Schienen, Schienen, Schienen und ein paar Bretterwände
In der Zeit als Filmrollen bei 36 Fotos endeten, war man als Fotograf sehr sparsam mit seinen Aufnahmen. Umso verwunderlicher ist, dass wir hier ein Foto vor uns haben, das etwa zur Hälfte aus Straßenbahnschienen besteht, aber offenbar diese gar nicht abbilden will. Auch der Rest des Fotos gibt auf den ersten Blick inhaltlich nicht viel her; Bretterwände vor Baulücken.
Vermutlich wurde die Aufnahme in den frühen 1940-er Jahren gemacht, findet sich doch an der Bretterwand rechts ein Werbeplakat der „Berliner Illustrierten“.
Leider ist es nicht möglich die anderen Plakate zu entziffern.
Der Ort der Aufnahme ist kein echtes Rätsel, aber vielleicht fällt Ihnen dazu noch was Anderes ein?
(Quelle: Privatsammlung)
Hinter der Bretterwand war das Sägewerk der Firma Alois Wörle, rechts ein Gasthaus – mehr sag ich heute nicht mehr
Heute früh sah es auf der rechten Seite fast gleich aus, wie damals (wenn man von den Geleisen absieht)
ich meinte natürlich auf der l i n k e n Seite!
Siehe auch http://innsbruck-erinnert.at/leider-zu-typisch-fuer-ein-gutes-raetsel/
Wahrscheinlich wollte der Fotograf die vielen weißen Markierungen aufnehmen – als Beweis, dass man eine entsprechende Verordnung erfüllt hat! 1942??
Ich habe nun gerade zur Sicherheit im Findbuch 1940 nachgeschaut: Darin gibt es ein großes Inserat der Firma Alois Wörle mit „Möbel-Bautischlerei und Sägewerk ………straße 78, Eingang Lagerplatz“. Das „Baugeschäft“ befand sich weiter drunten auf der anderen Straßenseite, auf Nr. 51 – dem „Wörlehaus“
Hier, auf Nr. 78 (Bretterzaun) steht nun das letzte Haus der ……..straße an der Westseite!
…und es gab einen Proteststurm, als die Gleise verschwanden, oder? Jedenfalls sind die neuen Häuser nicht mehr für die Ewigkeit gebaut, im Gegensatz zum Altbestand.
Der aus der Reihe tanzende weiße Balkonverbau markiert vielleicht die Wohnung des Hausherrn (wenn er denn dort zu Hause war), der durfte sowas. Die anderen mußten schon damals unterschreiben, daß sie nichts verändern dürfen.
Das Haus mit dem weißen Balkonverbau (Nr. 76) gehörte zumindest 1938 einem Rechtsanwalt Dr. Josef Riz, der wohnte tatsächlich in der Anton Rauchstraße 29, in dieser Villa in Mühlau lebte es sich wahrscheinlich besser!
Heißt das jetzt, Herr Schönherr und Herr Hirsch, im Klartext: Haus Nr. 78 wird bzw. ist schon abgerissen und wird durch einen Neubau ersetzt? Ich bin ja zu weit weg um nachzuschauen!
Ja.
Dort gibts ein paar Visualisierungen des Bauträgers:
https://www.panoramabau.at/projekte/aktuelle-projekte/duett/
Ja. Ist schon ein gutes Jahr leergestanden, mit den üblichen Jubelplakaten der Bauherrn. Ein besonderes Juwel wars nicht. Aber deswegen abreißen?
Na, Mahlzeit (doppelt, weil ich mir jetzt eine Forelle zukommen lasse). Schon ein Wahnsinn mit dieser Bauerei! Danke Herr Rangger
Ja. Ist schon ein gutes Jahr leergestanden, mit den üblichen Jubelplakaten der Bauherrn. Ein besonderes Juwel wars nicht. Es wurde auch der hinter dem Concorde Matratzengeschäft liegende Stöckldschungel, teils mit Swarovski-Aufschrift, samt Concord der Neubebauung dieses Ecks geopfert.
Ich bilde mir ein: Von diesem Stöckldschungel inkl. Sägewerk Wörle hatten wir schon einmal einen Beitrag – ich finde ihn nur nicht auf die Schnelle
Ich bin nun insofern fündig geworden, dass wir zwar keinen eigenen Beitrag hatten, wohl aber in einem anderen Beitrag darüber gesprochen haben! Siehe http://innsbruck-erinnert.at/hoch-hinaus-3/ (mein Kommentar vom 2.12.2020 20:31)
Schade, dass das Team Stadtarchiv bisher noch nie auf meine Bitte in diesem Eintrag eingegangen ist!!
….. und Dank an Herrn Hirsch natürlich ebenso (habe ich erst jetzt entdeckt)!
So nebenbei fällt mir noch etwas ein. Im Haus Nr.74 (man sieht es gerade nicht mehr) ist Stadtrat Ing. Gottfried Sigl – siehe innsbruck-erinnert.at/granada/ – aufgewachsen.
Weiters: Haus Nr. 50 gehörte 1938 Wörle Alois sen. – siehe auch http://innsbruck-erinnert.at/ein-schiessstand-fuer-pradl/
War das der darin genannte Maurermeister, der 1900 in der Egerdachstraße 6 wohnte?
Und weil wir schon dabei sind und doch schon etwas Zeit vergangen ist, für ‚Fremde‘ (oder die hier nur lesen und nicht schreiben): Wir befinden uns beim südlichen Ende der Pradlerstraße / Einmündung in die Amraserstraße. Der Gasthof rechts hieß „Zum Lindenhof“, den wir auch schon einmal als Beitrag hatten: http://innsbruck-erinnert.at/leider-zu-typisch-fuer-ein-gutes-raetsel/
Vielleicht nochmals, weil es, so glaube ich ‚untergegangen‘ ist, meine These: Das Foto dürfte als Beleg / Beweis für die laut Reichs Luftschutzverordnung weiß zu bemalenden Hausecken, Randsteine, Oberleitungsmasten etc, gemacht worden sein.
Nicht untergegangen, sondern sehr glaubwürdig. Und wenn nicht als Beweis, so vielleicht als Beispiel „So bemalt man deutsche Randsteine richtig“. Die Vorschrift kannte ich nicht, ich grüble über den Sinn nach. Dass man bei Totalverdunklung nicht stolpert oder anrennt (ernst gefragt)?
Jetzt habe ich doch einmal irgendwo nachschauen müssen wegen ‚meiner‘ weißen Hausecken etc. Ich erinnere mich deshalb immer wieder, weil unser Haus, die Pradlerstraße 15 ebenfalls solch eine ‚Verzierung‘ hatte.
Nun habe ich in http://bunker.amaot.info/8dfgvo.htm Die „Achte Durchführungsverordnung zum Luftschutzgesetz (Verdunkelungsverordnung) vom 23.5.1939“ gefunden. Im §28 – Maßnahmen zur Erhöhung der Verkehrssicherheit ist genau beschrieben, was es mit diesen weißen Anstrichen auf sich hat.