nicht als „Stalingrad“ bekannt)
Diese große Baulücke ist heute durch das Eckhaus Lindenstraße 26 ausgefüllt.
Anlässlich einer Fotorunde durch Pradl im heurigen August habe ich von diesem Haus ein Foto geschossen:
https://postimg.cc/tYPfg9Bx
Vor einigen Wochen habe ich wieder einmal das „Werkverzeichnis“ meines Onkels, des Pradler Bildhauers Franz Roilo, durchgeschaut und bin zufällig auf folgenden Eintrag gestoßen:
„Stadtbauamt – 1948 – Geschnitzte Erkersäulen Lindengasse 26“!! Schade, dass ich das im August noch nicht wusste – ich werde hier doch nochmals vorbeischauen müssen!
Übrigens: Dieses Wohnhaus ist ein Theodor Prachensky Bau!
Was ich zu diesem Foto noch anmerken möchte: Dieser Bub geht also am Beginn der Dr. Glatzstraße, die ja bekanntlich in ihrem weiteren Verlauf an der Westseite der Conradkaserne / des Garnisonsspitals entlang führt.
Während des 1. Weltkriegs gab es hier ein Stichstrecke der Straßenbahn für Verwundetentransporte!!
Nachzulesen im Beitrag https://innsbruck-erinnert.at/in-aller-stille-das-garnisonsspital/
6 Erker mit 12 Säulen sieht man auf Google Maps am Haus Lindenstraße 26, einige auch auf Ihrem Foto Herr Roilo.
Danke, Herr Pechlaner, für den Hinweis. Leider funktioniert derzeit bei mir Google Maps nicht richtig, habe es noch nicht herausgebracht, warum! Es wäre sehr nett von Ihnen, wenn Sie mir den entsprechenden Link zukommen lassen könnten – danke im Vorhinein!
Es sind nur mehr drei Erker mit diesen Verzierungen übrig.
https://postimg.cc/87CGgn6j
Anbei der gewünschte Link.
Tatsächlich zeigen einige Säulen – wie
z.B. jene am Bild – Verzierungen auf, die geschnitzt sein könten.
Vielleicht sind es die von Ihnen Erwähnten.
https://maps.app.goo.gl/Dxa7QSSmNJmdaCVW8
Von den geschnitzten Säulen sind nur noch bei 3 Erkern etwas übrig:
Ja, ja – die Dr. Glatzstraße! Sie war auch die Zufahrtsstraße nach „Stalingrad“ und zu meinem „Großen Loch“, welches ich schon in mehreren Beiträgen erwähnt habe. Leider bisher ohne Erfolg!
Dazu ein Hinweis auf: https://innsbruck-erinnert.at/mit-kurt-reuter-1955-durch-innsbruck-vi/
Wenigstens existiert ein Luftbild (1940), von dem ich annehme, daß es dieses „Große Loch“ zeigt.
https://postimg.cc/cr2Gd3b7
Auch 1946 und 47 ist es noch zu sehen, auf einer Aufnahme von 1953 ist es aber verschwunden.
https://postimg.cc/18bwSy67
Daß sich dort Panzerbesatzungen ausgetobt habe, kann man sich gut vorstellen.